... In der Mitte des Tisches ein mächtiger Krug Rotwein. Beide trinken, schenken nach, ununterbrochen, so als tränken sie, um zu vergessen, und es gelänge ihnen nicht. Mehrere Minuten, dann...SCHÜSSEL: So nahe dran . . . KHOL: So nahe, ja. So nahe dran. SCHÜSSEL: Ein Lebenswerk. Mein Lebenswerk. Und nun . . . KHOL: Verpufft, vertan, vergeben. Ein Lebenswerk. Auch meins. SCHÜSSEL: So nahe dran! Und so viel aufgegeben, nur damit - KHOL: So viel paktiert, so viel gebogen! (Pause. Sie trinken, schenken nach.) SCHÜSSEL (träumerisch): Ich habe mich schon hängen sehn in unserem Parlamentsclub, Dollfuß gegenüber: "Wolfgang Schüssel, Vernichter der Sozialdemokratie in Österreich". KHOL (ebenso): "Andreas Khol, die schwarze Faust in rote Gfrießer". SCHÜSSEL (bitter): Und jetzt? Wer hängt dort? Elsner! KHOL (ebenso): Flöttl junior! Verzetnitsch! Es ist nicht gerecht. SCHÜSSEL (noch bitterer): Gerecht! Gerechtigkeit! Mach dich nicht lächerlich! Sie war'n uns überlegen! KHOL: Überlegen? Die? Niemals! (Mit Donnerstimme:) Gott hat es so gewollt! SCHÜSSEL: Gott? Bist du sicher? KHOL (fest): Gott hat es so gewollt! SCHÜSSEL: Mag sein, ja . . . Gott . . . Auch er . . . Auch er eine richtige - KHOL: Still! Man kann nie wissen. (Sie trinken, schenken nach, trinken, schenken nach. Vorhang) (Antonio Fian/ DER STANDARD, Printausgabe, 17./18. 6.2006)