Graz - Hannes Kartnig hat am Donnerstag wie erwartet alle Funktionen beim Fußball-Bundesligisten SK Sturm Graz zurückgelegt. Der scheidende Präsident kam damit den Forderungen einer Investorengruppe nach, die ihre Unterstützung von 750.000 Euro für den in Konkurs befindlichen steirischen Klub von einem Abschied Kartnigs abhängig gemacht hatte. Neuer Präsident wird der Unternehmer Hans Fedl, Kartnig bleibt Sturm als Sponsor erhalten.

Im Dezember 1992 hatte Selfmade-Millionär Kartnig die Vereinsführung in einer schweren sportlichen und finanziellen Krise übernommen. Nun forderte eine Investoren-Gruppe, die mit einer Bankgarantie das Überleben des Vereins sichern will, den Abgang Kartnigs. Von der Insolvenz des SK Sturm sind 45 Dienstnehmer betroffen, davon 27 Spieler, 13 Angestellte und fünf Arbeiter. Die gesamten Verbindlichkeiten dürften sich nach vorläufiger Schätzung auf rund 8,6 Millionen Euro belaufen.

Sturm war dem ehemaligen Goldschmied-Lehrling aus Gleisdorf ans Herz gewachsen, dabei hatte Kartnig in der Schülermannschaft des GAK zu spielen begonnen. Mit der Firma "Kartnig-Werbung" fabrizierte er schon 1976 seinen ersten Konkurs. Die Lehren, die er laut eigener Biografie daraus gezogen hatte: "Keine Schulden mehr machen."

Es kam ganz anders. Die unerwartet hohen Einnahmen aus der Champions League waren rasch in unpassende und überteuerte Spieler fehlinvestiert worden. Highlight: Der Kauf des Charles Amoah für umgerechnet mehr als 3,5 Millionen Euro im Jänner 2001. Doch Kartnig, der mit seiner zweiten Firma, der "Perspektiven-Ankündigungs-GmbH", viel Geld in den Verein gesteckt hat, wurde ob seiner Erfolge vieles verziehen.

Aufstieg und Fall

Nach zwei Cupsiegen (1996,1997) als Ouvertüre folgte 1998 nämlich der ganz große Coup: Als erste steirische Mannschaft überhaupt holte Sturm unter Trainer Ivica Osim die Meisterschaft - mit mitreißendem Offensiv-Fußball und 19 Punkten Vorsprung auf Rapid. Einer erfolgreichen Titelverteidigung im Jahr darauf folgten in der Saison 2000/2001 auch internationale Schlagzeilen, als die Grazer als bis dato einziger österreichischer Gruppensieger in die zweite Champions-League-Phase aufstiegen und dort auch noch Dritter wurden.

Das sinkende Schiff wollte Kartnig, der von 1989 bis 1996 als erster Doppelpräsident im österreichischen Spitzensport auch den Eishockey-Erstligisten EC Graz geführt hatte, daher selbst in Zeiten des drohenden Unterganges nicht verlassen. Dabei hatten lediglich die bereits zu hohen Altlasten im November des Vorjahres eine Übergabe des Sturm-Vorsitzes verhindert. "Die Masse will einen Kartnig", hatte der gewichtige Ex-Präsident noch Anfang der Woche versichert. (APA/red)