Herr Austrofred singt wieder die schönsten Queen-Hadern.

Foto: Standard/Heribert Corn
Wetten, dass es auch ein Gesellschaftsleben jenseits des "Lugniversums" geben kann? Und: Es muss wirklich nicht immer "Fremdschämen" (also jenes Gefühl, das einen etwa beschleicht, wenn im Fernsehen gepilchert wird und man sich als Zuseher für das geniert, was da am Bildschirm geschieht) rausschauen, wenn sich wer in Szene setzt. Nicht einmal dort, wo heimische Mundart und Popmusik zusammenkommen. Dieses seltene Phänomen tritt aber diese Woche gleich zweimal in Erscheinung. Zum einen wäre da ein junger Oberösterreicher, der unter dem Namen "Austrofred" mittlerweile auch im außerösterreichischen Raum für sein (auch sich selbst gegenüber) gnadenloses Zusammenführen von Queen-Melodien mit Austropop-Texten geschätzt wird. Gemeinsam mit Thomas Rabitsch (der spielte schon mit Falco, für den musste man sich auch eher selten genieren) bittet die österreichische Antwort auf Freddy Mercury (der ja in Wahrheit Farrokh Bulsara geheißen hat) Montag und Dienstag zur Wiederaufnahme seiner "Austrofred"-Gala in den Wiener Rabenhof (Rabengasse 3, 1030 Wien).

Auf der anderen Seite wäre da dann noch Georg Danzer. Der hat sich sich zwar mitunter mit Wolfgang Ambros und Rainhard Fendrich auf die Bühne geworfen, aber dabei dennoch Bodenhaftung, Herz & Hirn nie verloren. Denn dass sich seine Kollegen in einem Leserbrief (an den Standard) quasi dafür entschuldigen, bei einem ORF-Auftritt für "Licht ins Dunkel" nicht von sich aus Ursula Haubners unsäglichen Ausländerkinder-ohne-Aufenthaltstitel-bekommen-aber-sicher-kein-Kindergeld-Erlass angesprochen zu haben, ist wenig wahrscheinlich - Danzer tut so was. Am Mittwochvormittag präsentiert Danzer bei Morawa (Wollzeile 11, 1010 Wien) seine von Christian Seiler aufgezeichnete Biografie "Jetzt oder nie" (Amalthea).

Apropos Bücher: Am Mittwochabend wird in der Hauptbücherei (Urban-Loritzplatz 2a, 1070 Wien) des grandiosen Stanislaw Lem gedacht, der heuer im März gestorben ist. Lems polnischer Landsmann und Berufskollege Radek Knapp, der Vorarlberger Romancier Michael Köhlmeier und der Kabarettist Lukas Resetarits erinnern ab 19.00 Uhr an ausgewählte Werke Lems. Quasi gleich ums Eck kann man dann ab 20 Uhr im Wirr (Burggasse 70, 1070 Wien) auch Musik aus einer anderen Zeit hören, wenngleich eher kaum Austropop darunter sein wird. Die Macher des recht kultigen "Radio Insieme"(zu hören unter anderem auf Wiens Radio Orange und im Grazer Radio Helsinki), Ernst Tradinik und Ronald Strasser, bitten zur "Disco für ältere Menschen".

Zu denen (also allen über 30) gehört mittlerweile auch Manfred Deix - und der hat in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur gezeichnet, sondern auch böse gereimt. Und ausführlich mit Leuten wie Bernhard Paul oder Christoph Ransmayr korrespondiert. Auszüge dieser Formen seines Schaffens präsentiert der Porträtist des authentischen Österreichs am Samstag bei Thalia in Döbling (Grinzinger Str. 112, 1190 Wien). Andere - fotografische nämlich - Porträts (aber auch andere Fotosorten) glaubwürdiger Profi-Hingucker (u. a. RONDO-Fotografin Lisi Gradnitzer) gibt es dann ab Sonntag in der Galerie "Denkraum" (Bacherplatz 11, 1050 Wien).

Und all das funktioniert ganz lugnerlos ... (DER STANDARD - Printausgabe, 11. Dezember 2006)