Christine Gasser ist für ihre Arbeit gleich zwei Mal ausgezeichnet worden: Mit dem Preis für Frauenspezifische Forschung der Uni Inssbruck und dem "Elisabeth-Gössmann-Preis für hervorragende Arbeiten zur Frauen und Geschlechterforschung" der Uni Graz.
Foto: Gender Studies Universität Innsbruck
Innsbruck - Am 7. November wurde zum sechsten Mal der Preis für frauenspezifische Forschung an der Universität Innsbruck verliehen. Die Preisträgerin ist Christine Gasser, die für ihre Arbeit "Die Tatsache des Geborenseins und dessen symbolische Ordnung. Feministische Theorien im Anschluss an Hannah Arendts Konzept der Natalität" ausgezeichnet wurde.

Der im Jahr 2001 von Peter Loidl initiierte Preis für frauenspezifische Forschung an der Universität Innsbruck wurde heuer von Rektor Manfried Gantner gestiftet. Von den 25 eingereichten Arbeiten – 2 Dissertationen und 23 Diplomarbeiten – aus den Bereichen Erziehungswissenschaften, Psychologie, Geschichte, Betriebswirtschaft, Amerikanistik, Wirtschaftspolitik, Romanistik, Sportwissenschaften und Theologie wurde von den Gutachterinnen jene von Christine Gasser prämiert.

Die ausgezeichnete Arbeit

In Auseinandersetzung mit Hannah Arendts Begrifflichkeit des Geborenseins des Menschen und unter Berufung auf feministische Ansätze versucht Gasser die philosophisch und theologisch traditionelle Überbewertung der Sterblichkeit des Menschen kritisch zu hinterfragen. Ihr wird ein Gegenentwurf zur Seite gestellt, der die Geburt des Menschen ins Zentrum der Überlegungen rückt. Daraus resultieren Konsequenzen für die Welt, für das politische Handeln, für das Verständnis von Muttersein und für die theologische Reflexion.

Die Preisträgerin

Christine Gasser, geboren am 1.1.1981 in Dornbirn, hat das Lehramtsstudium der Katholischen Religionspädagogik, Psychologie und Philosophie im November 2005 abgeschlossen. Während ihres Studiums vom April 2004 bis Juni 2006 war sie bei der Österreichischen HochschülerInnenschaft als Sachbearbeiterin und anschließend im Referat für Internationales tätig. Seit September dieses Jahres arbeitet Christine Gasser als Frauenreferentin in der Diözese Feldkirch und absolviert zugleich das Unterrichtspraktikum an der Berufsbildenden Höheren Schule in Rankweil. Sie ist für dieses Semester an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck im Studienzweig "Kritischen Geschlechter- und Sozialforschung" noch inskribiert. Neben der Auszeichnung mit dem Preis für frauenspezifische Forschung an der Universität Innsbruck, wurde sie auch mit dem "Elisabeth-Gössmann-Preis für hervorragende Arbeiten zur Frauen und Geschlechterforschung" der Universität Graz ausgezeichnet, der ihr am 21. November verliehen wird.

Weitere ausgezeichnete Arbeit

Im Rahmen des Festaktes wurde auch die zweitgereihte Arbeit "Gleichstellungs-Controlling an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck" gewürdigt. Die die Verfasserinnen der Arbeit – Bettina Gruber und Christine Schuler – beschäftigen sich in ihrer Arbeit mit der Umsetzung des Gleichstellungsziels an verschiedenen Instituten der Universität Innsbruck. Untersucht wurde dabei etwa die Repräsentation oder die Ressourcenverteilung zwischen den Geschlechtern.

Zur Bedeutung des Preises

Der Preis für frauenspezifische Forschung dient dazu, ausgezeichnete Arbeiten aus dem Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung zu prämieren und ihnen die gebührende öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen. Ein darüber hinausgehendes Ziel ist es aber auch den Forschungsbereich an sich ins Zentrum zu rücken, denn trotz der inzwischen langen Geschichte und der hervorragenden und innovativen Forschungsleistungen ist er immer noch marginalisiert.

Die Anliegen sind dabei zum einen wissenschaftliche und wissenschaftstheoretische – hier geht es darum androzentrische, d.h. Männer als Norm setzende, Perspektiven in der Wissenschaft zu korrigieren und Geschlechterverhältnisse als die Gesellschaft und das Private organisierende Verhältnisse zu begreifen. Denn eine Wissenschaft, die Frauen, weibliche Lebensumstände, die Arbeit und die Bedürfnisse von Frauen immer als das Andere, das von der Norm abweichende, setzt, kann nur einen verzerrten Blick auf unsere Gesellschaft werfen. Ein weiteres Anliegen der feministischen und frauenspezifischen Forschung ist aber auch ein politisches und das geht damit einher die Organisation und die Strukturen des Wissenschaftsbetriebes kritisch zu hinterfragen. Denn, an den Universitäten sind zwar inzwischen mehr Studentinnen als Studenten, auch haben sich in den letzten Jahren mehr Frauen als Männer habilitiert usw. Trotzdem sind Frauen in den höheren Positionen des Wissenschaftsbetriebes nach wie vor unterrepräsentiert, und trotzdem sind Frauen eher auf den unsicheren und meist auch Teilzeit-Projektstellen zu finden denn auf den Stellen wissenschaftlicher MitarbeiterInnen oder auf AssistentInnenstellen. (red)