Toni Mörwald weist Gerüchte über einen stillen Ausgleich zurück und sieht sein Imperium saniert. Die staatliche Tourismusbank verschafft Luft.

Foto: STANDARD/Mörwald
Feuersbrunn – Die Spitzenpolitiker der ÖVP diskutierten im November im Gourmettempel des Nobel-Gastronomen Toni Mörwald die Für und Widers einer großen Koalition. Künftig muss die Politik auf einen Starkoch aus dem Imperium Mörwald verzichten: Leonard Cernko, Koch des Jahres, hat gekündigt und wechselt 2007 in die USA. Kollege Reinhard Gerer wird den Salzburger beim Sprung zu Wolfgang Puck nach L.A. unterstützen, sagt Gerer dem STANDARD. Mörwald bestätigt die Trennung, will aber vom Wort Kündigung nichts hören. "Ich werde Cernko in New York unterbringen." Es gebe in seiner Firma zudem mehr Leute des Kalibers Cernko, sein Nachfolger werde Erwin Windhaber.

Geteilte Meinung

Darüber, wie es finanziell um die Gruppe des prominenten Gastronomen bestellt ist, teilen sich die Meinungen. Die Bilanz zum 31.12.2005 weist der Mörwald GesmbH 4,5 Mio. Euro Verbindlichkeiten aus. 2,6 Mio. entfielen auf Banken. Dass es im Februar 2006 laut Insidern einen stillen Ausgleich gab und Lieferanten um die Hälfte ihrer Forderungen erleichtert wurden, sei falsch sagt Mörwald. Die Schulden werde er bis Jahresende deutlich reduzieren. Bis aufs "Ambassador" in Wien stecken fast alle Betriebe in den roten Zahlen, sagen Firmenkenner. Der monatliche Verlust lag zuletzt bei im Schnitt 50.000 Euro. Auch das weist Mörwald zurück. Das "Kloster Und" erziele seit September Gewinne. Das Stammhaus "Zur Traube" habe zwar Marktanteile verloren, bilanziere jedoch positiv. Verluste von 50.000 Euro habe es nur im August gegeben, das sei der schwächste Monat.

Nachhaltig saniert

"Die Gruppe ist nachhaltig saniert", sagt Mörwald. Er werde das Jahr positiv abschließen. "Aber nur mit einem Zauberstab", sagen Vertraute, die bisherigen Maßnahmen reichten nicht aus. Mörwald hat das Restaurant am Golfplatz Fontana an Magna abgegeben. Das "Schloss Grafenegg" wird umgebaut und geht erst 2008 wieder in Vollbetrieb. Die Zahl an Mitarbeitern sank um 100 auf 150, der Umsatz laut Mörwald von zwölf auf mehr als acht Mio. Euro. Andere gehen von nicht mehr als sechs Mio. aus. Dass das "Kloster Und" einen Nettoumsatz von täglich 5000 Euro benötige, um ausgeglichen zu bilanzieren, bestätigt Mörwald so nicht. Um erfolgreich zu sein, sei es jedoch nötig, konsequent seinen Weg zu gehen, auch wenn er Geld koste. Er werde daher an allen noch bestehenden Standorten festhalten. Geld gekostet hat der Weg auf jeden Fall.

Banken zahlen

Gezahlt haben bisher vor allem die Banken. Allein die BA-CA soll 300.000 Euro nachgelassen haben. Sie sprang nach der Trennung Mörwalds von der NÖ-Landeshypo als Kreditgeber ein. Im August sperrte auch sie die Konten. Der Investor und Sanierer Stephan Zöchling hatte sich aus dem Unternehmen nach nur wenigen Monaten zurückgezogen. Die BA-CA zweifelte, dass sich das Gastro-Imperium langfristig auf feste Beine stellen ließe, was eine KPMG-Prüfung untermauerte. Seit kurzem hilft die staatliche Tourismusbank (ÖHT) mit einer öffentlichen Garantie für 70 Prozent der Verbindlichkeiten aus. Neue Hausbank: die Bawag. Mörwald führt die Rochade der Kreditgeber auf "politische Gründe" zurück. Im Lagebericht 2005 des Betriebs ist von "massiv medial gestörten Rahmenbedingungen" zu lesen. ÖHT-Chef Reinhard Mücke glaubt an das Gelingen der Sanierung. Es wäre schade um die Marke Mörwald. Sie sei ein Gesamtkunstwerk, müsse eine Chance bekommen. Herr Mörwald habe bei der ÖHT keinen Bonus erhalten, sagt Mücke. Die Gruppe werde einem Controlling unterzogen. "Wenn nicht wir helfen, wer dann?" (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.12.2006)