Foto: Barbadillo S.L

Der Name der rund 62.000 Einwohner zählenden Stadt an der Flussmündung des Guadalquivir leitet sich – neueren Erkenntnissen zu Folge – einerseits vom arabischen „Salu : qua“ – Levantewind (die andere Version lautet: „santo lugar“ – heiliger Ort) und andererseits vom arabischen „Barr al-ma : `ida“ – unsichere Sandbank .

Diese Bank, eigentlich ein Felswall, der sich zwischen Chipiona und Sanlúcar de Barrameda befindet und bis heute unzählige Schiffe auf Grund laufen ließ, war mit ein Grund, warum 1717 das Handelsmonopol mit den amerikanischen Kolonien von Sevilla an Cádiz überging, da in jenen Jahren einfach zu viele Schiffe in der Flusseinfahrt „verloren“ gingen.

Die Mauren

Über die genaue Gründung von Sanlúcar de Barrameda ist man sich nicht ganz so sicher, es gibt auf jeden Fall aus der Zeit 2.500 vor Christus Zeugnisse einer Besiedelung. Wenig Spuren hinterließen auch die Phönizier, Römer und Vandalen, erst die Mauren wussten sich in Szene zu setzen. Diese dürften nach der folgenreichen Schlacht 711 am Guadalete nach Sanlúcar gekommen sein und sich im heutigen Barrio Alto (der Oberstadt), im Bereich der Plaza de la Paz angesiedelt haben, wo sie auch das (heute nicht mehr existente) Castillo de las Siete Torres (Burg mit den sieben Türmen) errichteten, um die Küste besser verteidigen zu können. So wurde hier auch, knapp vor der Flussmündung, den Streifzügen der Normannen ein Ende gesetzt.

Nach der Rückeroberung der Stadt (1260) durch König Fernando III wurde die Stadt wiederholt von den Mauren eingenommen, bis sie schließlich 1264 durch Alfons X entgültig an das christliche Königreich fiel. 1297 wurde die Stadt Alonso Pérez de Guzmán (Guzmán El Bueno) für seine Verdienste in der Verteidigung von Tarifa zugesprochen.

Auf Grund seiner geostrategischen Lage an der Atlantikküste und der Flussmündung (de facto der Meerzugang Sevillas) und der geschickten Politik Guzmáns blühte die Stadt in jenen Jahren regelrecht auf und wurde schließlich zu dem Überseehafen schlechthin. Columbus startete von hier 1498 seine dritte Fahrt, 1519 begab sich schließlich Magellan auf seine Weltumsegelung.

Guzmán El Bueno

Die Guzmáns erwarben im Laufe der Zeit eine ansehnliche Flotte und trieben, neben Amerika, mit Afrika, dem Rest Spaniens, Italien und weiteren europäischen Ländern umfangreichen Handel. Wichtigstes Exportgut war damals Tunfisch aus Conil und Zahara. Die Schiffe nach Amerika wurden natürlich auch mit Unmengen von einheimischen Wein ausgestattet, was umfangreiche Neupflanzungen zur Folge hatte, um den Bedarf abzudecken. Der Hafen von Sanlúcar entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zur wichtigsten Einnahmequelle der Guzmáns und machte so die Guzmáns reich.

Die Funktion als Drehscheibe für den Handel mit der Neuen Welt zog auch ausländische Händler an, allen voran Engländer, aber auch sehr viele nordspanische Kaufleute nutzten die Gunst der Stunde und etablierten sich in Sanlúcar. Angezogen durch den immensen Reichtum, arbeiteten in jenen Jahren auch die berühmtesten Architekten und Maler für die neue Oberschicht. In diese Zeit fallen auch viele der Kirchen- und Klostergründungen, die auch heute noch – unübersehbar – das Stadtbild mitprägen.

Verlust des Handelsmonopols

Der Niedergang begann 1645 als Sanlúcar der königlichen Gerichtsbarkeit unterstellt wurde und dadurch eine Reihe von Privilegien – und damit Einnahmequellen – verlor. Der härteste Schlag erfolgte allerdings 1717, als das Handelsmonopol mit den amerikanischen Kolonien von Sevilla nach Cádiz überging und dadurch der Hafen von Sanlúcar von einem Tag auf den anderen in der Bedeutungslosigkeit versank. Sanlúcar war von da an nur mehr ein Statist, eine Rolle, von der sich die Stadt lange nicht erholte.

Erst unter Don Manuel de Godoy y Faria, Anfang des 19. Jahrhunderts mit der Gründung der Provinz Sanlúcar de Barrameda, begann sich die Stadt wieder zu erholen (kurz unterbrochen durch die französische Besetzung während des Unabhängigkeitskrieges). In den nachfolgenden Jahren erlebte auch der Weinbau einen wahren Boom, wovon auch die unzähligen Bodegasgründungen in jenen Tagen zeugen. Die heute das Stadtbild prägenden Bodegabauten erfolgten allerdings erst etwas zeitversetzt ab 1870.

