Die chinesische Regierung plant die Einhebung einer eigenen Karaoke-Steuer. Nachdem von westlichen Nationen verstärkt die Forderung nach konsequenten Copyright-Regelungen in China gekommen war, will man dort nun offenbar ein seltsames Zeichen setzen. Wie das
Wall Street Journal
berichtet, sollen die Betreiber der zahlreichen Karaoke-Bars künftig für die Nutzung von Songs und Videoclips zur Kasse gebeten werden. Das Amteur-Singen erfreut sich in dem asiatischen Staat besonderer Beliebtheit und davon sollen - so zumindest die offizielle Rechtfertigung - in Zukunft auch die Autoren und Künstler profitieren.
Eintreibung
Wird diese Steuer tatsächlich umgesetzt und konsequent eingetrieben, könnte die Musikindustrie damit jährlich rund 375 Mio. Dollar verdienen. Das wäre mehr Geld als in China durch CD-Verkäufe eingenommen wird. Die Diskussion über eine Karaoke-Steuer gibt es bereits seit einigen Monaten. Inzwischen haben sich unter den Behörden gar zwei Fronten gebildet, die beide von einer solchen Gebühr profitieren wollen. Einerseits erhebt das Kulturministerium Anspruch auf die Einhebung, andererseits aber auch die nationale Urheberrechtsadministration (NCAC), die ihren eigenen Lizenz-Standard einführen will.
Versuche
In der Vergangenheit hatte die Musikindustrie bereits versucht Geld bei den Karaoke-Clubs einzutreiben. Hunderte Mahnungen waren ausgeschickt und im Jahr 2004 sogar eine Klage vor Gericht eingebracht worden. Allerdings konnten die Rechteinhaber bisher nicht wirklich viel auf diese Weise verdienen. Läuft das Eintreiben der Lizenzgebühren in Zukunft über den Staat, könnte dieser auch einen ordentlichen Anteil für sich selbst einbehalten. Offenbar ist eine Datenbank in Planung, die dem Ministerium sogar ermöglichen würde "unerwünschte" Titel auszusortieren. Womit sich der Kreis zum bereits herrschenden Zensur-Problem in China wieder schließen würde.
Befürchtungen
Viele Inhaber von Karaoke-Bars fürchten nun einen beträchtlichen Geschäftsrückgang. Einerseits weil der interne Bürokratenstreit das Image schädigt, andererseits weil sie die Eintrittspreise erhöhen müssen, um die Karaoke-Steuer zu finanzieren. Kritiker weisen mittlerweile auch darauf hin, dass es wohl klüger gewesen wäre, der Westen hätte nicht so vehement nach Urheberrechtsregelungen in China gerufen. Denn offenbar will die chinesische Regierung das Thema ganz zu ihren eigenen Zwecken nutzen. (pte)