Berlin - Bis zu 200 Kilogramm radioaktiven Atommülls aus einem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor sollen Medienberichten zufolge per Flugzeug nach Russland gebracht werden. Der brisante Lufttransport soll noch in diesem Jahr stattfinden, wie mehrere Zeitungen am Samstag übereinstimmend berichteten. Beim deutschen Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) liegt demnach ein entsprechender Antrag auf Erteilung einer atomrechtlichen Genehmigung vor.

Das Uran mit einer Anreicherung von 36 Prozent stammt demnach aus dem einstigen DDR-Kernforschungszentrum Rossendorf bei Dresden. Der Direktor des mit dem Rückbau der Anlage betrauten Vereins für Kernverfahrenstechnik und Analytik, Udo Helwig, sagte der "Berliner Zeitung", der Transport sei sicher. Mit dem Flugzeug könne weniger passieren als auf der Straße oder Schiene, wurde er zitiert. Zudem handle es sich um unbestrahltes Restmaterial, weshalb auch kein Transport in Castor-Behältern vorgesehen sei.

Hohe Risiken

Die "Welt" und die "Berliner Morgenpost" berichteten, Sicherheitsexperten der Polizei sowie die Umweltorganisation Greenpeace sähen hohe Risiken wegen möglicher Unfälle oder Angriffen von Terroristen.

Die alten Brennelemente, Brennstäbe und Brennstoffscheiben sollen den Berichten zufolge in einem Kernforschungszentrum bei Moskau wieder nutzbar gemacht werden. Zuvor sollen sie von Rossendorf per Lkw zum Flughafen Dresden transportiert und dort in ein Flugzeug verladen werden. Laut "Berliner Zeitung" hat die mit dem Transport beauftragte Firma als Termin den 1. Dezember vorgesehen. Das in Salzgitter beheimatete Bundesamt habe den Antrag noch nicht abschließend geprüft, weshalb offen sei, ob der Transport schon Anfang Dezember stattfinden könne.

Hintergrund der Rückführung ist ein internationales Abkommen, atomare Hinterlassenschaften des Kalten Krieges in ihre Ursprungsländer zurückzubringen. Aus dem 1991 still gelegten Forschungsreaktor Rossendorf sowjetischer Bauart waren bereits im vergangenen Jahr 951 Brennstäbe ins westfälische Zwischenlager Ahaus gebracht worden. Am 10. Oktober war ein Transport mit schwach angereichertem Uran per Lkw und Schiff nach Kasachstan gestartet. In Deutschland wurde nach Angaben des BfS seit 2003 bereits vier Mal Uran auf dem Luftweg transportiert. (APA/AP)