Foto: REUT/ ALESSIA PIERDOMENICO
Alljährlich zum Sommerende, wenn die Gehaltsstudien über die Managerzunft erscheinen, ist die Aufregung programmiert. Nicht einmal über Promi-Beziehungskisten und Sex-Inszenierungen wird so viel gelästert wie über die Einkommen der als so fern, so abgehoben empfundenen „ökonomischen Elite“. Die Arbeiterkammer etwa schimpfte über das Auseinanderklaffen der Schere, nämlich dass Vorstände börsennotierter Firmen in Österreich ihre Gagen in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt haben, während das Gros der Arbeitnehmer in diesem Zeitraum nur zehn Prozent mehr verdiente.

Dass diese Entwicklung rapide voranschreitet, bestätigt auch Management-Gehaltsexperte Conrad Pramböck. Die Spitzengagen in Österreich haben aufgeholt, rund 35-mal so viel wie durchschnittliche Beschäftigte verdienen Vorstände in Österreich bereits. Und: Fortlaufende Zuwächse seien abzusehen, sagt Pramböck (Artikel dazu auf unserer Seite 2). Von „amerikanischen Zuständen“ ist Österreich aber noch sehr weit entfernt. Selbst von Deutschland, wo Josef Ackermann (Deutsche Bank) im Vorjahr mit 11,9 Mio. Euro nach Hause ging, RWE-Chef Harry Roels mit 6,8 Millionen.

Auch mit dem Show-Biz und dem Sport können sich die Wirtschafts-Leader nicht messen: Julia Roberts etwa und ihre 20 Mio. Dollar pro Film oder Madonna mit ihrem geschätzten Jahreseinkommen von 50 Mio. Dollar oder David Beckham und seine rund 6,4 Millionen exklusive Prämien spielen in einer ganz anderen Gagenliga. (Darüber wird aber auch kaum gelästert.) Auch wenn, wie Anlegerschützer Wilhelm Rasinger gerne sagt, die billigsten Vorstände oft die teuersten sind: In die Diskussion um das Eitelkeitsbarometer Einkommen gehört dringend die Frage nach der Angemessenheit. Das ist ein Thema für die Aufsichtsräte und das Augenmaß, das unmittelbar mit dem Gut des sozialen Friedens zusammenhängt. (Karin Bauer/Der Standard Printausgabe, 11./12.11.2006)