In dem Geviert, das von zwei Bauträgern gekauft wurde, befinden sich Wohnungen und Sozialräume.

Grafik: ÖSW
Fast zehn Jahre ist es her, dass dem Paradebeispiel "übelster Spekulation" im 17. Bezirk, dem "Langer Block", ein Ende gesetzt wurde. Seither wurden 179 Wohnungen gebaut und ein neuer Name gefunden: "Wohnraum Rosensteingasse".

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Der "Langer Block" war einmal. Heute hat ihn in der Rosensteingasse/ Geblergasse/Lobenhauerngasse/ Gschwandnergasse ein anderes Gebäude ersetzt und heißt "Wohnraum Rosensteingasse".

Bis Mitte der 1990er-Jahre war das Haus in Wien-Hernals "ein Synonym für Hausherrenspekulation", sagt Michael Pech, Vorstand des Österreichischen Siedlungswerks (ÖSW). Das ÖSW und Gewog-Neue Heimat, beides gemeinnützige Wohnbaugesellschaften, kauften elf der 16 Liegenschaften in diesem Blockgeviert um 47 Millionen Schilling und erdachten ein neues Konzept. Der ehemalige Besitzer hatte die Substandardwohnungen, die viel zu klein und ohne Sanitäranlagen ausgestattet waren, an Gastarbeiter und Großfamilien zu hohen Preisen vermietet - bis die Stadt Wien dies unterband.

Die Bauträger stellten fest, dass lediglich zwei Gebäude - das viergeschoßige Haus in der Gschwandnergasse/Lobnerhauerngasse sowie der solide Ziegelbau der ehemaligen "Fabrik" - für einen Umbau in einen "zeitgemäßen Wohnraum" geeignet waren, erzählt Pech. Der Abbruch des "desolaten" Hauses von "minderer Bauqualität" und ein Neubau stellten "wirtschaftlich die beste Lösung" dar, sagt er.

2000 begann man nach einer Umwidmung zu bauen. Umwidmung deswegen, weil das ausgewählte und mit der Stadt Wien abgestimmte Bebauungskonzept in einigen Punkten nicht dem Flächenwidmungsplan entsprach. Ein Faktor war, dass der Grundwasserspiegel in diesem Gebiet hoch liegt und die Grundfundierungen problematisch waren, hieß es aus dem Büro des Stadtrats Werner Faymann (SP). Auf 16.300 Quadratmetern entstand bis 2003 eine von Architektenteam Timo Huber konzipierte Wohnhausanlage mit 179 geförderten Mietwohnungen. Die Baukosten betrugen insgesamt 19 Millionen Euro, die Stadt beteiligte sich mit 6,9 Millionen. Von klassischen Wohnungen über Maisonetten bis zu Wohnungen mit Home-Office war alles beziehbar.

Sanierung vs. Abbruch

"Ein Abbruch ist nicht grundsätzlich schlecht", sagt ÖSW-Vorstand Pech. Die städtebaulichen Bedingungen seien entscheidend. In Punkto Sanierung oder Abrissbirne sei eine "Symbiose" anzustreben, meint Susanne Reppe von der Gewog und begründet: "Je nach rechtlichen und wirtschaftlichen Möglichkeiten, um die Identität des Viertels zu bewahren und gleichzeitig moderneren Wohnraum zu schaffen." Nach jahrelanger Spekulation und den damit verbundenen Missständen sei auch eine Verbesserung der Wohnsituation gelungen, betont Pech. In Zusammenarbeit mit der Gebietsbetreuung wurde auch ein Blocksanierungskonzept erstellt. Einige Punkte des Konzeptes waren die Verbesserung der Lebensqualität durch den Abriss der Hofbebauung und die Umsetzung des Freiraumkonzepts. Ursprünglich war auch eine Zugänglichkeit des Blocks sowohl von innen als auch von außen gedacht, doch die Bewohner waren nicht dafür zu begeistern, sagt Koch. Deswegen kann man sich nur innerhalb der Anlage ohne Schlüssel bewegen, um hineinzukommen braucht man aber einen. Zum Innenhofleben gehören auch eine Tiefgarage und Grünraum.

Soziales Konzept

Um die soziale Infrastruktur zu verbessern, plante man auch Räume für Projekte ein. Ein Tagungszentrum für Menschen mit Behinderungen, zwei Jugendwohngemeinschaften der MA 11 (Amt für Jugend und Familie) und ein Kindergarten fanden Platz. Dem Erhalt der Kleinkunstbühne "Kulisse" wurde besondere Bedeutung zuteil, erzählt Pech. Worauf ÖSW und Gewog besonders hinweisen war damals die Möglichkeit, die noch nicht bebaute Fläche alternativ zu nutzen. Die Gewog stellte ihren Teil der nackten Liegenschaften Künstlern zur Verfügung, die das Bauszenario mit Installationen aufpeppten. Das ÖSW stellte statt Autos Jugendlichen die freien Flächen zur Verfügung. (Marijana Miljkovic, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.10.2006)