Slingbox

Abseits der Debatte um HDTV oder IPTV und diverse andere Schlüsseltechnologien des Fernseh-Digital-Zeitalters haben sich die Brüder Jason und Blake Krikorian zusammen mit Bhupen Shah überlegt, welches Gadget der Video- affine User, angesichts der zunehmenden Mobilität der technischen Geräte, ihrer Meinung nach noch brauchen könnte.

Place-Shifting

2004 gründeten sie deshalb Sling Media und entwarfen die "Slingbox". Der Gedanke dahinter war es das populär gewordene Time-Shifting, so wie man es dank diverser Aufnahmegeräte heutzutage praktizieren kann, um das "Place-Shifting" zu erweitern. Denn wollte man bisher von überall aus Fernsehen empfangen, war man immer auf die Empfangsmöglichkeiten vor Ort angewiesen. Mit Hilfe des Internets und dem oben genannten stationären Device soll man nun sein Fernsehen von zuhause mitnehmen können.

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Ansteckend

Damit alles so funktioniert wie gedacht, wird die Slingbox an einen Reciever, das Kabelt-TV oder aber auch an die analoge Antenne gekoppelt. Wer auf aktuelles Tagesgeschehen verzichten kann, stöpselt die Box an einen DVD-Player oder Festplatten-Recorder. Big Brother-Fans schließen es an eine Überwachungskamera. Der Input ist demnach egal, Hauptsache der Output ist durch eine Breitband-Verbindung mit mindestens 256 kb/s Upload gewährleistet.

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Streaming

Denn der Clou hinter dem System steckt im Streaming und der Remote-Funktion. Über das Internet wird das Signal von beispielsweise zuhause aus an einen Laptop, einen Desktop-PC, ein PDA oder aber auch an ein Handy weitergeleitet. So sieht man von unterwegs oder zum beispiel vom Computer am Arbeitsplatz genau das, was man auch zuhause sehen würde.

Remote

Müsste man sich jedoch immer schon vor dem Verlassen der Wohnung überlegen, welchen Sender oder welche DVD man sich heute im Zug über Wireless-LAN ansehen möchte, wäre das frühe Ende von Sling besiegelt. Deshalb verarbeitet die Slingbox nicht nur jedes Signal, sondern überträgt auch alle Funktionen des Quellgeräts an die notwendige Remote-Software am Endgerät, egal ob Laptop oder Handy.

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Software

Die Applikation zum Empfang und zur Steuerung "wiegt" in der aktuellen Version etwa 60 MB und steht sowohl für MacOSX 10.4 als auch Windows 2000 bis Vista kostenlos als Download zur Verfügung. Eine Linux-Ausgabe lässt leider noch auf sich warten.

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Durch die "allgegenwärtige" Abrufbarkeit der Software wird der Umgang so auch wesentlich erleichtert - CDs mit CD-Keys fallen weg und auch Freunde oder Bekannte, die nicht gerade in der Nachbarschaft wohnen, können mit dem richtigen Log-in das System ausprobieren.

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"Ich will was anderes sehen"

Es muss ja nicht immer gleich die Geschäftsreise nach China sein, die Sling zum Wegbegleiter macht, auch in den eigenen vier Wänden macht der Einsatz Sinn. Wer über einen Router verfügt, kann zum Beispiel das Fernsehen aus dem Wohnzimmer ins Schlafzimmer übertragen und bedienen. Vor allem Anwender die über Satellit fernsehen, ersparen sich so zusätzliche Reciever.

Parallel

Hat man die Möglichkeit auf mehrere Tuner zurückzugreifen (max. zwei pro Slingbox) kann parallel verschiedene Programme streamen - frei nach dem Motto: "wer nicht das Kinderprogramm mitverfolgen will, schaut eben am Laptop etwas anderes an."

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Nicht billig

Zugegeben die Ersparnis sich keinen Zweit-Receiver kaufen zu müssen ist tatsächlich eher gering bis gar nicht real. Denn bei einem Anschaffungspreis von rund 270 Euro sollte der Einsatzzweck wohl überlegt sein. Wer oft auf Reisen geht oder Zeit hat in der Arbeit eine ausführlichere Mittagspause einzulegen, wird demnach mehr vom System profitieren als ein Stubenhocker.

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Mit dem Handy nach Österreich

Noch ist die Slingbox im deutschsprachigen Raum nicht erhältlich. Wenn aber der Mobilfunker "3" mit der im November angekündigten X-Series im März startet, sollte das Gerät auch hierzulande seinen Weg in die Regale finden.

Exklusiv

Wer Sling auf seinem UMTS/HSDPA-Handy nutzen will, ist auf "3" als Provider angewiesen. Tarife für diesen Dienst wurden noch nicht kokretisiert. Wie berichtet, wird Sling als Bundel mit zahlreichen anderen Web-Applikationen wie Skype angeboten werden.

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Nach dem Vorbild der Software-Lösung für Windows und Mac sind auch hier alle Funktionen des Systems abrufbar. Trotz der geringeren Bild-Diagonale ist das Menü gut lesbar und wirkt aufgeräumt. Gewöhnliches UMTS soll angeblich ausreichen, um ein ordentliches Bild auf das Handy zu zeichnen - hier ist man aber in jedem Fall auf die Qualität und die Stärke des Mobilfunk-Netzes angewiesen.

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Community

Hoffnung für den Ausbau der Software und die Reliabilität von Sling ist die stetig wachsende Gemeinde um das Projekt. In den Foren tauschen sich die User aus und geben einander Hilfestellung. Daneben wird an neuen Skins gearbeitet. Noch ist das zusätzliche Angebot allerdings eher bescheiden.

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Ausblick

Mit Sling könnte den drei Gründern tatsächlich ein großer Wurf gelungen sein. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielseitig und der, wenn auch teure, aber einmalige Anschaffungspreis attraktiv. Für User die lediglich ORF und ATV empfangen zahlt sich ein DVBT-Stick eher aus. Kabel-, Satellit- und Pay-TV-Konsumenten könnten hingegen in Sling einen wirklich sinnvollen Begleiter für unterwegs sehen.

Kein HD

Dem aktuellen Trend zum Trotz kann die Slingbox kein HD wiedergeben. Bei den noch beschränkten Upload-Geschwindigkeiten hierzulande würde das allerdings auch wenig Sinn machen. (zw)

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