Donnerstag Abend, ein laues Lüftchen und 11.000 verkaufte Karten für das Austria Match. Und eine davon war für mich bestimmt, eine sportuninteressierte Studentin die sich einen lustigen Abend unter dem gemeinen Volke machen möchte um herauszufinden was denn so großartig an einem Fußballspiel ist.

Foto: Gründler

Frau nehme sich ein Tackerl mit um den Allerwertesten zu wärmen, die Digicam der kleinen Schwester und los geht das Spektakel – wohlgenährte erotisierende Dreitagebärte pflanzen sich um meinen Schau-Platz und die Spieler laufen ein ins Stadion.

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Großer Jubel, der Fansektor grölt und meine Freundin sagt: "Komm, jetzt musst aufstehen und klatschen und die Namen von den Spielern rufen."

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Während ich diesem Ritual aktiv beiwohne befällt mich die leise Ahnung dass ich keinen Tau von den Regeln habe (was mich nicht davon abgehalten hat zwischendurch ein "Heast samma beim Ballett du Weichei!" oder "Foul, des siacht a Blinda!" zu rufen).

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Nach exakt 10 Minuten das erste Tor - und heissa hopsa tralala, für die Austria. Ich beäuge die Maskottchen, sprich mittellosen Studenten die probieren mittels übergezogenem Plastikfell ein bisschen Stimmung in die Meute zu bringen. Ein Trompetenspieler ist auch auf unserer Seite der Tribüne und trötet fröhlich vor sich hin, allerdings entlockt es den Urwienern nicht mal ein müdes Lächeln.

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1. Die "Buam heit schwoch san" und 2. "Da Trainer ghaut gheart fia de Taktik". Gut, wieder was dazugelernt und weiter geht’s.

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Nach einer halben Stunde mein erster Adrenalinschub – hossa, wieder ein Tor! – der sofort gedämpft wurde, nachdem ich gemerkt hatte dass es eines der Gegner war. Ohnehin wesentlich interessanter waren aber die Blicke der Leute hinter mir: fachmännische Gesprächsfetzen meiner Nachbarn haben mir so indirekt mitgeteilt dass...

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Mein Oberkörper lehnt sich in gespannter Erwartung nach vorne, die Augen verengen sich zu messerscharfen Schlitzen und ich probiere mich zumindest ein bisschen in die Fussballfanhaltung hineinzumanövrieren. Meine Begleitung links und rechts neben mir fachsimpelt über diverse Aktionen die der Torhüter/Stürmer/Verteidiger machen soll/sollte oder auf gar keinen Fall einbringen soll, damit die bewunderte Mannschaft aufsteigen kann.

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Meine Begleitung links und rechts neben mir fachsimpelt über diverse Aktionen die der Torhüter/Stürmer/Verteidiger machen soll/sollte oder auf gar keinen Fall einbringen soll, damit die bewunderte Mannschaft aufsteigen kann. Nach einer kurzen Unterhaltung mit meiner Freundin über die Stellungen unserer Möbel in den Eigenheimen entschlüpft ihr ein Kraftausdruck den ich hier lieber nicht zu Papier bringen möchte – nachdem das zweite Tor der Belgier fiel.

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Traurig aber wahr und um dieser Geschichte ein Ende zu bereiten, die Austria hat peinlicherweise (meiner Meinung nach peinlich, denn ich habe dem vorigen Match auch beigewohnt) 4:1 verloren. Macht nix, beim nächsten Mal bin ich wieder dabei. Die Karte hab ich nämlich schon bezahlt. (Text und Fotos: Stephanie Gründler)

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