Für das "WortSchätze"-Projekt des Grazer Germanisten Wernfried Hofmeister sammelte Schwab Belege von Musikkultur im Sprachgebrauch - als nächstes kommt "Essbares" an die Reihe.

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Graz - Von "jemandem etwas blasen" über die herrschende "Verstimmung" oder "Harmonie" bis hin zum "sang- und klanglosen Verschwinden" - unsere Alltagssprache ist voll von Begriffen aus der Welt der Musik. Mit ihnen hat sich Hannes Schwab von Institut für Germanistik an der Universität Graz in seiner Diplomarbeit beschäftigt. Eine Liste mit 158 Belegen an gegenwartssprachlichen Metaphern aus dem musikalischen Bereich hat er zusammengetragen und versucht, ihre Übernahme in den Alltagsgebrauch zu erklären.

Musikkultur im Sprachgebrauch

"Auch die Sprache sorgt dafür, dass unser Leben von Musik durchdrungen ist", erklärte Schwab. Meist denke man nicht daran, wenn man vom "Auftakt einer Veranstaltung" spricht, im "Einklang" mit jemanden steht oder etwas im "Brustton" der Überzeugung sagt - um dann vielleicht einen "Dämpfer" zu erhalten. "Mit meiner Sammlung will ich zeigen, dass die Musikkultur auch im Sprachgebrauch ihren Niederschlag findet."

Die gesammelten Belege hat Schwab in sieben Sachgruppen eingeteilt - mehr als die Hälfte stammt aus den Bereichen "akustische und musikalische Signale" und "musikalische Aufführung". Grund dafür dürfte laut Schwab in der Modellhaftigkeit einer Aufführung liegen. Aus dem Gebieten der "Ensemblemusik" und der "musikalischen Formen und Gattungen" werden weniger Begriffe übertragen - wohl, weil bei ihrer Prägung eine gewisse Erfahrung im Ensemblespiel bzw. musiktheoretisches Wissen erforderlich sei.

Entstehungszeit im 18. und 19. Jahrhundert

Bei einem Großteil der Belege konnte die ungefähre Entstehungszeit im 18. und 19. Jahrhundert festgelegt werden. Sicher älter ist "nach jemandes Pfeife tanzen", das dem 15. Jahrhundert zugeordnet wird, "etwas pauken" hingegen gilt als Produkt des 20. Jahrhunderts.

Bei seinen Recherchen stieß Schwab auch auf Ausdrücke, die aus dem bairisch-süddeutschen Raum stammen und zum Teil speziell österreichische Prägungen sind: "Bezeichnet man jemanden als 'Larifari', der vielleicht jemanden 'heimgeigt' oder etwas 'auf der Platte' hat, so bedient man sich musikalischer Austriazismen", so der Diplomand. Auch 21 "Faux Amis" - Ausdrücke, die fälschlicherweise mit Musik in Verbindung gebracht werden, wie "intakt sein" - hat er gefunden.

Multilinguale Entsprechungen

Für manche Belege gelang es auch, Wendungen mit zumindest ähnlicher Bedeutung aus anderen europäischen Sprachen zu finden. Auffällig seien die Entsprechungen zwischen dem Deutschen und dem Französischem bei der Beschreibung langweiliger Handlungen: "Immer dasselbe Lied anstimmen" lasse sich z. B. mit "ne savoir qu'une chanson" übersetzen.

Die Arbeit wird derzeit für den sprachpädagogischen Einsatz in steirischen Pflicht- und Höheren Schulen aufbereitet und ergänzt das "WortSchätze"-Projekt des Grazer Germanisten Wernfried Hofmeister, der Schwab betreute. Gesammelt wurden bereits wehrhafte, sportive und religiöse Metaphern. Als Nächstes sollen "essbare" Sprachbilder folgen. (APA)