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Grafik: Archiv
Die Regierungen zahlreicher europäischer Staaten geben sich mit einer gewissen Regelmässigkeit Microsoft -kritisch: In den letzten Jahren wurden viele Worte darüber verloren, welche Gefahr das Quasi-Monopol der Redmonder im Betriebssystem-Bereich für die Wahlfreiheit der eigenen BürgerInnen darstellt. Dabei wurden auch bereits diverse Sträuße vor Gericht ausgefochten, nur als aktuellstes Beispiel ist das Kartellrechtsverfahren der EU-Kommission gegen den Softwarekonzern zu nennen.

Alternativen

Gern verweist man in diesem Zusammenhang auch auf mögliche Alternativen, vor allem das freie Betriebssystem Linux wird immer wieder als möglicher Ausweg genannt. Doch all diesen Worten lassen die Regierenden nur selten Taten folgen: Trotz zahlreicher Migrations-Ankündigungen laufen noch immer mehr als 95 Prozent aller Rechner der öffentlichen Verwaltungen in Europa mit einem Microsoft-Betriebssystem, so eine aktuelle Studie von IDC.

eNorway

Zwar habe es tatsächlich einige Umstellungen auf Linux gegeben, im Gesamtbild seien diese aber vernachlässigbar. Symptomatisch dafür das eNorway-Projekt, das eigentlich die gesamte öffentliche Verwaltung von Norwegen auf Open Source-Software umstellen soll. 2005 ins Leben gerufen, sollte Ende 2006 mit dem Umstieg begonnen werden, zwischenzeitlich sei das Projekt allerdings ins Stocken geraten, berichtet Wired. Kaum ein Rechner sei bisher tatsächlich auf Linux umgestellt worden.

Probleme

Die konkreten Probleme seien in solchen Fällen immer wieder die selben: Für gewisse Spezialanwendungen gebe es schlicht keine eigenen Linux-Versionen, etwa im CAD-Bereich. Auch ergeben sich durch die proprietären Dateiformate von Microsoft gewisse unvermeidbare Kompatibilitätsprobleme.

IT

Ein weiterer Knackpunkt: PolitikerInnen kündigen solche Migrationen zwar an, umsetzen müssen sie aber andere. Und wenn die IT-Abteilung da nicht mitspielt - oder darauf hinweist, dass das nicht ganz so trivial ist, wie sich dass in einer Presseausendung anhört - kann das schnell das vorzeitige Ende des Projekts bedeuten.

Trends

Was natürlich nicht heißt, dass ein entsprechender Trend weg von Microsoft bei den europäischen Verwaltungen nicht tatsächlich gegeben ist. So hat sich vor allem die französische Regierung in den letzten Monaten mit entsprechenden Ankündigungen hervorgetan.

Argumente

Dass diese früher oder später zu realen Ergebnissen führen, ist zu erwarten, allerdings nicht aus den Gründen, die gerne kommuniziert werden. Nicht die "Wahlfreiheit" oder auch die "Kostenreduktion" seien hier entscheidend, sonder vielmehr die Angst vor Industriespionage durch US-Unternehmen, zeigt sich Benoît Sibaud, Präsident von "April", einer französischen Organisation für freie Sofware, überzeugt. Und da ist dann das Open Source-Argument doch wieder ein schlagendes, immerhin lassen sich hier Hintertüren nur schwerlich verbergen. (red)