Inhalt der neuen Ausgabe (ballesterer fm, Nr. 25, Dezember 06/Jänner 07)

Schwerpunkt: Diego Armando Maradona

Nationalheld
El Diego zwischen Evita und Che Guevara
Politik
Doppelpass mit Menem, Castro und Co.
Barcelona
Zwei harte Jahre mit Núñez, Lattek und Goikoetxea
Neapel
Leiblicher Adoptivsohn im Süden Italiens
Österreich
Baumeister und Gaito, Zeugen Diegos
Weltmeisterschaften
Triumphe, Tränen und Skandale
Glaubensbekenntnis
Die Iglesia Maradoniana
Fotoroman
Diego, Sonja K. und ein Ball am Wörthersee

Außerdem im neuen Heft:

Sicherheitsrisiko
Schwer verletzt am Zaun des Auswärtsblocks
Maskenball
Kritik an den vermummten »Spezialisten« der Polizei
Mentalcoaching
Hobel und Amesberger über den Boom ihrer Branche
Auf der Flucht
1956 verschlug es viele ungarische Kicker nach Wien
Frankreich
Thuram und Dhorasoo kritisieren rechte Politik
Spanien
Zu Gast beim Trommler und Super-Fan Manolo
England I
Ein Schmiergeldskandal erschüttert die Premier League
England II
Wie ein Isländer einem Iraner West Ham wegschnappte

Foto: ballesterer

Für die meisten Fußballfans ist Diego Armando Maradona der beste Fußballer aller Zeiten, die Argentinier verehren ihn zudem als nationales Heiligtum. Martin Mazur, Redakteur des renommierten argentinischen Sportmagazins »El Gráfico«, sprach mit dem ballesterer fm über blaue Dollars, harte Drogen und die Liebe Diegos zu seinen Töchtern und den Boca Juniors.

ballestererfm: Die meisten Fußballfans betrachten Diego Maradona als den besten Fußballer aller Zeiten. Stimmen Sie dem zu?

Martin Mazur: Ja, obwohl eine Einschätzung sehr schwierig ist, weil wir die verschiedenen Zeitalter des Fußballs berücksichtigen müssen. Es ist eigentlich unmöglich, z.B. Alfredo di Stefano mit Maradona zu vergleichen. Di Stefano hat das Spiel revolutioniert, aber er hatte nur drei Spieler zwischen sich und dem gegnerischen Tor. Bei Maradona waren es schon sechs. Einzigartig an Maradona ist, dass er die Weltmeisterschaft praktisch im Alleingang gewonnen und Ähnliches später in Italien mit Napoli noch einmal wiederholt hat. Wenn man bedenkt, was er mit seiner Präsenz als Fußballer geschaffen hat, ist er sicher unerreicht – auch im Vergleich mit Pelé. Denn was wäre gewesen, wenn Pelé in Europa gespielt hätte? Hätte er sich gegen die härtesten Verteidiger in Italien durchsetzen können? Maradona hat das zur Blütezeit des Catenaccio geschafft – gegen Leute wie Vierchowood, Baresi, Maldini, Ferri und viele andere.

ballestererfm: Welche fußballerischen Fähigkeiten machten Maradona einzigartig?

Martin Mazur: Es war seine Mischung aus Schnelligkeit und Selbstvertrauen. Mit seinem Dribbling – der »gambetta« – konnte er an jedem vorbeigehen, egal wer sich ihm in den Weg stellte. Maradona ist einfach gerannt und hat sie überdribbelt. Seine Gegenspieler haben im Prinzip gewusst, was er machen wird. Aber auf dem Höhepunkt seiner Karriere konnten sie ihn trotzdem nicht stoppen, auch nicht mit kniehohen Tacklings. Außerdem war Maradona ein Spieler, der sich aufgeopfert hat. Er hat nicht zwei Minuten geglänzt, um dann für die restlichen 88 unsichtbar zu sein. Er hat den Kampf angenommen vom Anstoß bis zum Abpfiff. Maradona hat den Fußball gelebt. Er ist in der Früh aufgestanden und war heiß auf das Match. Wenn wir ihn heute interviewen würden, könnte er sich nicht nur an seine besten Spielzüge und Tore erinnern, sondern an jeden einzelnen Spieler, der ihn gedeckt hat.

ballestererfm: Wer hat Maradona geholfen, seine Fähigkeiten zu entwickeln?