Sommersitz des Herzogs

Wichtigster Impulsgeber war Mitte des Jahrhundert die Ankunft des Herzogs von Montpensier, der Sanlúcar zu seiner Sommerresidenz erkor (wohnten den Rest des Jahres in Sevilla). Mit seiner Frau Doña María Luisa Fernanda de Borbón ließ er sich einen prächtigen Sommerpalast im neumaurischen Stil errichten (ist heute Sitz des Rathauses) und verhalf damit der Stadt zu neuem Glanz. Somit begann von Neuem die Blütezeit des sozialen Lebens der Stadt und es wurden in der Folge unzählige Sommerresidenzen errichtet (heute noch zu bewundern in der Avenida Bajo de Guia). Wirtschaftlicher Aufschwung kam durch die Bodegas, die ihre Weine mittlerweile in die ganze Welt exportierten.

Heute lebt Sanlúcar vor allem vom Wein, der Landwirschaft, der Fischerei und in zunehmenden Maße vom Tourismus, vor allem in den Sommermonaten, ist doch Sanlúcar einer der sonnenreichsten Orte Europas und beliebter Zweitwohnsitz für wohlhabende Spanier. Den ausländischen Touristen verschlägt es bislang zum Glück nicht allzu häufig hierher, wohl auch bedingt durch das Fehlen von klassischen Strandhotels und All-Inclusive Anlagen.

Was tun? Neben obligaten Bodegabesuchen bieten sich diverse Spaziergänge durch die Altstadt (unterteilt in Barrio Alto und Barrio Bajo) mit ihren Sehenswürdigkeiten (mehr davon in nachfolgender Ansichtssache) und entlang des endlosen Strandes an. Nicht versäumen sollte man einen Ausflug in den Nationalpark Doñana (mit einer Fläche von rund 50.000 ha), entweder in Form eines Schiffsausfluges oder in Form einer Geländewagentour.

Wer es gerne etwas turbulenter und lauter hat, sollte Ende Mai die Stadt besuchen: die Feria de la Manzanilla versetzt dann die Stadt eine Woche in einen manzanillageschwängerten Ausnahmezustand. Ebenfalls sehenswert ist die Romería del Rocío, die Pfingstwallfahrt nach El Rocío – einem ansonsten eher unscheinbarem Dorf im Nationalpark – wenn die teilweise von Ochsen gezogenen, festlich geschmückten Wagen und die Wallfahrer zu Pferde von Sanlúcar ausgehend den Guadalquivir überqueren.

Dem Pferdeliebhaber seien die Carreras de Caballos (Anfang und Mitte August), die Pferderennen am Strand, die seit 1845 stattfinden, ans Herz gelegt.

Schlafen

Wie gesagt kann die Stadt mit keinen Luxus- und Strandhotels aufwarten, aber es gibt einige sehr ansprechende 3-Stern Hotels in teilweise historisch bedeutsamen Gebäuden. Nachfolgend meine Favoriten:

Hotel Los Helechos
Plaza de Madre de Dios, 9.
Tel.: 956 36 13 49
www.hotelloshelechos.com

Posada de Palacio
C/ Caballeros, 11.
Tel.: 956 36 48 40
www.posadadepalacio.com

Hotel Tartaneros
C/ Tartaneros, 8.
Tel.: 956 36 20 44/ 956 38 53 78

Hospederia Duques Medina Sidonia
Palacio de Medina Sidonia, Plaza Condes de Niebla, 1
Tel: 956 36 01 61/ 956 36 96 08
www.ruralduquesmedinasidonia.com

Weitere Unterkunftsmöglichkeiten finden Sie auf der Homepage des Tourismusbüros www.turismosanlucar.com, wo Sie auch aktuelle Veranstaltungstermine, Öffnungszeiten der Bodegas etc. finden. Eine weitere nicht uninteressante Seite ist www.andalusien-tours.de, auf der Sie Informationen über die gesamte Provinz Cádiz finden.

Kulinarisch

Frischer Fisch und Meeresfrüchte. Hauptdarsteller sind die Langostinos de Sanlúcar, die man am Besten in einem der unzähligen Restaurants entlang der Bajo de Guia probiert. Das Angebot, die Qualität und die Preise sind in den meisten der Restaurants ziemlich ähnlich. Meine persönlichen Favoriten sind La Lonja, Mirador de Doñana, Joselito Huerta und die Casa Bigote.

Dem Tapasfreund sei die Plaza del Cabildo, der Hauptplatz der Stadt, ans Herz gelegt, finden sich doch hier gleich drei hervorragende Tapasbars: Casa Balbino, La Gitana und Barbiana – für manchen gewöhnungsbedürftig: hier herrscht meist Selbstbedienung. Nicht unweit, auf der Plaza San Roque befindet sich die Bar Juanito, spezialisiet auf Schinken und Wurstwaren vom Iberico-Schwein.

Wer die etwas feinere Klinge bevorzugt:
El Veranillo, in der Verlängerung der Avda. Cerro Falón Richtung Strand und La Sacristia, in der Carretera de La Jara, Kreuzung Calle Goleta, das auch abseits von Weinen aus Sanlúcar eine ansprechende Weinauswahl zu bieten hat.

Reisezeit

Sollten Sie nicht unbedingt zu den Baderatten zählen, empfiehlt sich ein Besuch zwischen Oktober und März, auch wenn es in dieser Zeit manchmal regnen kann (und aus der Erfahrung muss ich sagen: wenn es regnet, dann schüttet es in Strömen). Meist scheint am nächsten Tag allerdings schon wieder die Sonne und die Landschaft entschädigt mit einem unglaublich sattem Grün und fantastischem Licht. Und selbst Mitte Dezember kommt man mittags in der Sonne auch mit kurzem T-Shirt leicht ins Schwitzen ... (Klaus Hackl)