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REUTERS/Fabrizio Bensch
In den vergangenen zwei Jahren hatte Advanced Micro Devices es geschafft, Intel - den weltgrößten Prozessorhersteller und einen der prominentesten Konzerne überhaupt-, alt aussehen zu lassen. Von Null weg konnte sich AMD, dank besserer Produkte und dem besseren Timing, einen bedeutenden Marktanteil von rund 20 Prozent sichern und potente Partner wie den PC-Hersteller Dell an Land ziehen. Heute ist Intel das Comeback geschafft. Die Core-Architektur erweist sich, zumindest vorerst, als idealer Gefährte auf dem Weg in das Zeitalter der Energie-effizienten Mehrkernrechner.

Zweischneidig

Für AMDs CEO Hector Ruiz werden die nächsten sechs Monate haarig. Der Aktienwert hat kürzlich Rückschläge verzeichnen müssen, als verkündet wurde, dass die Wachstumsrate im Vergleich zum zweiten Quartal im Dritten nicht gehalten werden kann. Einer der Gründe hierfür ist der fortwährende Preiskampf mit Intel. Doch die eigentliche Herausforderung liegt darin, dass die allgemeine Nachfrage nach Prozessoren steigt, bevor neue Fabrikationstechnologien noch komplett einsatzfähig sind.

Eigentlich gut, aber...

Analyst Dean McCarron betonte gegenüber der Branchenseite Cnet, dass dies im Prinzip ein gutes Zeichen sei, da die Konsumenten AMD-Produkte kaufen wollen. Dennoch, der Chiphersteller braucht unbedingt mehr Produktionsstätten. Für die kommenden Monate und Jahre, wird es entscheidend für die Einführung der künftigen Vierkern-Prozessoren sein, dass man den Übergang von der aktuellen Fertigungsgröße hin zu kleineren Transistoren meistert, während eine neue Fabrik zum Laufen gebracht werden muss.

Vor der eigenen Tür

Dabei gründet AMDs Misere auf dessen Erfolg. Die Nachfrage ist hoch, doch die aktuellen Zweikern-Prozessoren werden immer noch in 90-Nanometer Fertigungsgröße produziert. Das hat zur Folge, dass pro gefertigten Wafer, wesentlich weniger Chips gewonnen werden können, als dies bei Intels 65-Nanometer-Technologie möglich ist. Erst mit der Reduzierung der Größe der Transistoren, kann die nötige Produktionseffizienz erzielt werden. Chief Financial Officer Bob Rivet ist zuversichtlich bereits im vierten Quartal vom Umstieg auf das kleinere Design profitieren zu können. Denn die Kosteneffizienz für jeden einzelnen Wafer würde durch die höhere Anzahl an Chips gesteigert werden. Der Umstieg von 200 Millimeter auf 300 Millimeter große Wafer sei genauso noch nicht vollendet und wird ebenfalls zusätzliche Profite generieren.

Schneller

Auf der anderen Seite hat Intel die Zeit genützt und liefert mittlerweile mehr 65-Nanometer-Chips als 90-Nanometer-Chips aus. Diese Produktionsflut ermöglicht es dem Marktführer auch bei Vierkern-Prozessoren als Erster am Markt zu sein. Hier bedient man sich allerdings einer etwas weniger eleganten Lösung. Intel nennt sie multichip module (MCM). Dabei werden lediglich zwei Zweikern-Prozessoren in ein "Paket geschnürt". Auf der einen Seite muss man dadurch etwaige Geschwindigkeitsdefizite im Gegensatz zu AMDs integrierter Bauweise hinnehmen, auf der anderen Seite vereinfacht es die Produktion deutlich. So lassen sich auf einen Satz zwei Anforderungen erfüllen. Low-Cost-Rechner mit Zweikern-Prozessoren und High-End-Rechner mit Vierkernprozessoren werden dann quasi aus einer Produktionskette bedient werden können.

Integriert

AMD wird wie bisher auf ein integriertes Core-Design setzen und mit kürzeren und schnelleren Kommunikationswegen zwischen den einzelnen Kernen nach der Performance-Krone jagen. Eigene Quad-Core-Prozessoren werden jedoch erst für Mitte 2007 erwartet. Das gibt Intel wiederum Zeit die Performance seiner Chips zu optimieren, während man selbst an einer integrierten Lösung arbeitet.

Gegen die Zeit

Alles hängt demnach davon ab, wie schnell AMD die Fertigungsgröße auf 65- und dann in weiterer Folge auf 45-Nanometer reduzieren kann, um den Mehrwert seiner Technologie rechtzeitig nützen zu können. (zw)