Silvia Wustinger-Renezeder

Foto: SEG
Dass es um den Bauträger SEG von Silvia Wustinger-Renezeder nicht gut bestellt war, wussten etliche in der Branche; dass es mit Verbindlichkeiten von 107 Millionen Euro die vermutlich größte Insolvenz dieses Jahres würde, überraschte dann doch viele.

Mit der von ihrem Vater, Wolfgang Renezeder, gemeinsam mit Erwin Wippel und Winfried Kallinger Mitte der Siebzigerjahre gegründeten Gebäudesanierungsfirma wollte die Tochter zunächst nichts zu tun haben. Sie studierte Jus und arbeitete später in einem Notariat. Doch Mitte der Achzigerjahre gingen die Wohnungsinvestments des Vaters (er baute in Florida und Texas) schief, die Wiener SEG musste den US-Verlust von fast 100 Millionen Schilling (circa sieben Millionen Euro) verdauen, mit der Abwicklung wurde die Tochter betraut.

Doch das Verhältnis der beiden war stets getrübt. Dominant und herrisch sei er gewesen. Dasselbe sagt man heute über seine Tochter. Schließlich habe sie den Vater aus der Firma gedrängt und ihm sogar die Firmenpension aberkannt. Wustinger-Renezeder (51) musste Anfang der Neunzigerjahre wieder bei null anfangen. Und sie tat es ihrem Vater gleich, war wie er in der ÖVP verankert und beriet unter anderem die früheren VP-Wohnbauexperten Otto Keimel und Walter Schwimmer.

Ins Geschäft mit großvolumigen Wohnbauten stieg sie ein, als die Wohnbauförderung nicht mehr nur den gemeinnützigen Bauträgern, sondern auch den gewerblichen ermöglicht wurde. Zum Verhängnis wurde ihr dabei die kostspielige Zusammenarbeit mit den Star-Architekten Jean Nouvel (Gasometer), Coop Himmelb(l)au (Wohntürme Wagramer Straße) und Zaha Hadid. Letztere entwarf das Haus an der Spittelauer Lände, das ursprünglich als Wohnhaus geplant war, dann mangels Mieter zum Studentenheim mutierte. Weil auch die Studenten ausblieben, steht das Haus seit März leer. Die Kosten von zehn Millionen Euro wurden nie verdient.

2002, als die Probleme immer größer wurden, gründete Wustinger-Renezeder die SEG AG (jetzt CEE AG) und brachte sie 2003 an die Börse. Es war eine reine Geldbeschaffungsaktion, denn zum Teil wurden Immobilien vom Bauträger SEG an die AG verkauft. 2005 verließ der damalige Finanzvorstand Johann Traxler mit den Worten, es sei "unverantwortlich, was hier passiert" die Firma. "Wegen mangelnder Harmonie" tat es ihm sein Nachfolger Alfred Gabler ein Jahr später gleich. Bei der diesjährigen Hauptversammlung wurde der komplette Aufsichtsrat ausgetauscht. Wustinger-Renezeder musste heuer im AG-Vorstand einem Sanierer Platz machen.

Sie ist in zweiter Ehe seit einigen Jahren mit einem Hersteller von Getriebemotoren aus dem Piestingtal verheiratet. Sie hat zwei schulpflichtige Kinder im Teenager-Alter. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.11.2006)