Forschung & Geschlecht
Brusterhaltende Operation ohne Nachbestrahlung
Bei Patientinnen mit hormonabhängigen Geschwulsten möglich
Lugano/Wien - Älteren Brustkrebspatientinnen
könnte in Zukunft die Strahlentherapie nach einer brusterhaltenden
Operation möglicherweise erspart werden. Voraussetzung: die Lymphknoten
der betroffenen Frau dürfen nicht von Tumorzellen befallen und die
Geschwulst muss hormonabhängig sein. Darauf deuten Ergebnisse einer
österreichischen ForscherInnengruppe hin, präsentiert auf dem
Senologie-Kongress in Lugano http://www.senologie2000.org
Dank Fortschritten bei der Früherkennung und Therapie von Brustkrebs
können die meisten Frauen heute brusterhaltend operiert werden. Nach der
Operation ist dann jedoch eine Strahlenbehandlung erforderlich. Obwohl
moderne Bestrahlungstechniken heute deutlich schonender sind, sind
Nebenwirkungen dieser Therapie nicht ganz zu vermeiden.
Studie unterstreicht Vermutung
Darum haben österreichische ÄrztInnen untersucht, ob den Frauen in
bestimmten Fällen eine Bestrahlung erspart werden könnte. Dazu
analysierten die WissenschaftlerInnen rückblickend die
Zehn-Jahres-Behandlungsergebnisse von rund 400 Patientinnen, die zum
Zeitpunkt der Erstbehandlung älter waren als 60 Jahre. Die Hälfte dieser
Frauen war aus verschiedenen Gründen nicht nachbestrahlt worden. Darum
konnten die WissenschaftlerInnen die Behandlungsergebnisse mit und ohne
Bestrahlung vergleichen.
"Unsere Ergebnisse legen den Schluss nah", so Professor Michael Gnant von
der Universitätsklinik für Chirurgie in Wien
www.univie.ac.at/med-online
, "dass es eine Gruppe von
Brustkrebspatientinnen gibt, bei der der Vorteil einer Strahlentherapie
unterhalb der Nachweisgrenze liegt." Dabei handelte es sich um Frauen mit
guter Prognose, deren Lymphknoten nicht von Krebszellen befallen und in
deren Tumor Bindungsstellen (Rezeptoren) für Hormone nachweisbar waren.
Für ein Drittel der Betroffenen bessere Lebensqualität
Bei weniger als drei Prozent dieser Patientinnen begann der Tumor nach der
Therapie erneut in der Brust zu wuchern - eine ähnlich niedrige Rate wie bei
nachbestrahlten Frauen. Erhielten die Patientinnen zusätzlich das
Anti-Hormon Tamoxifen sank diese Rezidivrate auf unter zwei Prozent.
Allerdings müssen die ÄrztInnen dieses erste Ergebnis in einer weiteren Studie
überprüfen. Sollte sich die Hypothese bestätigen, so Gnant, könnten viele
Brustkrebspatientinnen - schätzungsweise ein Drittel aller Betroffenen - von
einer solchen Therapieerleichterung profitieren. Dies wäre ein wesentlicher
Beitrag zu mehr Lebensqualität. (pte)