Teheran/Wien - Der von der Israelitischen Kultusgemeinde nicht anerkannte "anti-zionistische" Wiener Rabbi Moishe Aryeh Friedman behauptet, dass unter den Nazis nicht sechs Millionen, sondern nur eine Million Juden ermordet wurden. Friedman äußerte sich nach Angaben der britischen Zeitung "Guardian" (Online-Ausgabe) am Montag bei der umstrittenen Konferenz von Leugnern und Verharmlosern des Holocaust in Teheran.

Friedman erklärte laut "Guardian", die Zahl von sechs Millionen ermordeten Juden komme von einer "Prophezeiung" Theodor Herzls (1860-1904) - auf den die Idee des jüdischen Staates zurückgeht - die dieser lange vor dem Zweiten Weltkrieg ausgesprochen habe. "Jüngste Forschungen" legten dagegen nahe, dass die "wirkliche Zahl rund eine Million" gewesen sei.

Israel gehöre Palästinensern

"Politisch und historisch" gehöre das Land Palästina nicht den Juden und sollte an die Palästinenser zurückgegeben werden, erklärte der selbst ernannte "Oberrabbiner der Orthodoxen Anti-Zionistischen Gemeinde in Wien", dem seine Kritiker vorwerfen, sich bei der extremen Rechten und Linken anzubiedern.

Muzicant warnt vor Ahmadinejad

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant hat davor gewarnt, die vom iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad geäußerten Drohungen gegenüber Israel nicht ernst zu nehmen.

Er habe die Sorge, sagte Muzicant am Montagabend in der ZiB 2, dass ein Punkt erreicht werden könne, "wo uns die Sache entgleitet". Es bestehe die Gefahr eines neuen Brandes in der Region, wenn nicht gar eines neuen Weltkriegs.

Bedrohung des Weltfriedens

In Israel ist die vom Iran veranstaltete zweitägige Konferenz von Holocaust-Leugnern und Verharmlosern scharf verurteilt worden. Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad wolle damit "psychologisch den Weg für die westliche Welt bereiten, die Möglichkeit eines neuen Holocaust zu akzeptieren", erklärte der Vorsitzende des Rates der Shoah-Gedenkstätte Yad Vashem, Yosef Lapid, am Montag nach Angaben der "Jerusalem Post" (Internetausgabe).

Lapid, selbst ein Holocaust-Überlebender, meinte, Ahmadinejad trete in die Fußstapfen des Nazi-Propagandaministers Joseph Goebbels, der Juden mit Parasiten gleichgesetzt habe, die es zu vernichten gelte.

Ku Klux Klan-Mitglieder unter Teilnehmern

Zu der vom iranischen Außenministerium veranstalteten Konferenz sind 67 Teilnehmer aus 30 Ländern, darunter auch aus Österreich, gekommen. Unter anderen sind Vertreter weißer US-Rassistengruppen wie des früheren Ku Klux Klan angereist, aber auch orthodoxe Juden der anti-zionistischen Sekte Neturei Karta (Wächter der Stadt). Einer von ihnen, Yisrael Weiss, erklärte: "Es ist das Werk des Satans, dass Zionisten fähig sind, die Welt zu überzeugen, dass sie Juden und das Judentum repräsentieren und dass jeder, der etwas gegen sie sagt, als Antisemit bezeichnet wird."

Israels Ministerpräsident Ehud Olmert bezeichnete die Konferenz vor seinem Abflug nach Deutschland als "krankhaftes Phänomen, das die Tiefe des Hasses des fundamentalistischen iranischen Regimes" zeige.

Das israelische Außenministerium sprach von einer "schamlosen Initiative" der iranischen Regierung. Ahmadinejad, der ständig zur Vernichtung Israels aufrufe, verfälsche Vergangenheit und Gegenwart. Indem er den Holocaust - die bisher extremste Form des Völkermordes - negiere oder in Frage stelle, fordere er die Grundidee der universalen Menschenrechte heraus, die von der internationalen Gemeinschaft nach und wegen der Shoah entwickelt worden sei. Sein Wunsch, Israel, ein Mitglied der UNO, zu zerstören, sollte als Androhung eines neuen Völkermordes betrachtet werden.

Internationale Liste an Holocaust-Leugnern

Unter den Holocaust-Leugnern bei der Teheraner Konferenz sind Robert Faurisson (Frankreich), Frederick Toben (Australien), und David Duke, ein früherer Ku-Klux-Klan-Führer aus dem US-Staat Louisiana. Toben erklärte laut einer Übersetzung ins Farsi, die Zahl der Opfer im Konzentrationslager Auschwitz könnte "etwa 2007" betragen haben. Die in das Lager fahrenden Züge hätten keine große Anzahl an Juden transportieren können.

Wissenschaftlichen Quellen zufolge wurde wurden insgesamt mehr als 1,3 Millionen Menschen aus ganz Europa nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Davon wurden hier geschätzte 1,1 Millionen Menschen ermordet, eine Million davon Juden.

Duke pries Ahmadinejad für seinen "Mut", eine Konferenz zu veranstalten, um der "in der Welt am meisten unterdrückten Idee" eine Stimme zu geben: dem Holocaust-Revisionismus. In Europa könne man ungestraft Jesus Christus in Frage stellen, lächerlich machen und negieren, das selbe gelte für den Propheten Mohammed. Aber bei einer einzigen Frage zum Holocaust riskiere man Gefängnis. (APA)