Paris - Nach dem Verbot des von Sex- und Gewaltszenen geprägten Films "Baise-moi" (dieStandard berichtete) steht in Frankreich das Filmrecht auf dem Prüfstand. Als letzter großer Kinobetreiber gab die Pariser Kette MK2 bekannt, sie werde die Vorführungen dieses Films ab Donnerstag aussetzen. Auch der Produzent Philippe Godeau kündigte an, er wolle auf eine Vermarktung in Frankreich vorerst verzichten. Sie fügten sich damit dem Verbot des Staatsrates vom 30. Juni, der den Film als Pornofilm klassifiziert und dessen Vermarktung in den öffentlichen Kinos verboten hatte. Sowohl die Kinokette als auch der Produzent erklärten, sie wollten Kulturministerin Catherine Tasca Zeit lassen, die Altersbegrenzungen im Kino neu zu regeln. Politische und ideologische Entscheidung Der vor einer Woche angelaufene Film hatte Forderungen laut werden lassen, eine Begrenzung ab 18 Jahren einzuführen. Bisher gibt es nur eine Begrenzung "ab 16" und als letztes Mittel die Verbannung in Porno-Kinos. Der Streit um den Film "Baise-moi" führte in den vergangenen Tagen zu heftigen Auseinandersetzungen um die Freiheit der Kunst. Die Regisseurin Virginie Despentes erklärte, ihr Film sei radikal und aus der Sicht von Frauen gedreht. Mit der Klassifizierung von "Baise-moi" als Pornofilm habe der Staatsrat - das höchste französische Verwaltungsgericht - eine "politische und ideologische Entscheidung" getroffen. Gegen den Film hatte die rechtsgerichtete Bewegung "Promouvoir" geklagt. Vollkommen subjektive" Beurteilung Auch die Filmemacherin Catherine Breillat, deren ebenfalls von einer Mischung aus Gewalt und Sex gekennzeichneter Film "Romance" zur Zeit in Deutschland in den Kinos ist, engagierte sich gegen alle Bestrebungen einer staatlichen "Zensur". Sie warf dem Staatsrat bei einer der letzten Vorführungen des Films am Mittwochabend vor, sein Verbot sei durch eine "vollkommen subjektive" Beurteilung motiviert. Kulturministerin Tasca kündigte am Mittwoch an, sie wolle die Altersbegrenzung ab 18 Jahren möglichst schnell einführen, das werde aber einige Wochen dauern. "Baise-moi" basiert auf einem Buch Despentes', die zusammen mit Coralie Trinh Thi den Film inszenierte und dabei mit Pornodarstellerinnen arbeitete. Zu Beginn werden zwei Frauen von mehreren Männern vergewaltigt. Eines der Opfer verbündet sich später mit einer anderen Frau und beginnt mit ihr eine Gewalttour, in deren Verlauf sie zahlreiche Männer und Frauen wahllos und ohne jede emotionale Regung erschießen. Eine der beiden Frauen wird schließlich bei einem Schusswechsel getötet, die andere bei einem Selbstmordversuch festgenommen. (APA)