Moskau - Die russische Staatsanwaltschaft hat auf Grund der letzten Recherchen der ermordeten russischen Journalistin Anna Politkowskaja ein Strafverfahren eingeleitet. Das teilten am Montag Mitarbeiter der Zeitung "Nowaja Gaseta" mit, für die die Journalistin arbeitete. Grundlage für das Verfahren sei ein Videoband aus der russischen Unruheprovinz Tschetschenien, das Politkowskaja kurz vor ihrer Ermordung zugespielt worden war. Die Zeitung machte keine Angaben, gegen wen ermittelt werde.

Auf dem Band sei die Misshandlung zweier junger Männer durch Truppen des moskautreuen tschetschenischen Ministerpräsidenten Ramsan Kadyrow zu sehen. Es zeige möglicherweise auch Kadyrow selbst.

Rice sichert unabhängigen Medien Unterstützung zu

US-Außenministerin Condoleezza Rice hat den unabhängigen Medien in Russland die Unterstützung der USA zugesichert. "Ihr seid in Eurem Kampf nicht allein", sagte sie in einem am Montag veröffentlichten Interview der "Nowaja Gaseta".

Vor rund zwei Wochen war in Moskau die Journalistin Anna Politkowskaja ermordet worden. Seit dem Jahr 2000 wurden damit drei Mitarbeiter der "Nowaja Gaseta" getötet. Die Morde stießen in der ganzen Welt auf Resonanz, sagte Rice. "Diese Verluste waren nicht umsonst, denn im Endeffekt wird die Freiheit siegen." Ohne unabhängige, investigative Journalisten könne die Demokratie nicht funktionieren, fügte die US-Politikerin hinzu.

EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner appellierte an Russland, eine objektive Untersuchung des Mordes an Politkowskaja zu veranlassen. "Wir hoffen, dass die Untersuchung der Ermordung dieses mutigen und respektierten Menschen sowohl tiefgehend als auch objektiv sein wird", sagte Ferrero-Waldner bei einer Debatte mit Studierenden des Moskauer Staatlichen Instituts für Internationale Beziehungen (MGIMO). Die Pressefreiheit sei existenziell für eine gesunde Gesellschaft.

Politkowskaja war vor allem durch ihre Berichte über Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien bekannt geworden. Die Journalistin war Anfang Oktober bei der Rückkehr vom Einkaufen im Fahrstuhl zu ihrer Wohnung in Moskau hinterrücks erschossen worden. Eine heiße Spur zu den Tätern fehlt bisher. (APA/dpa)