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Länder wie die Ukraine oder Russland orientieren sich mehr und mehr an der strengen EU-Gesetzgebung.

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In dem Prozess der Heranführung und des Andockens lange Zeit abgeschottet gewesener Teile Europas an die EU haben insbesondere österreichische Unternehmen gutes Geld verdient. Nun locken noch lukrativere Aufträge – insbesondere im Bereich der Umwelttechnik. Mit dem Beitritt zur EU am 1. Jänner 2007 sind auch Rumänien und Bulgarien verpflichtet, ihre Standards Schritt für Schritt jenen in der EU anzupassen. Allein in Bulgarien seien bis 2015 zumindest 14,6 Milliarden Euro an Investitionen notwendig, um die von Brüssel eingeforderten Umweltauflagen zu erfüllen.

Heimische Unternehmen Vorreiter

Für die neuen EU-Mitgliedsländer inklusive der Staaten im Südosten Europas macht das Investitionserfordernis in Summe rund 150 Mrd. Euro aus. Das hat die Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) im Auftrag des Lebensministeriums, der Wirtschaftskammer und der Bank Austria Creditanstalt errechnet.

"Österreichische Unternehmen sind bei Umwelttechnologien weltweit Vorreiter. Jetzt gilt es, dieses Know-how auch im Ausland noch stärker als bisher gewinnbringend einzusetzen," sagte Umweltminister Josef Pröll am Donerstag in Sofia am Rande der Eröffnung einer Exportoffensive, in deren Mittelpunkt Umwelttechnologien stehen. Aus Österreich nehmen an der Präsentation etwa 20 Unternehmen teil. Die österreichischen Umwelttechnikunternehmen haben ihre Umsätze in den letzten zehn Jahren auf 3,78 Mrd. Euro fast verdoppelt.

Eine Milliarde für Sanierzungsprojekte

Das Umweltministerium in Sofia will von 2007 bis 2013 umgerechnet eine Mrd. Euro für Sanierungsprojekte zur Verfügung stellen. Der Löwenanteil soll von privaten Investoren, Anlagenbetreibern, Kommunen und EU-Stellen kommen. Ab 1. Jänner hat Bulgarien Anspruch auf Geldmittel aus dem Struktur- und Kohäsionsfonds. Skeptiker bezweifeln aber, dass Bulgarien wegen fehlender Erfahrung mit Projekt-erfordernissen die Mittel ausschöpfen kann. Österreich ist derzeit schon der größte Auslandsinvestor in Bulgarien. Auch der Handel zwischen beiden Ländern floriert. 2007 rechnet der österreichische Außenhandelsdelegierte in Bulgarien, Michael Angerer, erstmals mit einem Handelsvolumen von mehr als einer halben Milliarde Euro.

Milliardengeschäfte am Horizont

Weil auch Länder wie die Ukraine oder Russland sich mehr und mehr an der strengen Umweltgesetzgebung in der EU orientieren, locken am Horizont weitere Milliardengeschäfte. So müssten die Ukraine, Russland und Georgien zusammen knapp 1000 Mrd. Euro investieren, um Luft, Wasser und Böden auf einen ähnlich guten Standard zu bringen wie in der Kern-EU üblich. Russland allein müsste einer ÖGUT-Studie zufolge 822 Mrd. Euro investieren. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.12.2006)