So kommen schnell Loipenkilometer zusammen. In der Ramsau gibt's aber noch 220 davon.

Foto: Dachstein-Tauern/Planai-Hochwurzen
Wer heutzutage Schnee will, muss ihn sich machen. Rechtzeitig, damit man ihn hat, wenn man ihn braucht. Eine Pistenpflegepolitik, die manchen Regionen einen echten Touristenvorschuss sichert. Wie zum Beispiel der Skiregion Reiteralm bei Schladming. Dort wird der erste Schnee von Ende November gehegt und gepflegt und manchmal sogar mitten in der Nacht, wenn es sein muss, so verteilt, dass die Sonne am nächsten Tag die Unterschicht nicht schmilzt. Es wird immer wieder mit 45 Kanonen und 50 Lanzen (endlich kommen "Waffen" auch einmal friedlich zum Einsatz) beschneit und planiert und gefestigt - eine Mordsarbeit, aber so konnte dieses Gebiet gerade den Weltcup von Val d'Isère ins Ennstal holen und in 10 Tagen drei Weltcuprennen abwickeln - während anderswo die Gänseblümchen sprossen.

Früher Kaltstart

Gäste, die die ruhigere Pistenzeit vor Weihnachten für eine Flucht aus dem Punschtrubel und Geschenkgedränge nützen wollten, gab's bereits früher als anderswo. Wie ein Wunderland tat sich da für die am Talgrün verzweifelten Skifahrer bei der Gondelfahrt nach einer grünen Hügelkuppe plötzlich ein echtes Winterwunderland auf, mit Schneelandschaft rundum, raubereiften Tannen, durchgehender Schneedecke und herrlichen Pisten. Als man überall über Frühlingsstimmung klagte, waren auf der Reiteralm schon fast die Hälfte der Lifte in Betrieb, etliche Hütten hatten schon geöffnet (wie die besonders gemütliche Reiter Alm) und man konnte es richtig tuschen lassen.

In der Zwischenzeit friert sich's ja schon auf Weihnachten ein und die Beschneiungsanlagen werden der ganzen Dachsteinregion Skiweihnachten bescheren - seit letzter Woche hilft die Natur kräftig mit.

Die insgesamt neun Gemeinden, die sich hier zum Skigebiet zusammengeschlossen haben (Schladming Planai/Hochwurzen, Hauser Kaibling, Reiteralm/Fageralm, Stoderzinken, Galsterberg, Ramsau, Dachstein Gletscher, Planeralm und Riesneralm) werben mit 223 Kilometer Skipisten und 109 Seil- und Sesselbahnen und sind außerdem an den "Ski amadé" Skiverbund angeschlossen, was noch ein paar hundert Kilometer mehr verspricht - wer das alles nützen kann, ist da nicht so wichtig, man hat es einfach. Hilfreich ist auf jeden Fall die neue "Golden Jet" Gondel, die Planai und Hochwurzen schneller verbindet.

Die Region ist schon seit langem besonders aktiv mit allen möglichen Winter-Events (der Weltcup war ja jetzt ein zusätzliches Zufalls-Zuckerl), wie etwa dem FIS Weltcup in der Nordischen Kombination in der Ramsau. Die gesamte Dachstein-Tauern Region ist ja bekanntlich ein gefragtes Langlauf- Dorado mit 484 Kilometern Langlaufloipen. Allein auf dem Ramsauer Hochplateau werden 220 Kilometer Loipen in drei Höhenlagen täglich frisch gespurt.

Sauberer Lungenzug

Schon einmal "Nordic Skating" probiert? Wieder etwas Neues für den modernen Schneemenschen. Funktioniert ähnlich wie Eislaufen oder Inlineskaten auf Skiern, verwendet wird eine spezielle Skaterausrüstung, die man (was, Sie haben noch keine?) für die speziell präparierten Skatingloipen mieten kann.

