Diesmal
zeigen die Mädels den Burschen, wo der Bartl den Most herholt. Da wird auf abgebrochene Nägel gepfiffen. Aber wie. Rein ins MotoCross-Gwandl, rauf auf den störrischen MX-Bock und ab durch den Dreck.
Ein schönes Motto
für über 20 Damen, die sich um 9:00 Uhr auf einer abgesperrten MotoCross-Strecke einfinden. Die Mädels werden je nach Schotteraffinität in verschiedene Gruppen mit je einem Instruktor unterteilt. Von "noch nie auf einem Bock gesessen" bis hin zu "ich brenn den Instruktor her".
Mastermind
hinter dem Endurotraining für Damen ist Joe Lechner mit seiner Firma Terra X-Dream. Joes Pressesprecher ist bekannt für so launige Aussagen wie "Joe konnte nicht ins Geschehen eingreifen" oder "Lechner beißt ab", wenn Joe nicht aufs Stockerl fuhr. In echt ist die Sache aber eine ganz andere. Joe Lechner wurde beim Austrian Cross Country Championship 2006 Fünfter.
Da gibt es
nicht viele Landsmänner, die dem Joe das Wasser reichen können. Und wie hergricht der Pressefutzi nach jeder Aussendung aussieht, will ich gar nicht wissen. Oder der Joe liest sie gleich gar nicht, die öffentlichen Liebesbriefe. Jedenfalls, dieser Enduromeister trommelte wieder einmal seine Freunde zusammen. Und die erklärten den Damen die Welt abseits der befestigten Straßen. Klar, da musste ich dabei sein.
Nein, keine Sorge.
Ich hab mir kein Rockerl drüber gezogen und mich von den Ladies herbrennen lassen. Wusste ich doch schon vorher, dass die Floh mit dabei sein wird. Die Murmel ist dem geneigten Leser ja noch nicht so bekannt, aber die war auch dabei. Und die Reißerische. Genau, die von der AirSex.
Die Reißerische
hat sich gleich einmal bei den Anfängerinnen einen Platz verschafft. So viel Schotter-Erfahrung hatte sie ja noch nicht. Um genau zu sein: gar keine. Machte aber nichts, weil die Anfänger erst einmal das Motorrad kennen lernen mussten. Wie startet man so eine wilde Maschin an, welcher Hebel dient wozu und so Sachen.
Danach
wurden die ersten Meter gefahren. Dass der Herr Instruktor zu erklären vergaß, dass man vor dem Absteigen den Seitenständer raus tut und dort das Motorrad drauf abstellt, war auch bald klar. Ein paar Mal ging schon der Staub auf. Aber hallo.
Die Reißerische
hat sich dann von den Anfängerinnen bald zu den Fortgeschritteneninnen begeben, wo die Floh schon ihre ausgeborgte Yamaha quälte. Die Partie hatte es schon nicht mehr so leicht. Enge Kreise, Achter fahren, Slalom fahren und Zielbremsen. Die Reißerische hat ihre Yamaha beim Slalom der Erde näher gebracht. "Das depperte Huterl wusste ja nicht, auf welcher Seite es vorbei wollte.", rechtfertigte sie den Bodenkontakt.
Die Floh
hat sich dann auch nicht lang bitten lassen und breitete sich galant aus. Die lag dann ein paar Tage im Bett. Aber nein, nicht weil sie sich weh getan hat, sondern weil sie eh schon dreiviertelt krank war, als sie anreiste. Danach war sie es vierviertelt. (Scherz d. Frau Lektorin)
Fein zum Anschauen
waren auch die Zielbremsungen. In der Früh, als die Konzentration noch voll da war, haben die Mädels bewiesen, was sie können. Ganz großer Respekt. Als hätten sie nie was anderes gemacht. Mit steigender Müdigkeit ließ natürlich die Konzentration nach und aus dem Zielbremsen wurde eine Punktlandungsübung. Beschleunigen, anbremsen, blockieren des Vorderrades, ausbreiten. Passiert ist außer ein paar blauen Flecken nichts. Also nicht, dass ich wüsste. Auch bei den Mädels nicht, die schon schwer im Gelände wüteten.
Da hab ich
beim Zuschauen einen gewaltigen Gusto bekommen, eh klar. Hab dem Joe erklärt, es sei unumgänglich, dass ich jetzt auch eine Yamaha bekomme. Damit ich vor den Mädels aber nicht allzu blöd dasteh, fände ich es notwendig, dass ich ganz alleine meine Spompernadln mach. Eine Zeit lang hat er das auch zugelassen, der Joe. Aber irgendwann wurde ihm das dann zu bunt. Vielleicht hat er sich davor gefürchtet, die Mopetten nie mehr wieder sauber zu bekommen, nachdem ich durch jedes Dreckloch fuhr.
Der Graf Foto
war von oben bis unten mit Dreck zubetoniert. Legt sich der Komiker doch glatt immer so hin, dass er erst nass wird und dann den Staub fängt. (Vielleicht sind seine Vorfahren ja geteert und gefedert worden ... so wie deine wohl auf Kanonenkugeln geritten sein müssen. Anm. d. Frau Lektorin)
Die Yamaha
und der Graf Foto waren versaut. Der Joe war übermütig. Eine Todesmischung. Er forderte mich zum Kampf. Um genau zu sein, zum Stierkampf. Wir sind die Stiere, die Reißerische macht den Torero. Und los ging es. Nicht einmal, nachdem wir beide auf der Pappen gelegen sind, war eine Ruh. Ein Ringerl geht noch, einmal schafft es der Joe noch, dass er mir übers Vorderrad fährt. Ganz arge Sache. Und der Joe immer mit seinen Drohgebärden.
Ohne dass das
Vorderradl in der Luft ist, kann der anscheinend gar nicht wegfahren. Dann fuhren wir noch ins Gelände. Die Mädels hatten gerade Mittagspause. Die hat sich die Murmel aber nicht gegönnt. Dass sie pressegeil ist kann man nicht sagen. Weil als sie merkte, dass sich der Graf Foto hinten auf meiner Yamse Platz verschaffte, wollte sie doch rasten. Joe und ich konnten sie dann aber überreden, doch mitzufahren.
Steilhang
rauf und runter. Alles in einem Affentempo. Joe und Murmel voraus. Ich – so gut es ging – hinten nach. Allein der nachwetzende Graf Foto konnte mich erheitern. Der Joe hat es mir ganz schön gezeigt. Wahnsinn. Was blieb mir also, als ihm meine Meinung zu geigen. "Du bist eine grenzenlose Wildsau." Wie aus Kinderaugen schaute mich Joe an, hielt den Kopf leicht schief, lächte sanft und sagte "Danke!"
Terra X-Dream
und somit der Lechner Joe werden auch nächstes Jahr wieder einige Trainings unter dem Titel "Lady’s Day" veranstalten. Die nächsten Termine können, sobald sie feststehen, auf der Homepage nachgelesen und gebucht werden. Ein absolutes MUST für alle Mädels, die gerne Motorrad fahren. (Text: Guido Gluschitsch, Fotos: Wolf-Dieter "Graf Foto" Grabner, Joe Lechner, Martin Sulzbacher, derStandard.at, 16.11.2006)
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Terra X-Dream