Wien/Pristina - Die Vereinten Nationen und die NATO erwägen einem Zeitungsbericht zufolge, die nach Unabhängigkeit strebende serbische Provinz Kosovo mit einer 2.500 Mann starken Armee auszustatten. Der UNO-Kosovo-Chefbeauftragte Martti Ahtisaari habe entsprechende Vorschläge bei einem Treffen mit NATO-Vertretern in der vergangenen Woche diskutiert, berichtete die im Kosovo erscheinende Tageszeitung "Koha Ditore" am Samstag unter Berufung auf diplomatische Kreise.

Diese so genannten Sicherheitskräfte des Kosovo sollten mit leichten Waffen ausgestattet und von der NATO trainiert werden. Westliche Diplomaten gehen davon aus, dass die mehrheitlich von Albanern bewohnte Provinz nach einer Klärung der endgültigen Status eine eigene Armee haben wird. Doch deren ethnische Zusammensetzung ist wegen Ängsten der rund 100.000 im Kosovo lebenden Serben vor Übergriffen eine sehr sensible Frage.

Ahtisaari präsentierte Ideen

Am Samstag hat der UNO-Kosovo-Chefbeauftragte Martti Ahtisaari in Wien Vertretern der Kontaktgruppe seine vorläufigen Ideen für den künftigen Status der südserbischen Provinz Kosovo präsentiert. Es habe sich um ein "regelmäßiges Treffen" gehandelt und Einzelheiten würden nicht genannt, fügte Hua hinzu.

Das Kosovo-Lösungspaket sei demnach noch nicht fertig und die UNOSEC (Büro des UNO-Chefbeauftragten Ahtisaari mit Sitz in Wien) arbeite daran. Das Treffen in Wien habe dazu gedient, Konsultationen mit Mitgliedern der Kontaktgruppe (USA, Russland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Deutschland) zu führen.

Kontaktgruppe

Ahtisaari wollte seine Lösungsvorschläge zunächst der einflussreichen Kontaktgruppe vorlegen. Sollte sie das Lösungspaket annehmen, wird dieses an Belgrad und Pristina übergeben. Der österreichische Spitzendiplomat Albert Rohan, Stellvertreter von Ahtisaari, kündigte Mitte des Monats an, dass das Lösungspaket im November präsentiert werden soll. Die UNOSEC strebt eine Lösung bis Ende des Jahres an. Sollten jedoch noch heuer Parlamentswahlen in Serbien stattfinden, könnte sich die Lösung der Statusfrage verzögern.

Positionen

Die Positionen Belgrads und Pristinas hinsichtlich des Kosovo-Status sind diametral entgegengesetzt. Während Pristina die sofortige Unabhängigkeit als einzige Option sieht, pocht Belgrad auf dem Verbleib der seit 1999 von der UNO (UNMIK) verwalteten Provinz im Rahmen Serbiens. Bei den seit Februar dieses Jahres in Wien laufenden Kosovo-Verhandlungen konnte keine Annäherung erzielt werden. (APA/Reuters)