"Freaking": Ein gewisser engerer Körperkontakt gehört dazu – und das irritiert manchen Erwachsenen in den USA.

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An US-Schulen provoziert ein heißer Tanzstil Lehrer und Eltern: "Freaking". Diese Art des "Dirty Dancing" gilt manchen als eine Art "Sex in Kleidern" und es gibt Verbote. Was die Sache natürlich noch ein wenig interessanter macht.


Sacramento – Die Leiber stampfen im Rhythmus von Da Unda Dogg. Lichter zucken über den Köpfen der ekstatischen Menge. Provokativ kreisen die Pobacken leicht geschürzter Mädchen. Burschen, die Hände an den Hüften ihrer Partnerinnen, pressen ihre Leistengegend dagegen. Von vorn, von hinten. Zwei Jugendliche nehmen ein Mädchen in die Mitte. Die Gesichter sind erhitzt, die Körper schweißüberströmt – dann geht plötzlich das Licht an. Es geht ein kollektives "Shit" durch den Tanzsaal. Der Albtraum der US-Kids wird wahr: Der Schuldirektor macht dem "Freaking" den Garaus.

"Freaking" ist ein heißer Tanz, der nicht nur die Hormone von 15- und 16-Jährigen in Wallung bringt. Er überstrapaziert auch die Nerven von Schulleitern und Eltern. "Dirty Dancing" ist Programm, die Autoritäten wollen das sexuell angetörnte Treiben auf dem Parkett nicht länger dulden. In mehreren Gymnasien wurden Warnungen ausgesprochen, Kleider- und Tanzvorschriften erlassen, Musik zensiert. Charles Salter, Schuldirektor der Aliso Niguel High School im kalifornischen Aliso Viejo, verbot den Balztanz samt Party: "Wie die Jugend heute tanzt, das sollte in der Hochzeitsnacht geschehen", schimpft er gegenüber der Los Angeles Times.

Die Schüler wollen hinter mahlenden Bewegungen und anzüglichen Tanzschritten nichts Schlimmes sehen. "Wie sollen wir denn sonst tanzen?", fragt eine Schülerin empört. "Freaking" gibt es eigentlich schon länger: In den 90er-Jahren schwappte der Tanzstil aus Puerto Rico, wo er "perreo" (Slang für "Hund") heißt, über. Selbst ernannte Sittenwächter schlichen mit Taschenlampen durch die Menge. Jugendliche, die sich nicht an die Regeln hielten, wurden vom Parkett gewiesen. Regeln wurden aufgestellt: "Das sich nach vorne Beugen von mehr als 45 Grad ist verboten", verfügte eine Schule im Bundesstaat Washington.

Der Schülertanz, der Erwachsene an "Sex in Kleidern" erinnert, hat sich wie ein Flächenbrand ausgebreitet. Lorena, die eine Highschool im kalifornischen Cupertino besucht, kann die Aufregung nicht verstehen. "Wer so tanzt, hat noch lange keinen Sex mit seinem Partner. Es ist nur eine Art Selbstausdruck, wie die Kleidung." Dass sich wildfremde Männer an ihr reiben, macht ihr nur dann was aus, wenn sie "hässlich" sind. Außerdem: Auch Tango war einmal offiziell geächtet. (Rita Neubauer/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 21./22.10. 2006)