Rafah - Am Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gaza-Streifen sind am Donnerstagabend zahlreiche Schüsse gefallen. Stunden zuvor hatten Hunderte bewaffnete palästinensische Anhänger der regierenden Hamas-Bewegung das Grenzgebäude besetzt. Augenzeugen zufolge schossen die Angreifer auf die ägyptische Seite der Grenze, ägyptische Sicherheitskräfte und Posten der rivalisierenden Palästinenser-Bewegung Fatah von Präsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen) erwiderten das Feuer. Vermummte in drei Autos und einem Bulldozer stürmten das Gebäude und verwüsteten es.

Laut den Augenzeugen zerstörten sie Computer und Möbel und ließen in der Gegend die Lichter ausgehen. Mindestens fünf Menschen wurden verletzt. Die europäischen Beobachter am Grenzübergang Rafah waren zuvor von Grenzbeamten in Sicherheit gebracht worden. Zur Erstürmung der Grenzstation und den Zwischenfällen kam es, nachdem der palästinensische Ministerpräsident Ismail Haniyeh, von einer Auslandsreise zurückkommend, von Israel an der Einreise in den Gaza-Streifen gehindert worden war. Grund war, dass er offenbar Millionen Dollar, die er im Ausland für seine Regierung bekommen hatte, bei sich führte. Vor der Grenzstation hatten sich laut Augenzeugen etwa 15.000 Hamas-Anhänger versammelt.

Verhandlungen

Palästinensische Regierungsvertreter bemühten sich am Abend darum, in Verhandlungen Haniyehs Einreise zu erreichen. Den Angaben zufolge stand auch der ägyptische Geheimdienstchef Omar Suleiman in Verhandlungen mit israelischen Vertretern. Wie von ägyptischer Seite am Übergang Rafah verlautete, sollte die auf Drängen Israels geschlossene Passage wieder geöffnet und Haniyeh die Einreise erlaubt werden - allerdings ohne die bei seiner Auslandsreise eingesammelten Spendengelder. Diese sollten gemäß der Einigung zwischen Ägypten und Israel in einer ägyptischen Bank deponiert und auf das Konto der Palästinensischen Autonomiebehörde bei der Arabischen Liga überwiesen werden.

Die Regierung Haniyehs steckt in einer Finanzkrise und kann die Gehälter für die rund 165.000 Beschäftigten nicht bezahlen, weil westliche Staaten und internationale Organisationen - darunter die EU - direkte Hilfszahlungen an die Palästinenser nach dem Wahlsieg und Regierungsantritt der radikal-islamischen Hamas im Frühjahr eingestellt haben. Grund ist die Weigerung der Hamas, das Existenzrecht Israels anzuerkennen, der Gewalt abzuschwören und frühere Vereinbarungen mit Israel anzuerkennen. Israel behält seither für die palästinensischen Behörden bestimmte Zoll- und Steuereinnahmen ein. (APA/AP)