Winterwandern am Fuße der Kanisfluh in Au-Schoppernau. Für Nordic Walker ist die Schneemenge nicht so wichtig.

Foto: Christoph Lingg/Bregenzerwald Tourismus GmbH
Hybride Produkte werden den gesundheitsbewussten über 50 Jahre alten Alpenbenutzern am besten entgegenkommen, lässt die Glaskugel mit wissenschaftlichem Boden von Zukunftsforscher Andreas Reiter durchblicken. Szenarien - also in sich konsistent, aber durchaus überspitzt erzählte Geschichten über die Zukunft des alpinen Wintertourismus - boomen, um den innovationsträgen Hotelier oder Bergbahnchef hinter dem Ofen hervorzuholen.

Vier dieser Geschichten erzählte die Österreich Werbung bereits 1999 den heimischen Touristikern, in der Hoffnung, sie mögen einen produktiven Schrecken hervorrufen. Von einem ökologisch notwendigen Szenario, bei der die Zahl der Urlauber pro Berg streng limitiert wird, um die Ressourcen zu schonen, ist die Rede - und vom Horrorszenario, den Winterurlaub in Tallagen unter 1000 Meter Seehöhe überhaupt ohne Schnee anbieten zu müssen. In seinen wenig idyllischen "Wintermärchen" für 2040 spricht Reiter sogar von einem schneefreien Winter unterhalb von 1800 Metern und einer daraus resultie- renden Jugendarbeitslosigkeit von 18 Prozent in Tirol.

Sieben Jahre nach Erscheinen der Studie der Österreich Werbung stellt sich die berechtigte Frage, wer bereits auf diese Szenarien reagiert hat. Ob der von keiner Seite angezweifelte Boom der "Nordic Fitness" nun die Folge der Aktivität der Dachvereinigung "Langlaufen und Nordic Fitness in Österreich" ist oder ob der Trend "am Stock zu gehen", Selbstläufer der Better-Aging-Generation ist, bleibt offen. Fakt ist, dass bereits mehr als eine Million Österreicher wieder auf den Loipen oder querfeldein beim Nordic Walking unterwegs ist.

Nordic Fitness ist eines jener Angebote, das zumindest teilweise resistent gegen die beiden Szenarien "kein Schnee" und "Berg mit Zugangsbeschränkung" bleibt. Für Hermann Striednig, Themenmanager von "Langlaufen und Nordic-Fitness" eine Win-Win-Situation. Denn den Nordic-Walkern sei es schon jetzt egal, ob sie den gesundheitsfördernden Sport mit oder ohne Schnee ausüben können. Den Langläufern möchte man wenigstens noch mittelfristig einheitliche Qualitätskriterien für den Urlaubsort anbieten und eine Mindestmenge und -dauer der Schneedecke garantieren.

Überraschend seien selbst für Striednig zwei Eckpfeiler dieses Trends gewesen, die kürzlich von der Österreich Werbung erhoben wurden: Der Altersdurchschnitt ist innerhalb kurzer Zeit bereits von 50 plus auf 43 Jahre gerutscht, und der Nordic-Fitness-Gast gibt im Schnitt pro Tag nur einen Euro weniger aus als der klassische Skifahrer. (Sascha Aumüller/Der Standard/Printausgabe/29.11.2006)