Martin Mazur: Maradona hat Fußball nicht mit Trainern gelernt, die ihm gesagt haben: »Lauf!« – oder: »Spiel ab!«. Wie hat Picasso malen gelernt? Ich weiß ja nicht sehr viel über Kunst, aber ich bin sicher, dass er etwas in sich getragen hat, das er selbst weiterentwickeln musste. Bei Maradona war es ähnlich. Du kannst niemandem beibringen, so zu dribbeln. Julio Olarticoechea, ein Weltmeister von 1986, hat einmal gesagt, dass die Mannschaft nicht verblüfft war, als Diego dieses unglaubliche Tor gegen die Engländer geschossen hat. Er meinte, er habe acht Jahre mit Maradona trainiert und dasselbe Tor viele Male gesehen. Auch wenn es andere Umstände waren: Maradonas Haken, sein Zug zum Tor, haben ihn nicht überrascht. Sein Spiel ist nicht vergleichbar mit den Tricks eines Ronaldinho oder eines Cristiano Ronaldo. Maradona war viel tödlicher, er war nicht für die Show geboren.

»Sein Spiel ist nicht vergleichbar mit den Tricks eines Cristiano Ronaldo oder eines Ronaldinho. Maradona war viel tödlicher, er war nicht für die Show geboren.«

ballestererfm: Für Interviews mit Diego Maradona muss man in der Regel sehr viel Geld bezahlen. Haben sie jemals mit ihm als Journalist gesprochen?

Martin Mazur: Vergangenes Jahr hat er uns bei »El Gráfico« besucht. Zwei meiner Kollegen waren lange an ihm dran und schlussendlich hat er eingewilligt, in unserem Büro vorbeizuschauen. Vor seiner Ankunft waren wir alle sehr angespannt, aber als Maradona eingetroffen ist, hat er das Eis gebrochen. Er hat jedem die Hand geschüttelt, von der Sekretärin bis zu den Redakteuren. Als er sich nach seinem letzten Krankenhausaufenthalt auf Kuba erholt hat, bin ich von der Redaktion hingeschickt worden. Ich sollte mich am frühen Abend melden. Als ich anrief, sagte mir sein damaliger Manager Guillermo Cóppola: »Diego schläft. Rufen Sie um 21 Uhr noch einmal an!« Beim nächsten Versuch stand Maradona gerade unter der Dusche, also probierte ich es um 23 Uhr noch einmal – und Coppola sagte: »Es tut mir Leid, er spielt Golf.« Natürlich habe ich mich gefragt, wie man mitten in der Nacht Golf spielen kann, aber Maradona hat es tatsächlich getan – mit einem Leuchtball und einem Nachtssichtgerät. Das zeigt, wie unberechenbar er ist und genau das macht ihn so faszinierend. Es ist nicht wie beim Fahrplan eines englischen oder österreichischen Busses, der tatsächlich um 6.03 Uhr abfährt.

ballestererfm: Maradona wird von seinen Fans auch für seine originellen Aussagen geliebt. An welche erinnern Sie sich besonders gerne zurück?

Martin Mazur: Wenn Diego spricht, verwendet er Phrasen, die aus dem Nichts zu kommen scheinen. Er ist sehr leidenschaftlich und sehr originell. Ein Interview mit Diego ist immer ein Gespräch über alles – vom englischen Verteidiger von 1986 bis hin zum Papst. Es ist immer lustig, wobei man oft erst später lachen muss, wenn man sich fragt, wie er auf das gekommen ist. Ich erinnere mich, dass er sich einmal über eine Person aus dem Fußball furchtbar aufgeregt hat. Er sagte: »Der ist noch falscher als ein blauer Dollar«. Und schon war die Lehre von Maradona – die »Maradonalogía« – um eine Phrase reicher. Natürlich gab es bereits eine andere Art dasselbe zu sagen, aber Diego hat die Aussage neu erfunden. Ab diesem Zeitpunkt hast du Leute im Bus oder auf der Straße sagen gehört: »Das ist doch falscher als ein blauer Dollar.« Es ist nicht so, dass er es irgendwo gehört hätte. Seine Improvisation ist fantastisch. Maradona redet genauso wie er gespielt hat. Er kreiert eine eigene Sprache und die Leute nehmen sie in ihren Wortschatz auf.

