Ein Verkehrsstau prägte das Bild auf der Straße nach Kaprun kurz nach dem Seilbahnunglück im November 2000, bei dem 155 Menschen ums Leben gekommen waren. Dutzende Fahrzeuge von Feuerwehr, Rettung und Polizei verstopften den Verkehrsweg restlos und blockierten einander. "Eine gemeinsame Kommunikation hätte geholfen", sagte dazu General Franz Lang, stellvertretender Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, bei den Sicherheitstagen in Leogang im Pinzgau. Das Zauberwort dafür heißt Digitalfunk für alle Blaulichtorganisationen und läuft seit Jahresbeginn in Tirol und Wien.

Erstinterventionsteam

Ein typisches Erstinterventionsteam in einer Notfallsituation besteht aus zwei Einsatzfahrzeugen der Polizei, vier Feuerwehrautos und zwei Rettungswagen, erläuterte Lang. Diese müssen miteinander kommunizieren können, was bisher nicht möglich war. Denn reibungslose Abläufe erhöhen die Überlebenschancen von Opfern, die nach den ersten 30 Minuten nach einer Katastrophe rapide sinken. Gemeinsame Kommunikation hilft auch den Einsatzkräften selbst - um einander vor Gefahren warnen zu können.

Tetron

Die Anforderungen an das neue Digitalfunknetz waren hoch: Es musste in tiefen Alpentälern ebenso funktionieren wie in der Wiener U-Bahn und sollte bedienungsfreundlich, abhörsicher, leistungsfähig sein. Die Datenübertragung sollte ebenfalls möglich werden. Den Zuschlag bekam Tetron, ein Konsortium aus Motorola und Alcatel.

Die ersten Härtetests - die Universiade in Innsbruck etwa und die österreichische EU-Präsidentschaft mit dem Besuch von US-Präsident George W. Bush als Höhepunkt - verliefen erfolgreich, wie Bernhard Krumpel, Geschäftsführer von Tetron betonte. Beim Bush-Besuch mussten in zwei Tagen 40.000 Funksprüche abgewickelt werden, nicht ein einziger habe in eine Warteschleife gelegt werden müssen. Das System war etwa zu 30 bis 40 Prozent ausgelastet.

450.000 Einsatzkräfte

Ungefähr 450.000 Einsatzkräfte in Österreich werden im Vollausbau, der 2009 abgeschlossen sein soll, am Digitalfunknetz hängen. Für den Aufbau der Infrastruktur - 1.200 sind geplant - wurden 133 Millionen Euro veranschlagt. Ein Endgerät mit einer Lebensdauer von etwa zehn bis zwölf Jahren kostet ungefähr 700 Euro. Das Innenministerium betreibt das Netz und die eigenen Endgeräte, die anderen Blaulichtorganisationen stellen in den jeweiligen Bundesländern die Infrastruktur für die Errichtung des Netzes zur Verfügung.

Vorbehalte gegen Tetrafunk wurden allerdings noch nicht völlig ausgeräumt: Etwa das Argument, dass Terroristen mit einem einzigen Schlag das gesamte Netz lahm legen könnten, wird immer wieder gebracht, so auch in Leogang. Man könne jederzeit in andere Netze wechseln, hielten Lang und Krumpel dem entgegen. Eine Attacke sei aber nicht ganz auszuschließen.

Der erste Versuch der Errichtung eines digitalen Funknetzes unter dem Titel "Adonis" in Kooperation zwischen Siemens und dem Innenministerium war gescheitert. Es folgte eine Klage über 180 Millionen Euro gegen das Ministerium.(APA)