Wen das kalt lässt, der sollte einmal die wahrhaftig atemberaubenden Höhentrainingsloipen am Dachsteingletscher auf 2.700 Metern versuchen. Er oder sie kann dann beim Durchkeuchen vielleicht das Nationalteam an sich vorbeirauschen sehen.

Eine Rallye für klassische Automobile und Skilegenden mit dem frostigen Titel "Sibirien und die Stoppuhr" gibt es Anfang Jänner, den Weltcup-Nachtslalom am 30. 1. auf der Planai. Und dazwischen kann man immer wieder Skigrößen beim Training treffen. Vor allem, wenn man sich im "Pichlmayrgut" in Pichl einquartiert, wo die Skielite ein- und ausgeht. Für Christian Steiner, den Junior-Chef, gehören sie zur Familie, er kennt sie alle, wie schon sein Vater. Sie kommen jedes Jahr und immer wieder, haben schon ihre Lieblingszimmer und sind hier oft mehr zu Hause als in ihrem Heimatdorf und schätzen das Pichlmayrgut als Ruhepol im Skizirkus rund um diese Welt.

Dorfambitionen

Dieses Viereinhalbstern-Hotel, ein sehr heftig ausgebauter Gasthof, erstmals erwähnt im Jahr 1117, hat sich zum regelrechten Gastdorf entwickelt, mit unterirdischen Verbindungen zu den einzelnen Häusern, die im Laufe der Jahre dazugebaut wurden. Jetzt hat man sich der Wellness-Abteilung angenommen und sie eben großzügig erweitert, mit vielen Treppen und Brückerln und Grotten und Pools auf dem nicht gerade einfach verbaubaren Abhang.

Ganz leicht ist es nicht, sich zurechtzufinden, wo welche Sauna zu betreten ist, wo Duschen pritscheln und wo Ruheräume liegen, aber Beschriftungen und Hinweise sind versprochen - bei Fragen und Klagen am besten an Steiner Junior oder Senior wenden, einer ist bei den ständigen Kontrollgängen durchs Haus immer irgendwo zu sehen, hier kümmert sich der Chef wirklich sehr persönlich um alles.

Als nächstes (und schon im Bau) wird ein Schönheits- und Kosmetikbereich in Angriff genommen. Aber hier setzt man, durch die vielen Sportlergäste (und die Steiners selbst) eigentlich logisch vorgegeben, weniger auf Esoterik oder Asiatik, dafür mehr auf sportliche Fitness. Damit kann sich Christian Steiner besser identifizieren. Er bietet den Gästen einen Sportmediziner an, der Fitnesschecks macht und Empfehlungen für die "Bearbeitung" der individuellen Schwachpunkte gibt: Georg Fritsch. Er ist Leiter der offiziellen sportmedizinischen Untersuchungsstelle des Landes Steiermark und betreut die Skihandelsschule und Skihauptschule in Schladming. Und er hält immer wieder Vorträge, die helfen sollen, den "inneren Schweinehund" zu bekämpfen.

Er empfiehlt zum Beispiel anstelle von leistungsorientierten Sportarten Nordic Walking, bloß drei Stunden pro Woche zeigen erwiesenermaßen schon sehr bald merkbare Wirkung, nicht nur auf die Figur sondern auch auf das Immunsystem. Bei mehr als fünf Stunden beginnt sich die Erfolgskurve interessanter Weise übrigens wieder zu senken.

Zum Hotel gehört auch eine Alm gleich unter der Bischofsmütze am Dachstein, wo die 100 Stück Vieh Kraft und Saft für den Winter holen - die Gäste bekommen jedenfalls die eigenen Almprodukte serviert. Damit dem Juniorchef nicht fad wird betreibt er noch ein Weingut in der Südsteiermark und wählt als gelernter Sommelier jährlich einen anderen Winzer, der zusätzlich speziellen Wein für ihn keltert. (Elisabeth Hewson/Der Standard/Printausgabe/23./24./25./26.12.2006)