»Diego ist unberechenbar und genau das macht ihn so faszinierend. Es ist nicht wie beim Fahrplan eines englischen oder österreichischen Busses, der tatsächlich um 6.03 Uhr abfährt.«

ballestererfm: Hat Maradona während seiner zahlreichen Krisen auch einmal ein Popularitätstief erlebt?

Martin Mazur: Ja, im Jahr 1991. Nach seiner Sperre wegen des positiven Doping-Tests in Italien wurde er voll gepumpt mit Drogen in einem Apartment in Buenos Aires verhaftet. Er war völlig fertig und die Presse ging sehr scharf mit ihm ins Gericht. Das Foto von seiner Verhaftung war auch auf dem Cover von »El Gráfico«. Damals war er aber noch ein Fußballspieler und es ging nicht um Leben oder Tod. 2004 war es völlig anders: Maradona lag in einem Krankenhaus-Bett, sein Herz arbeitete nur noch mit 29 Prozent, er hatte eine schwere Lungenentzündung und konnte kaum sprechen. Er war kurz davor zu sterben. Da ging es um einen Leidenden, der nicht in der Lage war, seine Sucht hinter sich zu lassen. In dieser Situation hatte jeder einfach nur Mitleid. Als er nach der Magenverkleinerung und der Regeneration auf Kuba seine TV-Show startete, sagte Maradona, er habe keine Drogen mehr genommen, seit er damals in die Klinik eingeliefert worden war. Seine Erscheinung war dabei sehr wichtig: Er sah erholt aus, hatte dasselbe Gewicht wie 1986 und konnte wieder Fußball spielen. Maradona hat mehrmals mit dem Tod gerungen, aber er ist zurückgekommen als wäre nichts gewesen. Wenn ich ihn heute sehe, denke ich mir: »Wie viele Leben hat dieser Mensch?«

ballestererfm: Glauben Sie, dass er sein Drogenproblem endgültig überwunden hat?

Martin Mazur: Ich zitiere ihn am besten selbst. Er hat gesagt: »Ein Drogenabhängiger bleibt ein Drogenabhängiger für den Rest seines Lebens.« Ich glaube, dass mit dieser Erkenntnis bereits ein großer Schritt getan ist. Maradona ist reifer geworden. Er hatte eine sehr schlechte Hand, was die Auswahl seiner Freunde betraf. Jetzt hat er sich von einigen Personen verabschiedet, lebt wieder im Haus seiner Eltern, hat eine Familie um sich. Er weiß, was er durchgemacht hat und dass es sehr dumm wäre, wieder in die Vergangenheit zurück zu fallen.

»Maradona hat mehrmals mit dem Tod gerungen, aber er ist zurückgekommen als wäre nichts gewesen. Wenn ich ihn heute sehe, denke ich mir: Wie viele Leben hat dieser Mensch?«

ballestererfm: Maradona zeigt sich sehr oft an der Seite seiner Töchter, die auch bei der WM in Deutschland dabei waren. Welche Rolle spielen sie in seinem neuen Leben?

Martin Mazur: Maradona hat seine Töchter immer geliebt, aber er hat ihnen nicht die Liebe entgegen bringen können, die sie verdient hätten. Es gibt das berühmte Zitat von ihm, wonach seine Frau Claudia Mutter und Vater sein musste, weil er nicht da war. Selbst wenn er bei ihnen gewesen ist, war er nicht für sie da. Jetzt ist das anders. Er spricht immer und überall von seinen Töchtern und ist auch im Umgang mit ihnen reifer geworden. Er ist mittlerweile sogar soweit, dass er akzeptiert, dass sie sich mit Burschen verabreden. Früher war er dafür viel zu eifersüchtig. Eine seiner Töchter hat einmal erzählt, dass sie vor einigen Jahren für ihre Schulfreunde eine Pyjama-Party in Diegos Haus geschmissen haben. Es gibt dort einen großen Gang, und Maradona entschied, dass die Mädchen im Zimmer an dem einen Ende schlafen würden und die Buben in einem Raum auf der anderen Seite. Er ist dann während der ganzen Nacht wach geblieben und hat im Gang patrouilliert. Am nächsten Morgen gestand dann einer der Burschen den Töchtern, dass er dringend auf die Toilette wollte, sich aber dann dazu entschieden hätte, das Geschäft bis in die Früh aufzuschieben, weil er solche Angst vor Diego gehabt hätte. Heute erträgt es Maradona sogar, dass der Freund einer seiner Töchter ein River Plate-Fan ist.

