Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP/Pat Sullivan
Houston - Knapp fünf Jahre nach der spektakulären Pleite des US-Energiehändlers Enron ist der frühere Konzernchef Jeffrey Skilling zu mehr als 24 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der 52-jährige erhielt damit die höchste Strafe, die im Fall Enron bisher verhängt wurde. Skilling kündigte an, gegen das Urteil ankämpfen zu wollen. Es folgt eine Chronik eines der bedeutendsten Wirtschaftsprozesse der US-Geschichte.

30. Jänner: Zum Prozessauftakt wählt der Vorsitzende Richter Simeon Lake die zwölf Geschworenen aus, die als Laienrichter in dem Fall entscheiden sollen. Lake ermahnt die Jury, sich trotz des großes Aufsehens um den Zusammenbruch von Enron eine objektive Meinung über Lay und Skilling zu machen.

31. Jänner: In der Anklage werfen die Staatsanwälte den früheren Enron-Bossen Verschwörung, Betrug und Insider-Geschäfte vor. Obwohl Lay und Skilling alle Fakten über den desolaten Zustand Enrons gekannt hätten, seien Anleger, Analysten und Angestellte von ihnen über die milliardenschwere Verschuldung der Firma im Dunkeln gelassen worden. Die Verteidiger zeichnen ein anderes Bild: Ihre Mandanten seien fürsorgliche Chefs gewesen, denen es nur um das Wohl des Unternehmens gegangen sei. Scheitern sei nicht strafbar, lautet das Motto der Verteidigung.

8./9. März: Mit dem ehemaligen Finanzchef Andrew Fastow tritt der Hauptzeuge der Anklage in den Zeugenstand. Der geständige Fastow gilt als Drahtzieher der betrügerischen Bilanztricks, mit denen milliardenschwere Verluste verschleiert und angebliche Gewinne vorgetäuscht wurden. Lay und Skilling hätten ihm dafür ihr Zustimmung gegeben und ihm auf die Schulter geklopft. Die Verteidiger erklären indes, Fastow sage nur das, was die Anklage hören wolle.

28. März: Die Staatsanwälte schließen die Befragung ihrer mehr als 20 Zeugen ab und straffen ihre Anklageschrift um einige Punkte. Nach Ansicht von Prozessbeobachtern ist den Anklägern in den ersten zwei Monaten des Verfahrens trotz komplexer Finanzdetails eine schlüssige wie kompakte Darstellung des Falls gelungen, die Lay und Skilling in den Mittelpunkt der betrügerischen Machenschaften bei Enron gestellt hat.

10. April: Mit der Aussage Skillings erreicht der Prozess seinen vorläufigen Höhepunkt. "Die Vorwürfe gegen mich sind falsch", sagt er. "Ich werde gegen diese Vorwürfe bis zu dem Tag kämpfen, an dem ich sterbe." Unter der Befragung seines Anwalts gibt der frühere CEO vor allem Ex-Finanzchef Fastow und der Presse die Schuld an der Pleite des Unternehmens.

24. April: Nach Skilling tritt Lay in den Zeugenstand und weist die Vorwürfe von sich. Schuld am Untergang seiner Firma seien vielmehr Fastow, eine Reihe kritischer Zeitungsartikel sowie eine Gruppe von Raubtierinvestoren.

15.-17. Mai: In ihrem Abschlussplädoyer fordert die Anklage die Verurteilung von Lay und Skilling. Beide hätten vor der Pleite die Öffentlichkeit getäuscht und sich Millionen Dollar in die eigene Tasche gesteckt. Staatsanwältin Kathryn Ruemmler prangert die Angeklagten als arrogante Manager an, die sich nicht an Regeln und Gesetze gebunden fühlten. Dagegen plädiert die Verteidigung auf Freispruch.

25. Mai: Die zwölf Geschworenen sprechen Lay und Skilling in nahezu allen Anklagepunkten für schuldig. Lay drohen damit theoretisch bis zu 165 Jahren Gefängnis, Skilling 185 Jahre.

5. Juli: Lay stirbt im Alter von 64 Jahren an Herzversagen. Er befand sich gegen Kaution auf freiem Fuß. Sein Schuldspruch wird später aufgehoben.

23. Oktober: Skilling wird zu 24 Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Zudem soll er 45 Millionen Dollar Entschädigung zahlen. Skilling kündigt an, gegen das Urteil vorzugehen. (APA/Reuters)