1550 als Pfannenschmiede gegründet, birgt Riess Kelomat heute einen Bauchladen an Emailware.

Foto: Regina Bruckner
Ybbsitz – Friedrich Riess, Geschäftsführer der Riess Kelomat GmbH, ein Spezialist für Emailware, legt Wert auf Flexibilität – bei der Arbeitszeit und in der Produktion. Die 100 Mitarbeiter des Unternehmens, vor allem Landwirte und Frauen, arbeiten von sechs Uhr morgens bis 14 Uhr. Das wurde auf Wunsch der Belegschaft festgelegt. Auch die Produkte sind vielfach auf die individuellen Kundenwünsche zugeschnitten, sagt Riess dem Standard.

Die Bratpfanne mit extrabreiten Griffen geht nach Australien. Die Wanne in Extragröße orderte ein österreichischer Gastronom. Aus der kleinen Erstauflage wurde ein beträchtlicher Auftrag, nachdem bekannt wurde, dass in Ybbsitz zu haben ist, was es anderswo nicht mehr gibt: Emaillierte Nachttöpfe, Milchkannen, Öfen, abriebfeste Baggerschaufeln und Teile für Wasseraufbereitungsanlagen. Auch Straßenschilder, etwa für Wien, Graz und Triest, kommen vom nach eigenen Angaben ältesten Familienbetrieb Niederösterreichs.

Email wird eingesetzt, wo Säure-, Laugen-, Witterungsbeständigkeit und Hygiene gefragt sind. Das gilt für Apparate der chemischen Industrie wie für Tunnel oder die Anlaufspur der Bergisel-Sprungschanze.

Riess Kelomat ist laut Riess Österreichs einziger Hersteller von Email-Geschirr. In Deutschland überlebte nicht einmal eine Hand voll Mitbewerber. Denn die Konkurrenten der kleinen Branche sind nicht nur Billiglohnländer wie Russland oder Indonesien. Email muss sich auch mit Edelstahl und Teflon duellieren. Für Email spricht aus Riess Sicht der höhere Gesundheitswert, denn Email sei bei 850 Grad aufgebranntes Glas.

Der Betrieb handelt "der Vollständigkeit bei Kochgeräten halber" auch mit Edelstahl und Teflon. 2001 hat Riess die Firma Kelomat mit ihrem Sortiment an Edelstahltöpfen, -pfannen und dem "Kelomat" – Österreichs Synonym für Dampfdruckkochtopf – übernommen.

"Wir haben 2005 mehr als elf Millionen Euro umgesetzt", sagt Riess. Der Wachstumsmotor sei der Export, verkauft werde weltweit. Derzeit bearbeitet Riess etwa den südafrikanischen Markt. Bunt wie die Absatzmärkte ist die Produktpalette. 170 Farben und 470 verschiedene Formen für Schilder, Pfannen oder Töpfe stellen das Sortiment. Was wie ein Bauchladen wirkt, sicherte dem Unternehmen vermutlich das Überleben. Denn als die Konkurrenz das Sortiment verkleinerte, vertraute Riess Kelomat auf Vielfalt. "Wir sind ein Tausendfüßler", beschreibt Riess die Firmenphilosophie, und sie habe sich bewährt. Er führt den Betrieb mit seinen Cousins in neunter Generation. (Regina Bruckner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.11.2006)