Helga Neges: mit klarer Vorstellung Neustart mit eigenem Shiatsu-Studio.

Foto: Standard/Regine Hendrich
Wien – Zuerst war da eine klassische Ausbildung zur Kosmetikerin, dann kamen Jobs auf Beautyfarmen und als Geschäftsführerin in Tiroler, Salzburger und Wiener Kosmetikunternehmen. Dann war Schluss.

Nach 20 Jahren im Geschäft mit der Schönheit anderer, bekam bei Helga Neges "das Nachdenken über das eigene Leben die Oberhand". Und was sie da sah, gefiel ihr gar nicht. Trotz fundierter Ausbildung als Shiatsu-Praktikerin, Heilmasseurin und Kursen in traditioneller chinesischer Medizin konnte sie nichts davon in ihren Beruf einbringen. Dort ging es nach wie vor nur um klassische Kosmetik, was für die damals 36-Jährige unbefriedigend und "gleichbedeutend mit Stagnation in meiner persönlichen Entwicklung war." Worauf die sanfte und zurückhaltend wirkende Kärntnerin sich aus ihrem gesicherten Angestelltenverhältnis ausklinkte.

"In der Zeit bin ich Bekannten ausgewichen, die mich nur vor den Risiken eines solchen Schrittes warnen wollten", lässt sie ihre damaligen Selbstschutzmaßnahmen Revue passieren. In so einer Übergangszeit sei es notwendig, negative Messages von sich wegzuhalten, rät sie. "Die Idee, sich selbstständig zu machen, war schon immer ein Traum." Den hat sie in Form eines "ganzheitlichen Institutes für Naturkosmetik und Shiatsu" dann dezidiert beim Arbeitsmarktservice deponiert. Sie wollte sich von der Branchenkonkurrenz abheben, eng mit Ärzten und Therapeuten zusammenarbeiten, und auch kein Straßenlokal, sondern ein als Relax-Oase gestaltetes Umfeld schaffen. Klare Vorgaben, die ihr jedoch beim AMS freilich zuerst nicht viel Ermutigung einbrachten. Sie erinnert sich‚ dass die Beraterin – nach längerer Wartezeit – gleich präventiv abwehrte: "Bei ihnen wird das eh nix. Ich habe nur 30 Formulare für einen Gründerkurs, die gebe ich nicht jedem", hieß es da. "Schön, ich bin ja auch nicht jeder", sei ihr zum Glück als Konter eingefallen, erinnert sich Neges heute an die Szene.

Mit Schmähs allein aber war es nicht getan: Die Idee musste mit harter Überzeugungsarbeit gestützt werden, denn für den von Neges angepeilten Kurs der Österreichischen Studien- und Beratungsgesellschaft musste das Firmenkonzept, die Finanzierung sowie auch der Standort fixiert sein. Weiters habe ihr das AMS zwar einen PC-Kurs bezahlt, aber erst nachdem sie den genau für sie passenden zuerst selbst ausfindig gemacht, alles dafür aufbereitet und dann insistiert hatte.

Voll des Lobes ist die Unternehmeraspirantin, die auch selbst am Wifi unterrichtet, allerdings für die vom AMS beauftragten Berater, die mit ihr in einem halbjährigen Kurs diskutiert hätten, woher man Fördercash bekommt und ihr die Angst vorm Rechnungswesen genommen hätten.

Nach etwas mehr als einem Jahr ist aus der Gründungsidee jedenfalls eine ziemlich runde Sache geworden: Neges arbeitet mit Shi (Finger) und Atsu (Druck) – und vor allem mit viel Zeit für die Kunden. Da diese vor allem durch Mundpropaganda rasant mehr werden, kann Neges mit einem beruhigten Blick in die Bilanzen sogar schon darüber nachdenken, einen zweiten Arbeitsplatz zu schaffen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.1.2007)