Durch 1344 Membranmodule in Personengröße strömen stündlich bis zu 10.000 m3 Wasser aus der Moskau. Am Ende der Aufbereitung hat es Trink-wasserqualität.

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Der niederösterreichische Versorger EVN erhöht den Druck auf den Verbund, die stockenden Verhandlungen über eine Zusammenarbeit im Strombereich zu finalisieren. Die Gespräche sollten rasch wieder aufgenommen werden, jedenfalls noch vor dem Ausscheiden von Hans Haider aus dem Verbundvorstand im Mai 2007. "Alles andere wäre Zeitverschwendung", sagte EVN-Chef Burkhard Hofer am Rande der Inbetriebnahme eines Wasserwerks in Moskau.

Mit dem 190 Mio. Euro teuren Wasserwerk, das die EVN über ihre Wassertechniktochter WTE realisiert hat, rechnen sich die Niederöstereicher Chancen auf Folgeaufträge aus. Moskaus Bürgermeister Jurij Luschkow jedenfalls hat die Einladung ausgesprochen, EVN möge sich bei den anstehenden Ausschreibungen doch wieder bewerben. "Sie haben eine gute Arbeit gemacht", sagte Luschkow an die Adresse des Vorstands und des Eigentümervertreters, Landeshauptmann Erwin Pröll, gerichtet.

Betrieb des Kraftwerks

Die EVN bzw. die WTE wird das Wasserwerk die nächsten zehn Jahre auch betreiben und damit die Kosten samt Aufschlag zurückverdienen. Das Wasserwerk, das etwa eine Million der zwölf Millionen Einwohner großen Metropole Moskau mit frischem Trinkwasser versorgt, geht 2016 in den Besitz der Stadt über.

Auch wenn die Margen in der Wassersparte derzeit besser sind, Hauptstandbein der EVN bleibt der Strom. Unternehmen wie der Verbund mit hohem Eigenerzeugungsanteil profitierten von den derzeit hohen Preisen an den Strombörsen, heißt es. Unternehmen wie die EVN, die viel Strom zukaufen müssten, seien schlechter dran. Eine Zusammenarbeit, wie sie unter dem Stichwort "Österreichische Stromlösung (Ösl)" angedacht ist, brächte Vorteile für alle, ist EVN-Chef Hofer überzeugt.

Grad der Kooperation

Über den Grad der Kooperation könne man diskutieren; wichtig sei, dass jedes der beteiligten Unternehmen in seinen Stärken gestärkt werde. Deshalb sei es gut, wenn der Verbund in einer gemeinsamen Großkundengesellschaft das Sagen habe, die Partner der Energie Allianz (EVN, Wienstrom, Bewag) hingegen im Endkundengeschäft.

Mit dem Nachrücken von Michael Pistauer an die Verbundspitze nach Ausscheiden von Hans Haider im Mai sowie dem Einzug von Ulrike Baumgartner-Gabitzer als zusätzlicher Vorstand glaubt Hofer, dass der Frontalwiderstand gebrochen ist und in der Sache etwas weitergehen kann. Die Variante, wonach sich im Zuge einer eigentumsrechtlichen Fusion die Länder als Mehrheitseigner der Landesversorger der Republik als Mehrheitseigentümer des Verbund unterordnen müssten, habe hingegen keine Chance auf Realisierung, wird betont. (Günther Strobl aus Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.11.2006)