ballestererfm: Maradonas Karrierehöhepunkt war die Weltmeisterschaft 1986 mit dem Titel und den beiden Toren gegen England. Wie wäre sein Ansehen in Argentinien ohne diese zentralen Erfolge?

Martin Mazur: Maradona hat nicht alles, was er erreicht hat, 1986 erreicht. Die WM 1990 war zwar kein großartiges Turnier für Argentinien, wir haben es aber bis ins Finale geschafft und hätten Deutschland besiegen könne, wenn da nicht dieser mexikanische Schiedsrichter gewesen wäre. Dieses Turnier hat die Beziehung zwischen den Argentiniern und Maradona noch intensiviert. Man braucht nur an das Finale zu denken, als die Italiener unsere Hymne nieder pfiffen und Maradona sie dafür verfluchte. 1994 waren die Erwartungen enorm und wir fühlten uns als moralische Champions nach den ersten beiden Spielen. Argentinien hatte eine unglaubliche Mannschaft mit Maradona, Redondo, Caniggia, Balbo und Batistuta, aber es sollte nicht sein…

ballestererfm: Sie sprechen den erneuten positiven Doping-Test von Maradona an. Glauben Sie, dass die FIFA, die von den Drogenproblemen Maradonas schon länger gewusst haben dürfte, ihn gezielt abserviert hat?

Martin Mazur: Darum ranken sich viele Gerüchte. Sicher ist, dass die FIFA Maradona brauchte, um die Weltmeisterschaft in die USA zu bringen. Maradona war der spektakulärste Spieler der letzten zehn Jahre und garantierte die nötige Aufmerksamkeit in einem Land, das nicht sehr vertraut war mit Fußball. Als das geschafft war, hatte er seinen Zweck erfüllt. Sehr verdächtig war, wie die Sache abgelaufen ist. Der Schiedsrichter hatte gerade abgepfiffen, Argentinien hatte Nigeria nach einer starken Leistung geschlagen – und Sekunden später kommt diese blonde Krankenschwester mit dem grünen Kreuz auf ihrem Gewand und führt Maradona ab. Warum ist das nicht in der Kabine oder im Spielertunnel passiert? Ich habe so etwas seitdem nie wieder gesehen und auch nie eine plausible Erklärung dafür gehört. Das Ausmaß der Strafe für Maradona (Anm.: Suspendierung vom Turnier, 15 Monate Sperre) empfinde ich als im höchsten Maße unfair.

ballestererfm: Große Talente wie Messi, Tevez oder Riquelme werden in Argentinien sehr rasch als die »neuen Maradonas« gehandelt. Agieren die Medien hier nicht oft voreilig?

Martin Mazur: Dieses Label ist sicherlich schwer zu tragen und eher ein Fluch als ein Geschenk. Ich würde aber nicht die Medien dafür verantwortlich machen. Denn selbst wenn es sie nicht gäbe, würden die Leute immer noch sagen: »Das ist der neue Maradona!« Das ist nur natürlich. Wenn ein Spieler wie Sergio Aguero von Atletico Madrid drei Verteidiger stehen lässt und den Ball mit so viel Klasse im Tor versenkt, dass der Geist von Maradona in der Luft liegt, dann ist es unmöglich zu sagen, »das ist der neue Messi«. Solche Auftritte begeistern auch Maradona. Er hat große Dinge über Riquelme gesagt und sogar dessen Shirt bei seinem Abschiedsspiel für Boca getragen. Er hat erklärt, dass ihn Tevez an sich selbst erinnert. Er sagt aber nie: »Das könnte der neue Maradona sein.«

ballestererfm: Hätten es die erwähnten Spieler leichter, wenn Argentinien nach 1986 wieder Weltmeister geworden wäre?

