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Rund 20 Bio-Supermärkte sind in den vergangenen Jahren quer durch Österreich entstanden. Für kleine Bio-Läden ums Eck wird es oft eng, Spezialisierung ist gefragt.

Foto: DPA/Rumpenhorst
Wien – Österreichs Biolebensmittelhandel erlebt einen Umbruch. Immer mehr deutsche Ketten steigen ein und stecken sich kühne Expansionspläne. Die Filialgrößen steigen. Erste Bio-Diskonter naschen am Geschäft mit, und der Druck auf die traditionellen Reformhäuser wächst. Experten rechnen mit einer Entwicklung wie im konventionellen Handel, und in Deutschland hat sie bereits eingesetzt: Filialisten verdrängen den Bio-Laden ums Eck.

Bereinigung in den Städten

"Wir beobachten diese Tendenz seit Langem", sagt Ralph Liebing dem Standard. Er ist Chef des Vereins des Naturkostfachhandels und sieht viele Reformhäuser in einer Identitätskrise. Etliche hätten den Biotrend verschlafen. Die Bereinigung finde vor allem in Städten statt. Bestehen könne nur, wer sich spezialisiere und Zusatzleistung biete.

Die Bio-Supermärkte hingegen sind laufend auf der Suche nach neuen Standorten. Basic, in Deutschland rasant auf Expansionskurs, hat im Sommer mit einer Filiale den Einstieg in Wien geschafft. Zwei neue Verträge für Salzburg und Linz sind unterschrieben. Ziel sind langfristig 15 Märkte, sagt Filialleiter Stephan Walter.

Basic setzt in Deutschland mit knapp 20 Märkten rund 70 Mio. Euro um. 2007 soll jeden Monat ein neuer Shop entstehen. Die Bio-Kette arbeitet dabei wie klassische Lebensmittelkonzerne mit Eigenmarken: Derzeit sind es 160 Produkte, Ende 2007 sollen es laut Walter 370 sein. Basic könne so preislich mit konventionellen Supermärkten mithalten.

Livit zufrieden

Der Konkurrent Livit führt vier Bio-Läden in Ober- und Niederösterreich und hat vor wenigen Wochen die erste Filiale in Wien eröffnet. Das Unternehmen steht zu 74 Prozent unter dem Dach der Wiener Investorengruppe Schilling, hat einen zweiten Wiener Standort fixiert und will bis 2009 neun weitere Märkte starten. Jährlich zwei neue Supermärkte nimmt sich auch Alois Rosenberger vor. Dass seine 1100 Quadratmeter-Filiale in Wien-Döbling aufgrund einer falschen Standortwahl schwächelt, wie in der Branche kolportiert, weist der Steirer zurück. "Wir sind sehr zufrieden und in der Gewinnzone."

Der Bio-Pionier Stefan Maran hat heuer einen Wiener Markt geschlossen, dafür aber den Schritt nach Perchtoldsdorf gesetzt. Er sieht sich jetzt nach Investoren um, die ihm bei der Expansion von vier auf bis zu 15 Shops und Gastronomiekonzepten unterstützen. Werner Ambrosi, Betreiber eines Perchtoldsdorfer Naturkostladens, ist vom neuen Mitspieler wenig begeistert. "Das läuft natürlich auf Konkurrenz hinaus." Es sei kaum möglich, sich abzukoppeln. "Ich verlängere die Öffnungszeiten, aber die Sortimente sind ähnlich." Er ist zuversichtlich, die Stellung zu halten, rechnet jedoch mit weiterer Filialisierung.

Starke Importe

Die Bio-Versorgung wickeln die drei Großhändler Dennree, Achleitner und AL Naturkost ab. Und die Branche ist sich einig, dass der Bio-Bedarf weiter steigt. Für Groll sorgt aber der Trend zum Diskont. Die deutsche Ökonova etwa ist in Innsbruck unter "Mayreder’s Bio-Discount" eingestiegen – Tiroler Bauern weigern sich, sie zu beliefern. Bedauern löst auch der Mangel an Produkten aus Österreich aus. Rund 70 Prozent der Bio-Ware werden immer noch über Importe abgedeckt. 2Es fehlt an allen Ecken und Enden", sagt Maran. Auch Hans Daurer, Chef von AL Naturkost, sieht einigen Nachholbedarf und verspricht: "Es wird sich hier 2007 was tun." (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.12.2006)