Der Endbericht der BA-CA-Historikerkommission "Österreichische Banken und Sparkassen im Nationalsozialismus" wurde in ein Buch mit zwei Bänden gegossen. Erschienen ist es im Verlag C.H.Beck, es kostet 100 Euro.

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Wäre es 1939 nach CA, Gemeinde Wien und Wiener Städtischer Versicherung gegangen, so würden heute nicht betuchte Gäste mit Faible für imperiales Gepränge, sondern Versicherungsangestellte "im Imperial" ein- und ausgehen.

Die CA, die schon seit 1920 an der Hotel Bristol AG und der Hotel Imperial AG beteiligt gewesen war und ihren Anteil nach 1938 via "Arisierung" auf mehr als 90 Prozent erhöht hat, hatte bereits einen unterschriebenen Kaufvertrag auf dem Tisch. Bristol und Imperial waren abgewohnt und, mangels internationaler Kundschaft, finanziell abgebrannt. Nur einen Fixkunden hatte das Imperial: Adolf Hitler, wenn er in Wien weilte.

Der Plan der CA: Das Imperial verkaufen und mit dem Erlös das Bristol neben der Wiener Staatsoper sanieren. Hitler sollte fortan im Belvedere einquartiert werden – was er verweigerte, wie Historikerin Ulrike Zimmerl zum Arisierungsfall "Wiener Ringstraßenhotels Bristol und Imperial" herausfand. Im August 1941 kam aus Berlin der Führerbefehl, fortan sei "jegliche" Umwidmung von Hotels in Bürogebäude verboten. CA und Städtische mussten den Verkauf rückabwickeln.

Der Fall Bristol-Imperial ist, unabhängig von dieser Facette, von grundlegendem historischen Interesse, wie Zimmerl sagt. Und zwar, weil die CA an der bisher kaum erforschten "Arisierung sehr prominent beteiligt war, und wirtschaftliches Engagement und politische Einflussnahmen gut dokumentiert sind".

Zwangsverkauf

Am eindrücklichsten lässt sich das anhand der "Arisierung" des Bristol (es war durch durch das nicht zum Hotel gehörende "Gomperz"-Haus zweigeteilt) nachzeichnen:_Liegenschaftseigner Philipp Gomperz wollte sein Haus trotz wiederholter Angebote der früheren Hoteliers nie verkaufen. Nach 1938 musste er: "An der Arisierung und dem_Erwerb der Liegenschaft hatten die Stadt Wien und die CA selbst, die ...mehrmals intervenierte, großes Interesse", so Zimmerl. Gomperz bekam nur einen Bruchteil des Wertes bezahlt; 1950 musste die Bristol AG seine Erbin entschädigen.

Die "Arisierung" der Hotels war extrem komplex: Die CA kaufte den Streubesitz, entschachtelte Gesellschaften. Aktienpakete der jüdischen Familie Schallinger hatte die Gestapo 1938 beschlagnahmt; das Paket landete bei der für "Großarisierungen" zuständigen Kontrollbank. Sie verkaufte es 1940 der CA.

Das Imperial landete 1947 übrigens bei der Städtischen: Sie bekam das Haus rückgestellt, weil der Rückverkauf an die CA 1941 "nicht freiwillig" erfolgt war, sondern vom Führer erzwungen. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.11.2006)