Geschlechterpolitik
Mehrheit für NS-Entschädigungen
Die ÖsterreicherInnen wollen aber über das Thema nichts mehr hören
Wien - Die ÖsterreicheInnen sind betreffend Entschädigungszahlungen an NS-Opfer positiver eingestellt als noch vor einem
halben Jahr. Gleichzeitig meinen aber 62 Prozent, dass "Österreich seit 1945 Wiedergutmachung geleistet hat und jetzt
endlich einmal Schluss sein muss". Irgendwann würden die Leute dieses Thema nicht mehr hören können, meinte Gerhard
Bauer, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik, am Dienstag. In Zusammenarbeit mit der
Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft waren rund 1000 ÖsterreicherInnen um ihre Meinung gefragt worden.
Bei der Umfrage wollte man beispielsweise wissen, wer eine Entschädigung bekommen soll. Dabei stieg der Prozentsatz für
ZwangsarbeiterInnen, die gesundheitliche Schäden erlitten haben, von 60 Prozent im Jänner 2000 auf nunmehr 74 Prozent. Bei
Roma und Sinti, die im KZ waren, erhöhte sich der Wert von 40 auf 64 Prozent. Bei jüdischen KZ-Opfern stieg der Anteil von
44 auf 68 Prozent. Bei noch lebenden ZwangsarbeiterInnen gab es eine Steigerung der Zustimmung von 48 auf 59 Prozent.
Rückgabe von gestohlenen Gütern
Eine große Mehrheit (67 Prozent) ist auch dafür, dass Juden beziehungsweise ihre Nachkommen alle in der Nazi-Zeit
gestohlenen Güter restlos zurückerhalten. Mehr als die Hälfte der Befragten kann sich vorstellen, dass alle, die während des
Zweiten Weltkriegs verfolgt wurden, entschädigt werden.
Weiters ist sich die Mehrheit der Befragten sicher:
Weder werde sich durch die Entschädigungszahlungen die Meinung über
Österreich in Europa verbessern, noch könne dies Vorteile für die heimische Wirtschaft bringen. Im Übrigen sind 58 Prozent
der ÖsterreicherInnen der Meinung, dass sich die Regierung nicht einschalten und es den Firmen überlassen sollte, mit den
KlägerInnen zurechtzukommen. Stark gebessert hat sich auch die Ansicht, dass die allfälligen Zahlungen den NS-Opfern
tatsächlich zugute kommen werden. Jeder Zweite glaubt aber immer noch, dass vorwiegend die Anwälte kassieren werden.
Die Arbeit der Regierungsbeauftragten, Maria Schaumayer, wurde mehrheitlich mit "gut" benotet.
Insgesamt zeigte sich, dass AkademikerInnen wie auch Grün-WählerInnen aufgeschlossener sind. FP-WählerInnen neigen eher zur Skepsis.
(pm)