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Die "Antizionistische Orthodoxe Jüdische Gemeinde Wiens", als deren Vertreter der selbst ernannte Rabbiner Moishe Aryeh Friedman ständig auftritt, ist "ein behördlich nicht anerkanntes Ein-Mann-Unternehmen", das "den Interessen rechtsextremer und islamistischer fundamentalistischer Kreise dient", so die Israelische Kultusgemeinde.

Foto: AP Photo/Hasan Sarbakhshian

Wien – Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) legt im Zusammenhang mit dem Auftritt des Wiener "Rabbi" Moishe Aryeh Friedman bei der umstrittenen "Holocaust-Konferenz" in Teheran Wert auf die Feststellung, dass Friedman kein anerkannter Rabbiner und "lediglich ein Selbstdarsteller" ist. So habe er nie ein anerkanntes Rabbiner-Diplom erhalten und sei lediglich einige Jahre in einem Institut für höhere rabbinische Lehren Student gewesen, schreibt die Kultusgemeinde am Donnerstag in einer Aussendung.

Der US-Staatsbürger Friedman habe "vergeblich versucht, die Kontrolle über eine kleine Synagoge in Wien zu erlangen, die in der Folge ihren Betrieb einstellte". Seit damals seien wertvolle Thora-Rollen verschwunden.

Keine eigene Gemeinde

Friedman sei rechtskräftig wegen Besitzstörung verurteilt worden und stand "zeitweise unter vorläufiger Sachwalterschaft". Er habe versucht, bei den österreichischen Behörden eine eigene orthodoxe Gemeinde anzumelden, die beigefügte Liste angeblicher Gemeindemitglieder enthielt jedoch "außer seiner eigenen und einiger weniger unwissentlich gegebener Unterschriften offensichtlich nicht verifizierbare Namen oder Unterschriften". Seinem Antrag wurde daher bis jetzt nicht entsprochen, betont die IKG.

Die "Antizionistische Orthodoxe Jüdische Gemeinde Wiens", als deren Vertreter Friedman ständig auftritt, sei "ein behördlich nicht anerkanntes Ein-Mann-Unternehmen", das "den Interessen rechtsextremer und islamistischer fundamentalistischer Kreise dient". Friedman habe "enge Kontakte" zu rechtsextremen Gruppen und vertrete im Hinblick auf den Massenmord an den Juden revisionistisches Gedankengut. Er habe beispielsweise der "Deutschen National- und Soldatenzeitung" dazu ein Interview gegeben.

Verhalten verurteilt

Friedmans Verhalten sei durch den Oberrabbiner von Österreich, Chaim Eisenberg, und auch von allen orthodoxen und ultraorthodoxen Rabbinern Wiens verurteilt worden. Er sei "mit anderen Juden vom extremen Rand der internationalen antizionistischen Neturai Karta" mehrmals vom iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad eingeladen worden und habe unter anderem auch am Begräbnis von PLO-Chef Yasser Arafat teilgenommen, schreibt die IKG.

Friedman hatte bei der Konferenz in Teheran nach Medienberichten behauptet, dass unter den Nazis nicht sechs Millionen Juden, sondern eine Million Juden ermordet worden sei. Die Zahl von sechs Millionen Juden gehe auf eine Prophezeiung Theodor Herzls (1860-1904) zurück, die dieser lange Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg formuliert habe. Jüngste Forschungen legten dagegen nahe, dass die wirkliche Zahl rund eine Million gewesen sei. Friedman wurde ferner mit der Aussage zitiert, dass es den Nationalsozialisten "anfangs" darum gegangen sei, die Juden aus Deutschland zu vertreiben; "die Zionisten" jedoch hätten ein wirkliches Interesse an einem Genozid gehabt.

Die Staatsanwaltschaft Wien hatte am Dienstag mitgeteilt, dass derzeit geprüft werde, ob die Aussagen Friedmans einen Verstoß gegen das österreichische Verbotsgesetz darstellten. (APA)