Telekom
Feilschen um Preis der Telekom Austria
Die Geschichte wird zur Staatsaffäre - Telecom Italia dementiert Aufstockungspläne
Die Geschichte wird zur Staatsaffäre: Die Republik Österreich ist offenbar entschlossen, ihren 75-Prozent-Anteil an
der Telekom Austria (TA) zu verkleinern. Dabei kommen ihr die Expansionspläne der Telecom Italia in Österreich zu Pass,
denn diese will ihre Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie) aufstocken und die TA mehrheitlich kontrollieren, verlautet aus
Regierungskreisen. Ein weiteres Viertel wolle man den Italienern vor dem im Herbst geplanten Börsegang allerdings nicht
überlassen, der Deal beschränke sich auf 15 Prozent, heißt es.
Nun werde streng geheim und hinter verschlossenen Türen über den Preis der Anteile verhandelt. Und zwar - entgegen allen
Dementis - nicht nur von der Österreichischen Industrieholding ÖIAG, sagte ein Insider zum STANDARD. Auch
Regierungspolitiker seien eingebunden.
Angesichts der Budgetlöcher ist die Verhandlungssituation der Österreicher eine schwierige. Sie sei verlockend und gefährlich
zugleich, heißt es. "Wir brauchen nämlich Einnahmen", sagte ein Insider, "aber wir lassen uns nicht erpressen." Ein
mögliches Ziel für die Geldflüsse ist dem Vernehmen nach der Fonds für die NS-Zwangsarbeiter, dem noch Milliarden fehlen.
Im Herbst 1998, als die italienische Telecom gegen Ameritech den Zuschlag bekam und mit einer Sperrminorität bei der TA
einstieg, flossen 27,3 Mrd. S (1,96 Mrd. EURO) in die heimischen Staatskassen. So viel dürfte heuer nicht fließen, denn die
TA hat das schlechteste Ergebnis ihrer Unternehmensgeschichte vorgelegt. Der Betriebserfolg halbierte sich mit 6,2 Mrd. S
nahezu, das Ergebnis vor Steuern (EGT) schrumpfte von 8,5 Mrd. S auf 3,5 Mrd. S. Dies, obwohl der Umsatz des um zehn
Prozent auf mehr als 51 Mrd. S zugelegt hat.
Die TI, sich offiziell verschlossen wie eine Auster gibt, nimmt indes eine weitere Kreditlinie von zehn Mrd. Euro (137,69 Mrd.
S) auf. Das Bankenkonsortium wird von Chase Manhattan geführt, die Laufzeit beträgt vorerst zwölf Monate. Damit will der
Ex-Staatsmonopolist auch mögliche UMTS-Lizenzen im Ausland (darunter die Mobilkom in Österreich, Anm.) finanzieren.
Aus Unternehmenskreisen verlautet zudem, dass auch die für die Österreich-Beteiligung zuständige Stet frisches Geld
bekommt.
Die Telecom Italia hat am Mittwoch Gerüchte über angebliche Aufstockungspläne bei der Telekom Austria
entschieden dementiert. "Wir haben keine Aufstockungspläne bei Telekom Austria. Wir arbeiten mit der österreichischen
Regierung zusammen, um wie geplant den Börsengang der TA zu ermöglichen", betonte Telecom Italia-Sprecherin
Marina Marchetti. (tkb/ ung)