"Version No. 2 of Lying Figure With Hypodermic Syringe" von Francis Bacon

Foto: © Sotheby's
662 Millionen Euro brachten die Impressionisten vergangene Woche in New York. Jetzt betreten die Contemporaries u. a. mit Francis Bacon, Andy Warhol und Clyfford Still die Bühne - und der Auftakt ist auch hier rekordverdächtig.


New York - Selbst der Begriff Jahrhundertumsatz wirkt angesichts eingespielter 847,25 Millionen Dollar oder umgerechnet 662 Millionen Euro matt: Knapp 297 Millionen Dollar davon darf sich Sotheby's in die Bücher notieren und kann damit gleichzeitig eine 73-prozentige Steigerung zur Vergleichsauktion des Vorjahres verbuchen.

Keine Frage, Christie's schoss mit finalen 550,36 Millionen Dollar nach drei Sitzungen den kunstmarkttechnischen Vogel ab. Dabei fiel im Klimt'schen Medienhype der eine oder andere Rekord gar unter den Tisch. Sogar das anwesende Publikum stürmte im Anschluss an den finalen Hammerschlag für das Klimt-Porträt Adele II zu zwei Dritteln aus dem Saal.

Die Losnummern 58, 59 und 60 hatten insofern weniger, aber die richtigen Bewunderer. Die drei Arbeiten Egon Schieles stammen aus der Sammlung von Ronald S. Lauder, und ihr Verkauf war laut Scott Gutterman, Deputy Director der Neuen Galerie, Teil des Deals der "goldenen Adele", für deren Ankauf (135 Millionen Dollar) Christie's Finanzierungshilfe geleistet hatte. Das 1911 datierte Blatt mit zwei Mädchen auf einer Fransendecke & rückseitig der Akt eines stehenden Knaben wechselte für brutto 5,6 Millionen Dollar und der kniende Halbakt aus dem Jahr 1917 für 11,21 Millionen den Besitzer.

Das Ölbild Einzelne Häuser (Häuser mit Bergen) von 1915 schaffte dagegen einen (leisen) Rekord: Die bisherige Höchstmarke für eine Arbeit von Egon Schiele setzte Christie's im Juni in London, als man seine Herbstsonne für 21,68 Millionen Dollar in Privatbesitz abgab. Am 8. November erteilte Auktionator Christopher Burge für das ehemalige Lauder-Besitztum nun 22,41 Millionen Dollar, womit sich die aktuelle Rückzahlungsrate auf 39,24 Millionen Dollar summierte.

Diese Woche betreten die Zeitgenossen die New Yorker Kunstmarktszene. Den Auktionssreigen eröffnete Sotheby's am Abend des 14. Novembers und sicherte sich mit 125,13 Millionen Dollar das bislang zweithöchste hauseigene Ergebnis dieser Sparte. Die bisherige Höchstmarke liegt bei 128,75 Millionen Dollar, die Sotheby's ebenfalls in New York im Mai dieses Jahres einspielte.

Die Liste der zehn höchsten Ergebnisse führt Francis Bacons Version 2 Lying Figure with Hypodermic Syringe mit 15,02 Millionen Dollar an. Am Abend des 15. Novembers setzt Christie's mit einer Offerte nach, die zwischen 160 und 220 Millionen Dollar einspielen sollen - zum Vergleich, der Evening Sale im Mai brachte 143,18 Millionen.

Hohe Erwartungen setzt man auf Andy Warhols Mao Porträt (acht bis zwölf Mio.) - sein Small Torn Campbells Soup Can brachte im Mai 11,77 Mio. - sowie auf Clyfford Stills 1947-R-No.1 (fünf bis sieben Mio.) oder Roy Lichtenstein's Yellow and White Brushstrokes, für die sieben bis neun Mio. Dollar erwartet werden. (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.11.2006)