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Foto: APA/Hans Klaus Techt
STANDARD: Ihr neuer Job gilt als De-facto-Generalsekretär des ORF. Das bedeutet einen massiven Machtzuwachs für die Grünen auf dem Küniglberg.

Strobl: Ich bin Kommunikations- und Marketingchef und gehe davon aus, dass es auch auf längere Sicht keinen Generalsekretär gibt. Ich habe nie beim ORF interveniert, niemand im ORF könnte mir soetwas nachweisen. Und ich werde das auch in Zukunft nicht tun. Glaubwürdigkeit ist das höchste Gut dieses Hauses und nützt ehrlich gesagt auch den Grünen am meisten: Je spannender die Debatten im ORF, je kritischer, je offener, je pluralistischer, desto besser für die Grünen und überhaupt für die Demokratie.

STANDARD: An der Demontage etwa von Werner Mück als TV-Chefredakteur waren Sie nicht unbeteiligt.

Strobl: Ich habe immer nur versucht, Systeme und Zustände zu ändern, siehe Mück. Das war das genaue Gegenteil von offen, pluralistisch.

STANDARD: Sie müssen als Kommunikations- und Marketingchef nun jenes Team betreuen, dem Sie noch Ende September als Stiftungsrat Ihre Zustimmung verweigert haben.

Strobl: Kein Problem, das beruhte nicht auf persönlichen Konflikten. Ich habe nicht zugestimmt, weil zu wenige Frauen vertreten sind und es nicht das bestmögliche Team darstellt. Aber als Ergebnis einer demokratischen Mehrheitsfindung hat es Anspruch auf bestmögliche Betreuung.

STANDARD: Soll der ORF weiter mit Kundenadressen handeln?

Strobl: Der ORF hat nie eine Adresse irgendwohin verkauft.

STANDARD: Auch nicht etwa beim "Sportinsider"? Der Agentur Vienna Communications waren Sie - früher als Konsulent - eng verbunden.

Strobl: Vienna Communications entwickelt Kundenbindungsmaßnahmen, das hat nichts mit Adressenverkauf zu tun, sondern mit Mehrwert für den Kunden. Aber ich lege Wert auf die Feststellung, dass ich damit nichts zu tun habe.

STANDARD: Jetzt könnten Sie als Marketingchef gleich selbst die Aufträge vergeben.

Strobl: Customer Relation Management zählt nicht zu meinen Aufgaben im ORF. Das nimmt der bisherige Marketingchef Thomas Prantner in die Onlinedirektion mit.

STANDARD: Was passiert mit Ihren Firmen, die etwa das Funkhaus-Radiocafé betreiben?

Strobl: Meine Firmen lege ich still, verkaufe meine Beteiligungen. Ab 1. Jänner gibt es den Unternehmer Strobl nicht mehr. Das ist eine Entscheidung für den Rest des Berufslebens. (DER STANDARD; Printausgabe, 9./10.12.2006)