In der Telekom Austria (TA) stehen die Zeichen auf Sturm. Wenige Monate vor dem geplanten Börsegang des heimischen Telekom-Riesen, will MinderheitseigentümerTelecom Italia (TI) seine Beteiligung (25 Prozent plus eine Aktie) bei der TA erhöhen. Vom TI- Hauptquartier in Rom ist zwar keine offizielle Bestätigung über eine Erhöhung der zurzeit Sperrminorität zu bekommen, der Eindruck, dass TI Appetit auf mehr hat, verstärkt sich aber. "Unsere ganzen Bemühungen gehen in Richtung Machbarkeit des Börseganges", sagte eine TI- Sprecherin am Dienstag zum Standard knapp. Insider berichten indes, dass TI ihr Aktienpaket konkret um 15 Prozent erhöhen wolle und der Industrieholding ÖIAG dafür bereits ein Angebot vorgelegt habe. "Weder gibt es Hinweise auf eine solche Absicht, noch liegt ein konkretes Angebot vor", weist ÖIAG-Vorstandschef Rudolf Streicher derartige Pläne zurück. Um sogleich zu betonen, dass sich am Auftrag, binnen drei Jahren 75 Prozent zu veräußern, nichts geändert habe. Die TA-Vorstände waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar, dem Vernehmen nach werden dieser Tage in Rom Details zum neuen Businessplan verhandelt. Eine Aufstockung auf 40 Prozent würde die TI der Aktienmehrheit an der TA ein Stück näher bringen, die TA beim Börsegang im November allerdings schwächen, meinen Analysten. Ins Konzept der TI würde es allerdings passen. Denn TI-Konzernchef Roberto Colaninno wird heuer nicht nur den Schuldenberg auf 19 Mrd. € (261,45 Mrd. S) verdoppeln, sondern 2,3 Mrd. € für Auslandsbeteiligungen ausgeben. In Italien steht die TI zudem im Kreuzfeuer von Übernahmegerüchten. Analysten und Politiker sind der Ansicht, dass Olivetti-Chef Colaninno die abenteuerliche Übernahme der TI im Vorjahr mit dem Hintergedanken wagte, den Telekom-Koloss später mit Gewinn zu verkaufen. Als Hauptinteressenten nennen Mailänder Analysten stets die Deutsche Telekom (DT), die Mutter von max.mobil. Verkauf erwartet Eine Aufstockung in Österreich würde vor allem Sinn ergeben, wenn die TI verkauft würde, heißt es in Branchenkreisen. Olivetti-Großaktionär Emilio Gnutti sagte in der jüngsten Hauptversammlung, dass der riesige Schuldenberg binnen zwei Jahren zurückgezahlt werden soll. Das dürfte nur mit einem Verkauf der TI, den Gnutti nicht ausschloss, möglich sein. Die DT kann allerdings nur dann zum Zug kommen, wenn Berlin die Mehrheit am Konzern abgibt. Im Vorjahr hat Rom die Übernahme der TI durch die Deutschen aus diesem Grund mit der "Goldenen Aktie" verhindert. Doch schon im Herbst soll das Vetorecht des italienischen Staates auslaufen. (ung/tkb/ef)