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Akzeptiert die SPÖ Karl-HeinzGrasser nicht als nächsten Finanzminister, müssen sich SP-Chef Alfred Gusenbauer und VP-Obmann Wolfgang Schüssel auf die Suche nach einem geeigneten Kompromisskandidaten machen. Vereinbart ist zwischen den Parteichefs, dass es in dieser heiklen Frage "Übereinstimmung" geben muss. Priorität hat für SPÖ und ÖVP - zumindest offiziell - die Sachpolitik vor Personalfragen.

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Als parteiunabhängig, wenn auch nicht politikfern, gelten die beiden führenden Wirtschaftsforscher des Landes, Wifo-Chef Karl Aiginger und IHS-Chef Bernhard Felderer. Beide weisen von sich, als ministrabel gehandelt zu werden. Aiginger sagt: "Ich bin nicht gefragt worden und habe mir das daher auch nicht überlegt. Das sind alles reine Spekulationen, die in der Luft hängen." Felderer sagt: "Da braucht es eine politisch starke Figur, die auch unangenehme Antworten geben kann."

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Grasser hält Felderer für einen "sehr erfolgreichen Finanzminister". Er habe eine "sehr klare Linie verfolgt" und: "Was in der Politik zählt, sind die Popularitätswerte", sagt Felderer. Er selbst komme nicht in Frage, der Gedanke allein sei "absurd".

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Als "bürgerlich-roter" Kandidat, der der ÖVP schmackhaft gemacht werden könnte, gilt Bawag-Chef Ewald Nowotny. Als langjähriger SP-Finanzsprecher ist Nowotny zwar ein ausgewiesener Parteikandidat, genießt aber in VP-Kreisen hohes Ansehen durch sein erfolgreiches Krisenmanagement an der Bawag-Spitze.

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Darf sich die ÖVP den nächsten Finanzminister aussuchen, hat jedoch Nowotnys Vize im Bawag-Vorstand, Stephan Koren, die eindeutig besseren Karten. Koren, Sohn des gleichnamigen früheren VP-Finanzministers (1968 bis 1970) und Nationalbankpräsidenten, gilt seit langem als aussichtsreiche VP-Personalreserve. Koren ist ein wichtiger wirtschaftspolitischer Berater der ÖVP und ging als P.S.K.-Chef aus der Bawag-Affäre relativ unbeschadet hervor. Bawag-Vize wurde Koren erst 2005.

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Als aussichtsreiche SP-Kandidatin auf der langen Liste möglicher Grasser-Nachfolger, mit der wohl auch die ÖVP leben könnte, gilt Gertrude Tumpel-Gugerell. Die frühere Vizegouverneurin der Nationalbank wurde im Jahr 2003 von der Bundesregierung erfolgreich für das Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt nominiert. Tumpel-Gugerell, verheiratet mit AK-Präsident Herbert Tumpel, genießt in internationalen Finanzgremien hohes Ansehen. Von 1981 bis 1984 war sie wirtschaftspolitische Beraterin im Finanzministerium unter dem damaligen SP-Ressortchef Herbert Salcher.

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Stellvertretend für erfolgreiche VP-Manager mit ausgewiesener Politik-Nähe steht Böhler-Uddeholm-Vorstandschef Claus Raidl. Immer wieder wurde Raidl in den letzten Jahren als Kandidat für den Posten des Finanz- oder Wirtschaftsministers genannt, ebenso oft hat Raidl abgelehnt, in die Politik zu wechseln. Was der SPÖ missfällt, ist der Umstand, dass der Privatisierungsfan Raidl im Wahlkampf das Personenkomitee "Wir für Schüssel" leitete.

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Erfreut über das "Signal" der SPÖ, nicht unbedingt Anspruch auf den Finanzminister zu stellen, zeigt sich Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl. Zum STANDARD sagte Leitl am Montag: "Es soll der Beste sein. Das ist eine Empfehlung für Grasser. Er findet auch international Anerkennung." Aber: Über Personalfragen solle erst "zum Schluss" gesprochen werden. "Wir sind jetzt über eine wichtige Klippe gekommen und dürfen nicht sofort neuen Zement anrühren", sagte Leitl.

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SP-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos sieht keinen Widerspruch zur Position seines Parteifreundes Josef Cap, der Grasser nicht mehr ausschließen will, sagt aber: "Ich glaube nicht, dass Grasser der Beste ist". (Michael Bachner, DER STANDARD, Printausgabe, 21.11.2006)

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