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Wolfgang Zanger während der ORF-Sendung "Report".

foto: apa/ORF-PHOTOGRAPHIE
Wien – Adrettes Aussehen, gutes Benehmen vor der Kamera, einen Blumenstrauß für die TV-Moderatorin: Heinz-Christian Strache wurde in den letzten Monaten von seinen Spindoktoren durch den Weichspüler gezogen.

Der Politologe Fritz Plasser nennt es im STANDARD-Gespräch „paradoxes Re-Design“. Nach außen hin mimt Strache „erstaunliche Flexibilität und Zurückhaltung“, nach innen und in der personellen Zusammensetzung der Partei spielt sich genau Gegenteiliges ab: Hier sei eine lupenreine nationalliberale , ideologisch homogene Kerntruppe versammelt worden.

Wie zum Beweis für den Befund Plassers rückte am Dienstag der Neo-Nationalratsabgeordnete Wolfgang Zanger aus. Im ORF-Report gab der Knittelfelder Bankangestellte, der sich auch als Fechtlehrer in der Schülerverbindung „Corps Austria“ betätigt, zu Protokoll, dass Österreich 1945 nur „quasi befreit“ worden sei und schwadronierte über „die guten“ Seiten der NS-Zeit. Zanger: „Natürlich hat es gute Seiten am Nationalsozialismus gegeben, nur die hören wir heute alle nicht mehr. Alle lechzten nach Beschäftigung. Und als dann der Führer gekommen ist...“

Der Historiker Oliver Rathkolb zeigte sich entsetzt. Zangers Aussagen seien „völlig inkorrekt“ und entsprächen „nicht in Ansätzen“ der Allgemeinbildung eines Nationalratsabgeordneten. Als solchen wollen ihn die anderen Parteien im Parlament auch nicht mehr sehen. Zanger wurde am Mittwoch von den Parlamentsparteien – exklusive FPÖ – aufgefordert, seine Funktion zurückzulegen.

Strache: Keine Konsequenzen

FPÖ-Chef Hans Christian Strache sah sich aber nicht veranlasst, nach den „an der Grenze der Wiederbetätigung“ (Rathkolb) schrammenden Aussagen Konsequenzen zu ziehen. Er stärkte Zanger vielmehr den Rücken. Die Kritik der anderen Parteien sei „nichts anderes als Heuchelei und Niedertracht“.

Den Vorwurf der „Heuchelei“ mussten sich auch BZÖ und ÖVP anhören lassen. Von SPÖ und den Grünen. BZÖ-Generalsekretär Gerald Grosz hatte sich über Zanger „fassungslos und bestürzt“ gezeigt, sein VP-Kollege Reinhold Lopatka fand es „skandalös“ und und merkte kritisch an, Rot-Grün kooperiere mit „NS-Verharmlosern“. SP-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos erwiderte Lopatka und Grosz, deren Aufregung sei „an Scheinheiligkeit nicht zu übertreffen“. Immerhin seien es Leute mit genau jener Gesinnung, mit denen die ÖVP eine Regierung gebildet habe. Der grüne Klubobmann-Vize Karl Öllinger ergänzte, die ÖVP erkenne „sehr spät ihre antinazistische Gesinnung“.

Zanger hat mit seinem TV-Interview jedenfalls ganz offensichtlich die Imagepolitur der FPÖ verpatzt. Mit einem neuen „harmlosen“ Äußeren wolle sie sich als potenzieller Koalitionspartner salonfähig machen, sagt Plasser. Auch für die SPÖ. Politikerberater Thomas Hofer glaubt, die Neupositionierung sei notwendig geworden, da sonst die Gefahr für die FPÖ bestanden habe, als Ein-Thema-Partei, nämlich der „Antiausländerpartei“, stehen zu bleiben. Daher die Erweiterung als soziale Partei. Hofer: „Um hier glaubwürdig zu erscheinen, muss sie den Weichzeichner auspacken.“ Zanger hat jetzt aber sehr rasch für eine Korrektur der (Image)-Korrektur gesorgt. (Walter Müller/DER STANDARD, Printausgabe, 9. November 2006)