Mit Unterstützung von back bone werden auch Theaterprojekte auf die Beine gestellt.

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Eine Mitarbeiterin der MA 17 versucht sich im Rahmen eines Theaterprojektes in der Rolle der Bittstellerin am Arbeitsamt.

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Muro (links) mit einer Gruppe Jugendlicher beim Ausflug auf die Donauinsel.

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back bone bietet auch Tanztraining.

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Während die Mädels Fußball spielen ...

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... müssen die Jungs warten, bis sie dran sind.

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Muro war ein "Parkkid". Einer von den jungen Leuten, die ihre gesamte Freizeit in Wiener Parks verbringen, weil zu Hause kein Platz ist, oder weil der Park einfach eine Möglichkeit ist, Freunde zu treffen. Wenn andere Kids zu Hause vor Ihren Laptops sitzen, Klingeltöne runterladen oder sich in "Counterstrike" perfektionieren, spielen manche Jugendliche eben lieber Fußball, hängen herum oder beschäftigen sich anders.

 

Energien bündeln

Klingt wie Idylle an frischer Luft, ist es aber nur teilweise. Denn die hauptsächlich männlichen Parkkids stammen meist aus den unteren gesellschaftlichen Schichten. Und immer wieder haben einige von ihnen mit den Folgen von Verwahrlosung, mit Drogensucht oder Gewalt zu kämpfen. "Was ich den Eltern dieser Kinder vorwerfe: sie kümmern sich kaum um ihre Söhne und Töchter und interessieren sich nicht für ihren Umgang," erklärt sich Karin Gruber, Leiterin des mobilen Jugendarbeitsprojektes "back bone", die Notwendigkeit einer Parkbetreuung. Seit 10 Jahren werken die Sozialarbeiter von back bone in den Parks des 20. Wiener Gemeindebezirkes und versuchen, die Energien der Jugendlichen zu bündeln. Ihr Vertrauen hat man sich in harter Kleinarbeit verdient. "Wir bevormunden nicht, wir verurteilen nicht, wir sind einfach da."

Zweite Generation

Muro ist mittlerweile einer von den Betreuern. Als Vertreter der Zweiten Generation hat er einen besonderen Draht zu den meist aus Migrationsfamilien stammenden Jugendlichen. Und weil auch er seine Freizeit früher hauptsächlich im Park verbracht hat, kennen ihn viele. "Es gab Zeiten, da bin ich nur zum Essen nach Hause", erzählt Muro von damals, als er in seiner Clique im Park den Ton angab. "Ich musste mir früher auch beweisen, dass ich ein Mann bin und habe viel gerauft". Fußballturniere und Partys, die back bone in den Parks und in zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten veranstaltete, lenkten Muro und seine Freunde von der Langeweile ab.

Karin Gruber sprach Muro dann irgendwann an und fragte ihn, ob er nicht auch Jugendarbeiter werden wolle. "Sie hat gemeint, das wäre was für mich, weil ich eine Gruppe zusammen halten kann." Muro, der die Schule mit 16 abgebrochen hatte, ließ sich überzeugen und machte eine entsprechende Ausbildung.

MigrantInnen als VermittlerInnen

Projekte wie Fußballturniere, Theateraufführungen, Partys oder Tanzworkshops gibt es bei back bone viele. Die Jugendlichen sind diejenigen, die die Ideen bringen. "Man kann die Leute zu nichts zwingen. Wenn die Kids mit uns Kontakt haben, dann nur freiwillig," so Karin Gruber, die von Anfang an dabei ist. In diesen Jahren hat sie auch viele Konflikte erlebt. "Rassismen existieren natürlich", erzählt sie. Aber es gibt weit nicht so viele Konflikte, wie manche glauben machen wollen". Meist sind es "typische" Probleme, mit denen die Jugendlichen zu den BetreuerInnen kommen. Liebesdinge, Schule und Probleme mit den Eltern eben.

Mädchenparks

Seit Jahren ist der Freitag für die Mädchenarbeit reserviert. "Burschen sind einfach sehr präsent und nehmen die Parks in Beschlag. Für Mädchen existierten kaum Räume, wo sie mal unter sich sein können," erläutert Karin Gruber die Gründe, warum back bone begonnen hat, über "mädchengerechte Parks" nachzudenken. Um den Mortarapark für Mädchen aufzupeppen, organisiert back bone fünf Planungswerkstätten, in denen die betroffenen Jugendlichen ihre Vorstellungen einbringen konnten. Seit dem Frühjahr bietet der generalsaniert Park ein Girl-Power-Baumhaus, ein Beerenlabyrinth, eine Seilbahn und eine Sitzarena zum Tanzen.

"Ernstfälle"

back bone 20 sieht sich zu guter letzt auch als Sprachrohr und Lobby der Jugendlichen nach außen, hilft bei der Bewerbungsvorbereitung, berät bei der Berufsauswahl, die oft genug beschränkt ist. "Wir wollen, dass Jugendliche einen anerkannten Platz in der Gesellschaft erhalten", so Karin Gruber. "Ernstfälle" oder Jugendliche in anderen akuten Notsituationen werden an spezialisierten Sozialeinrichtungen weitervermittelt. (mhe)