Mit Shaker und Knarre bewaffnet: Uwe Stoiber (li.) und Alexander Hölzl in "Paradise Island".

Ab 1. Dezember beginnt die Verbrecherjagd in Hawaiihemd und mit knappen Bikinis.

Foto: Visual Kings

Hölzl (Rob Cort), Vera Krondorfer (Cooky), Stoiber (Ian), Gjylijete Zekai (Beachgirl), Thomas Pramhas (Cillian Klemente).

Foto: Visual Kings
Das Banale am Alltag plagt den Pionier stets am allermeisten. Wie nennt man eine Krimiserie im Internet? Online-TV? Das trifft es nicht, denn das Medium ist das Web und nicht der Fernseher. Internetserie? Das kann alles Mögliche sein. "Wir haben lange überlegt", erzählt der Oberösterreicher Alexander Hölzl. Schließlich habe man sich auf "erste österreichische Onlinekrimiserie" geeinigt. Vorarbeiten erledigt.

Am 1. Dezember starten Hölzl und sein Team also diese "erste österreichische Krimiserie", die ausschließlich für das Internet produziert wurde. Titel: "Paradise Island".

Zehn Folgen

Pünktlich um null Uhr von Freitag auf Samstag ist dann wöchentlich eine neue Folge auf 4more.at zu sehen. Jede Folge dauert zwischen fünf und sieben Minuten, vorerst sind zehn Folgen geplant. Die werden aufgepeppt mit Interviews und "Making of"-Mitschnitten. Im Frühjahr 2007 soll es neue Folgen geben.

Ex-Agent mit Vokuhila

Vorbild für "Paradise Island" ist die längst vergessene US-Serie "Tropical Heat". Anfang der 90er-Jahre jagte ein Ex-Agent mit Pferdeschwanz, flatterndem Hawaiihemd und üppig zur Schau gestelltem Brusthaar Schwerverbrecher, dazwischen staksten Horden knackiger Bikini-Blondinen durchs Bild. Ort der Handlung war Florida.

"Die Juroren haben uns gehasst"

Den Zuschauern gefiel das nur mäßig, weshalb die Serie vorzeitig abgesetzt wurde. Gut für Hölzl: Als er bei einem Mexiko-Urlaub einen der Autoren zufällig kennen lernte, überließ der ihm ein fix fertiges Drehbuch. Gemeinsam mit Hans Jürgen Kreutzer, Robert Aichinger, Uwe Stoiber und Thomas Pramhas gründete er die Talentschmiede 4 motion und produzierte einen Pilotfilm. Beim Festival der Nationen gab es dafür einen heftig diskutierten Publikumspreis: "Die Juroren haben uns gehasst", erinnert sich Hölzl.

Geschmacksverirrung

Den Detektiv spielt er gleich selber. Die Haare sind blond, das Hawaiihemd ist geblieben und auch die lasziven Bikiniträgerinnen. "Wir sind eigentlich gegen diese seichte, niveaulose Art der Unterhaltung", distanziert er sich im Gespräch mit dem STANDARD. Das merkt man dem Produkt allerdings nicht gleich an. Denn das Ergebnis folgt zweifellos seiner eigenen Ästhetik: War "Tropical Heat" schon im Fernsehen schwere Geschmacksverirrung, wird bei "Paradise Island" das Spiel recht erbarmungslos auf die Spitze getrieben.

User als Statisten

Gedreht wurde in Mexiko, Ibiza und Lambach. Mit "Visual Kings" haben Hölzl und Sogar eine eigene Vermarktungsfirma gegründet. User können als Statisten mitspielen. "Eine völlig neue Dimension der Interaktion", schwärmt Hölzl. Die Vorteile des Internets liegen auf der Hand: erstens weniger Kosten, zweitens mehr und kreativere Werbemöglichkeiten.

Dass die Serie online nicht ein ähnliches Schicksal wie im Fernsehen ereilt, dafür ist jedenfalls vorgesorgt: Am 2. Dezember wird der jamaikanische Reggaeveteran Errol Blackwood eigens für ein Konzert in der Linzer Plus City anreisen und den Titelsong zum Besten geben. Im Hawaiihemd, hoffentlich. (Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 22.11.2006)