Drei mögliche Schleif-Formen der Erinnerungsdiamanten: "Princess", "Brillant" und "Herz"

Foto: Bestattung Wien
Als Ring, Ohrstecker oder Anhänger: Wer auch nach seinem Tod stets verfügbar sein möchte, kann mit einer neuen Bestattungsform vorsorgen. Menschliche Asche kann nun auch in Österreich in Diamanten verwandelt werden. Und kurz nach dem Markteintritt ist das mobile Grab bereits der Renner: Neun Verstorbene sind in Österreich bisher als "Erinnerungsdiamanten" ihren Angehörigen übergeben worden, zwei weitere Diamanten seien derzeit in Entstehung, sagt Andreas Wampl, österreichischer Vertreter des Schweizer Erinnerungsdiamanten-Erzeugers Algordanza GmbH. Und "auf jeden übernommenen Auftrag kommen zehn Lebende, die sich jetzt schon ihren Diamanten sichern wollen".

"Es ist etwas Wunderschönes, ein Diamant zu sein", ahnt Wampl. "Die Rückmeldungen sind durchwegs positiv". Die meisten Angehörigen verwenden den Diamanten für einen Ring. "Viele Witwen lassen den Ehering des Verstorbenen einschmelzen, um den Diamanten darin fassen zu lassen", so Wampl. Aber auch Anhänger seien beliebt. Jedenfalls gehe es ums "Herumtragen": "Meine Mutter fährt mit dem Ring auf Urlaub und redet mit ihm", erklärt der Vorarlberger, der seinen Vater bereits vor Jahren einäschern und danach in einen Diamanten transformieren ließ.

Ab 4600 Euro

Für einen Diamanten reicht bereits ein halbes Kilo Asche - ein durchschnittlich großer Mensch lässt 2,5 Kilo Asche zurück. Wie groß der übergebene Diamant letztlich ist, hängt aber nicht von der Menge, sondern von der Zuchtdauer ab: Der Edelstein wächst unter hohem Druck und starker Hitze langsam heran. Kleine Diamanten (0,4 Karat) sind ab 4600 Euro zu haben, große Stücke (bis zu einem Karat) kosten schon rund 13.000 Euro. Der Preis versteht sich all inclusive: Die Überstellung von Wien und zurück ist bereits inbegriffen. Jener Teil der Asche, der nicht gebraucht wird, kann dann in einer Urne bestattet werden.

Teerlungen oder künstliche Hüftgelenke können der Strahlkraft des Juwels übrigens nichts anhaben: "Wir extrahieren den Kohlenstoff aus der Asche, Verunreinigungen bleiben da zurück", erklärt Wampl. Die Farbe des Stücks reicht von transparent bis blitzblau - welche Farbton herauskommt, richte sich "nach den individuellen chemischen Elementen des Menschen".

Hauptmarkt Japan

Algordanza ist einer von mehreren weltweiten Anbietern von Erinnerungsdiamanten, aber der einzige, der zur Herstellung ausschließlich menschliche Asche heranzieht. Das Zuchtlabor steht im Schweizerischen Chur. Hier wird Asche aus der ganzen Welt verarbeitet. Im Vorjahr wurden 600 Diamanten ausgeliefert, der Löwenanteil ging nach Japan, wo der Kremationsanteil bei 99,9 Prozent liegt.

Der Diamant könnte auch zum attraktiven Erbstreitobjekt werden: Was die physikalischen Eigenschaften betrifft, so Wampl, ist der Erinnerungsdiamant mit dem natürlich gewachsenen nämlich "praktisch ident". (Maria Sterkl)