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Je älter sie werden, desto weniger Berührungsängste haben Jugendliche mit anderen Kulturen.

Foto: apa/epa/Hollander

Wien - Jugendliche werden mit zunehmendem Alter immer offener für Freundschaften mit Personen anderer Muttersprache. Das zeigt eine Studie der Erziehungswissenschafter Justine Scanferla und Roman Lehnert in der Fachzeitschrift "Erziehung und Unterricht". Für die Untersuchung wurden knapp 700 Jugendliche mit türkischer, serbisch/serbokroatischer bzw. deutscher Muttersprache aus rund 30 Wiener Hauptschulen zwei Mal befragt - einmal im Alter von zehn bis zwölf Jahren (erste Klasse) und das zweite Mal im Alter von 14 bzw. 15 (vierte Klasse).

 

Wunsch nach heterogenen Freundschaften

Bei der Ersttestung zeigte sich, dass sowohl türkischsprachige als auch deutschsprachige Jugendliche die Freizeit eher mit Freunden ihrer eigenen Herkunft verbringen. Vor allem bei den Türken war aber bereits zu diesem Zeitpunkt zumindest der Wunsch nach Freunden anderer Muttersprache vorhanden. Die serbisch/serbokroatischen Kinder tendierten dagegen schon zu diesem frühen Zeitpunkt zu "ethnisch-heterogenen" Freundschaften.

Je älter, desto aufgeschlossener

Drei Jahre später waren alle Heranwachsenden wesentlich aufgeschlossener gegenüber interkulturellen Freundschaften. Vor allem die türkischsprachigen Burschen, die zunächst noch Freundschaften mit Kindern aus anderen Kulturen abgelehnt hatten, hatten sich deutlich zu Befürwortern entwickelt.

Bei Burschen verstärkt

Ähnliches gilt für die deutschsprachigen Jugendlichen: Burschen zeigten bei der ersten Befragung eine deutliche Tendenz zu Freunden gleicher Muttersprache, Mädchen eine etwas geringere. Drei Jahre später hatte sich dies umgekehrt: Die Burschen stimmten eher ethnisch-heterogenen Freundschaften zu als Mädchen. Die serbisch/serbokroatischen Kinder - gleich welchen Geschlechts - waren zu beiden Testzeitpunkten Befürworter von interethnischen Freundschaften, bei der zweiten Testung sogar noch deutlicher.

Offene Migranten

Generell zeigte sich, dass Kinder bzw. Jugendliche mit Migrationshintergrund offener für Freundschaften mit Angehörigen anderer Herkunft sind und sich eher um Kontakte mit diesen bemühen als Gleichaltrige mit deutscher Muttersprache. Die Studienautoren erklären dies mit "gesellschaftlichen Gegegebenheiten": "Angehörige von Minderheiten müssen sich zwangsläufig eher an der Mehrheit orientieren als umgekehrt." (APA)