Klagenfurt - Unsicherheit der Studierenden, sinkende moralische Geisteshaltung und die Botschaft "es ist egal, wie man zu Erfolg kommt - Hauptsache, man hat Erfolg", die von den Medien transportiert werde, nennt Heinrich C. Mayr, Rektor der Uni Klagenfurt, als die Hauptursachen für das Auftreten von Plagiaten. "Möglicherweise überschätzt der Student auch den Grad des Fortschritts, der in der Arbeit zu machen ist, und meint, er müsse plagiieren, um diesen zu erreichen."

Seit dem Plagiatsfall "Wicki und die starken Männer" sowie zwei plagiierten Dissertationen, welche der Salzburger "Plagiatsjäger" Stefan Weber Anfang November in Klagenfurt entdeckte, wird die Alpen-Adria-Universität in kaum einer Berichterstattung zu der Debatte ausgespart. Trotzdem: Man fühle sich nicht als Sündenbock und sei froh, dass die Fälle bekannt wurden. Dass die Autoren aber öffentlich an den Pranger gestellt werden, lehne man ab: "Das vernichtet Existenzen. Derzeit ist jemand, der einen Strafbestand begeht, weniger in der Öffentlichkeit als jemand, der plagiiert, da stimmt das Verhältnis nicht", sagt Mayr.

Beunruhigt zeigt sich die Studentenvertretung. Sie sieht die Gefahr, dass der Ruf der Uni geschädigt und so die Abschlüsse entwertet werden. "Es gibt unterschiedliche Zitierstandards an den einzelnen Instituten", spricht Judith Michael einen Unsicherheitsfaktor an.

Den Schreibstandard erhöhen

Hilfestellung soll unter anderem vom SchreibCenter gegeben werden, einer Einrichtung der Universität, um den Schreibstandard zu erhöhen. "Es werden immer mehr Arbeiten an der Uni und im Berufsleben geschrieben", erklärt Ursula Doleschal, Leiterin dieses Vorzeigeprojekts, den Bedarf. Täglich gäbe es zahlreiche Anfragen von Studenten, die versuchen, die "Gratwanderungen in der Sprache" zu schaffen und hier Orientierung suchen. Aktuell sucht die Uni eine Software aus, die Plagiate künftig ausfindig machen soll. "Diese wird auch den Studenten zugänglich sein", versichert Mayr.

Horst Kandutsch, Informatikstudent, hat seine Diplomarbeit durch das Programm "Plagiarism Finder" laufen lassen. Ergebnis: 20 Prozent Plagiat. "Jede Wissenschaft hat ihren charakteristischen Jargon, die Sätze sind oft gleich aufgebaut", erklärt er, darauf schlage das Programm auch an.

Die elektronische Überprüfung sei keine Alternative, meint Verena Tischler von der ÖH. "Das Bewusstsein, wissenschaftlich zu arbeiten, muss gestärkt werden." Ähnlich sieht das Rektor Mayr: "Wir müssen mehr dazu tun, ethisches Verhalten zu vermitteln."

Nicht weniger kritisch, aber satirisch wird das Thema von der studentischen Protestliste "Die Brut" diskutiert: "Einen Magister der Plagiatskünste" fordert Martin Pöcher. Und: "Je mehr verschiedene Schriftarten und -größen in einer Arbeit, desto besser." (Julia Grillmayr/UNISTANDARD Printausgabe, 30. November 2006)