Die TU Wien: Haus mit Geschichte, Bildungsstätte für die Zukunft

Vor einem Jahr feierte die TU ihr 190-jähriges Bestehen - und blickte auf eine wechselhafte Geschichte zurück.

Anlass zur Gründung des "k.k. poly-technischen Instituts in Wien" waren wirtschaftliche Gründe: Einerseits herrschte ein Mangel an technisch versierten Fachkräften, andererseits sah man einen Bedarf an technischer Forschung, um den industriellen Vorsprung Großbritanniens aufzuholen.

1805 erteilte Kaiser Franz Josef den der Studienhofkommission den Auftrag, ein Gutachten über die Erstellung eines polytechnischen Instituts zu erstellen. Mit den ehemaligen gräflich Loséschen Besitzungen auf der Wieden vor dem Kärntnertor (am heutigen Karlsplatz) wurde ein geeigneter Baugrund erworben, und am 6. November 1815 wurde das k. k. polytechnische Institut feierlich eröffnet, bereits am folgenden Tag konnten die ersten Vorlesungen beginnen. 1818 übersiedelte das Institut jedoch in das heutige Hauptgebäude am Karlsplatz.

Lern- und Lehrfreiheit

Neuartig war, dass dem Institut Lehr- und Lernfreiheit verliehen wurde. Es war die bei weitem größte Einrichtung ihrer Art in der Habsburgermonarchie (neben Prag wurden im Laufe der Zeit auch in Graz, Brünn und Lemberg ähnliche Lehranstalten gegründet) und wurde bald zum Vorbild zahlreicher Neugründungen polytechnischer Schulen in Städten des Deutschen Bundes.

1872 wurde das Institut in eine Technische Hochschule umgewandelt, es wurden Staatsprüfungen zum Abschluss des Studiums eingeführt, und ab 1901 konnten sich die Absolventen auch mit dem Titel "Dr.techn." schmücken.

Der erste Weltkrieg brachte tiefe Einschnitte in das Leben an der Hochschule: Ein großer Teil des Lehrpersonals war dienstverpflichtet, im Hauptgebäude wurde ein Kriegshilfsspital eingerichtet, mehrere Labors wurden für militärische Forschungen zweckentfremdet.

Mit dem Zerfall der Donaumonarchie verlor das Institut das einen großen Teil ihres früheren geografischen Einzugsbereichs, dafür durften ab April 1919 auch Frauen als ordentliche Hörerinnen für technische Studiengänge inskribieren. Neue Studienrichtungen, wie etwa Technische Physik und Architektur, konnten ab den Zwanzigerjahren zusätzlich angeboten werden, und das Areal wurde laufend erweitert.

NS-Zeit brachte Einschnitte

Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten brachte in kürzerster Zeit verheerende Auswirkungen für die Anstalt: Insgesamt verlor rund zehn Prozent des akademischen Personals wegen ihres Religionsbekenntnisses oder ihrer politischen Überzeugung ihren Lehrauftrag. Bereits im Sommersemester 1938 sank die Zahl der jüdischen Inskribenten von 215 auf 16.

Nach Kriegsende wurden jene Hochschulangestellten und Studierenden, die als "stark belastet" betrachtet werden konnten, zunächst nicht zugelassen - viele von ihnen kehrten jedoch später wieder zu ihren Arbeits- oder Studienplätzen zurück. Ab 1949 wurde der 1938 als akademischer Grad eingeführte Titel "Dipl.-Ing." in Österreich als Standestitel zugelassen, der 1969 zu einem akademischen Grad umgewandelt wurde.

1975 erhielt die TU Wien ihren heutigen Namen und ihre heutige Fakultätsgliederung.