Martin Mazur: Es wäre eine andere Situation. Wir haben mittlerweile eine Grenze überschritten. Messi und Aguero sind die ersten »neuen Maradonas«, die nach dem WM-Titel auf die Welt gekommen sind. Sie wurden 1987 bzw. 1988 geboren, haben aber immer noch denselben Bezug zu Maradona als wären sie Jahrgang 1977. Maradona ist heute sogar noch größer als vor zehn Jahren. Die Mannschaften von 1986, 90 und 94 gelten als die letzten großen Teams – und das ist ein Problem für den argentinischen Fußball. Brasilien hatte ähnliche Schwierigkeiten: Nach dem WM-Titel 1970 haben sie 24 Jahre gebraucht, bis sie wieder an der Spitze standen. Für Argentinien wären diese 24 Jahre 2010 abgelaufen.

ballestererfm: Maradona hat mit Boca Juniors nur eine Meisterschaft gewonnen und für Argentinos Juniors drei Mal so viele Partien bestritten. Warum ist er trotzdem schon zu Lebzeiten eine Boca-Legende?

Martin Mazur: In einem Lied aus dem Jahr 1981 heißt es: »Barcelona wollte ihn, River Plate wollte ihn, aber Diego ging zu Boca, weil er ein Fan des Klubs war.« Die Leute haben ihn sofort geliebt, als er zu Boca gekommen ist. Davor hat er unzählige Tore gegen Boca geschossen, einmal sogar vier in einem Spiel. Bocas Torhüter Hugo Gatti hatte ihn im Vorfeld als dicklich bezeichnet und wegen seines großen Hinterns ausgelacht. Nach dem dritten Tor wollte er sich entschuldigen und flehte: »Bitte, Diego! Ich hab das nicht gesagt, was in der Zeitung steht.« Aber Maradona hat ihm noch ein viertes eingeschenkt. Nachdem die Boca Juniors Diego 1982 verkauft hatten, konnten sie bis 1992 keine nationale Meisterschaft mehr gewinnen. Während dieser Zeit brachte Maradona Argentinien viel Ruhm ein in der Fußballwelt und jedes Mal, wenn er heimkam, ging er zu den Matches von Boca. Als er 1994 im Dress von Newell’s in die Bonbonera zurückkehrte, war der Andrang auf die Tickets unglaublich. Und der einzige Grund war, dass Maradona wieder vor dem Publikum von Boca Juniors spielte. 1995 spielte er dann wieder für Boca, später noch ein drittes Mal. Die Liebe zu seinem Verein war immer sehr groß. Maradona ist Boca. Ich kann ihn mir in keinem anderen Trikot vorstellen. Er ist der größte Fan von Boca und er benimmt sich auch so. Das kann jeder sehen, der ihn im Stadion beobachtet.

ballestererfm: Heute ist der 46. Geburtstag von Diego Maradona. Wo sehen Sie ihn in zehn Jahren?

Martin Mazur: Ich würde keine Prognose riskieren, was er morgen macht und schon gar nicht in zehn Jahren. Bei Diego weiß man nie, er ist total unberechenbar.

ballestererfm: Wird er eine Trainerkarriere einschlagen?

Martin Mazur: Er könnte, ich bin mir aber nicht sicher, ob er auch wirklich ein guter Trainer wäre. Vielleicht würde er mit seiner Wut nicht fertig werden, die ihn als Spieler ausgemacht und angetrieben hat. Ich kann ihn mir nicht vorstellen, wie er jeden Tag in der Früh auf den Trainingsplatz geht. Er wäre aber in der Lage das Nationalteam zu betreuen, weil das eine andere Aufgabe ist. Wenn ihm der Job angeboten wird, würde er ihn machen. Ich bin nur nicht sicher, ob das in den nächsten zehn Jahren auch passieren wird. (Das Gespräch führten Reinhard Krennhuber und Robert Hummer. Fotos: Hans Georg Egerer)