Das Römer Tor oder "Wiener Tor" in Traismauer.

Foto: traismauer.at
Der berühmte Minnesänger Tannhäuser – Titelfigur einer Wagner-Oper – soll in Traismauer begraben sein. Die wissenschaftlichen Beweise reichen zwar nicht zur Untermauerung dieser Ansicht aus, viele Heimische aber sind überzeugt, dass dies der Wahrheit entspricht. Es gibt dort auch einen Venusberg, in dem die Liebesgöttin hauste und in den sie den Sänger nach dessen gnadenloser Verurteilung durch den Papst lockte. Auf einem verwitterten – und mittlerweile verschwundenen – Grabmal soll noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts die Inschrift „si Rome precor ora“ („Wenn du in Rom bist, so bitte bete“) zu lesen gewesen sein, was sich nach Ansicht mancher Heimatforscher nur auf den verdammten Minnesänger bezogen haben kann.

Via principalis

Der Wanderer wird es wohl entscheiden können, ob der Sängerkrieg auf der Wartburg oder an der Traisen stattfand, aber wenn er auf den angeblichen Spuren Tannhäusers wandelt, darf er mit einer idyllischen, vom Löss geprägten Landschaft und – an klaren Tagen – mit einer beeindruckenden Aussicht rechnen, die bis ins südliche Waldviertel, ins Weinviertel und bis zur Alpenkette reicht. Zu sehen ist natürlich auch die Donau.

Die Gegend ist geschichtsträchtig, das beweisen die vielen Ausgrabungen im unteren Traisental, die eine Besiedelung schon in der prähistorischen Zeit belegen. Traismauer war in der Römerzeit eine bedeutende Siedlung, der Stadtkern zeichnet noch heute die strengen Formen des römischen Kastells nach. Wer durch die Hauptstraße schlendert, bewegt sich auf der Trasse der ehemaligen via principalis.

Die Runde ist – der Jahreszeit angepasst – relativ kurz und weist keinerlei Schwierigkeiten auf. Es gibt allerdings kein Gasthaus und keinen Heurigen auf der Strecke, lediglich eine kleine Unterstandshütte bietet Schutz. Bei Schlechtwetter, Sturm oder Regen sollten sich nur widerstandsfähige Naturen auf die Strecke wagen.

Die Route: Beim Bahnschranken am westlichen Ende des Bahnhofs von Traismauer beginnt die rote Markierung, die über eine Geländestufe zur Waldandacht führt. In der Folge wandert man durch tief in den Löss eingeschnittene Wege, ehe man freies Gelände mit Weingärten erreicht. Man gelangt zur etwas versteckten Bergkapelle – von der man ein Stück des Altenwörther Stausees sieht – und erreicht später den Waldrand und die „Vier Eichen“ mit zahlreichen Votivbildern. In einem weiten Bogen geht es zum Reutbühel, dessen Gipfel allerdings nicht betreten wird, und zur Unterstandshütte. Gehzeit ab Traismauer 1¼ Stunden. Die rote Markierung führt nun durch die Weingasse hinab ins Traisental. Man überquert den Fluss und wandert an dessen linkem Ufer zurück zum Ausgangspunkt. Gehzeit ab Unterstandshütte eine Stunde. (Bernd Orfer/Der Standard/Printausgabe/18./19.11.2006)